Wollte Willy Brandt, dass Deutschland wieder vereint ist?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das empfand ich immer als etwas ambivalent: Brandt eierte bei der Frage nach der Deutschen Einheit ständig rum - noch 1988 kritisierte er sie vehement (siehe hier mit Quellen) und riet davon ab, bezeichnete sie sogar als "gefährlich". Aber nur wenig später (1991) befürwortete er den Umzug von Bonn nach Berlin und feierte die Einheit; auf der Homepage der Willy-Brandt-Stiftung spricht man gar von der "Erfüllung seines Lebenstraums".

https://www.youtube.com/watch?v=yOBHN9lXMug

Woher ich das weiß:Hobby

Guckst du HIER:

Für seine Ostpolitik erhielt Brandt 1971 den  Friedensnobelpreis. In seiner Vorlesung in der Universität Oslo am 11. Dezember 1971 erklärte Brandt, es gehe darum, „Kriege abzuschaffen, nicht nur, sie zu begrenzen, […] weil der Unfriede ein anderes Wort für die extreme Unvernunft geworden ist. Krieg ist nicht mehr die  ultima ratio, sondern die ultima irratio.“ [44] Mit dieser „Neuen Ostpolitik“, die Willy Brandt gemeinsam mit  Walter Scheel gegen den entschiedenen Widerstand der Mehrheit der CDU/CSU-Opposition durchsetzte, bemühte er sich um eine „Entspannung in Europa“.
Einige Geschichts- und Politikwissenschaftler sehen darin heute eine Wegbereitung für den Zusammenbruch der kommunistischen Regierungen in  Osteuropa und die  Deutsche Wiedervereinigung, was von Brandt mit seiner Ostpolitik jedoch nicht beabsichtigt war. Seinerzeit wurde ihm von konservativer Seite vorgeworfen, damit eine unnötige Anerkennung der DDR betrieben zu haben. Sie sahen die Entspannungspolitik nicht als Weg zum Zusammenbruch der Staaten des Ostblocks, sondern konstatierten im Ergebnis einzig eine Aufwertung und Stabilisierung der Regierungen.

In den Sonntagsreden war die CDU immer bestrebt, die Wiedervereinigung zu betreiben--allerdings in den Grenzen von 1937. Dadurch bekam die CDU/CSU viele Stimmen aus den Vertriebenenverbänden--aber es gab keinerlei Fortschritte. Für viele war die DDR die "Sowjetische Besatzungszone".

Erst durch die "neue Ostpolitik" wurden ideologische Grabenkämpfe beendet. Hierfür waren verantwortlich: Willy Brandt (SPD) und sein Unterhändler Egon Bahr und der Außenminister Walter Scheel (FDP)

https://www.mdr.de/zeitreise/willy-brandt-ostpolitik100.html

Es war das Ziel jedes demokratischen Politikers in der BRD, denn die Wiedervereinigung war als zukünftiges Ziel in der deutschen Verfassung (Grundgesetz) nieder geschrieben.

Brandt hatte wahrscheinlich seit Mitte der 50er Jahre das Ziel aufgegeben.

Er hielt es wie alle anderen Bonner Politiker und eine klare Mehrheit der Westdeutschen für unrealistisch und Schnee von gestern. Von 1960 bis 1989 haben nur wenige an dem Ziel festgehalten, und die wurden meist als etwas komische Figuren, als rechts oder ewiggestrig abgestempelt.

Brandts Linie war Anerkennung der DDR, die auf Dauer bleiben würde, Erleichterung des Reiseverkehrs und Milderung des DDR-Systems.