Wieso kann ich meinen Ex einfach nicht vergessen?
Danke fürs Lesen. Ich möchte einfach mal alles los werden.
Vielleicht zuerst zu meiner Person. Ich bin (w20). In meiner Kindheit habe ich viel Einsamkeit erlebt. Meine Eltern waren bereits getrennt, als ich noch nicht einmal auf der Welt war. Sie haben noch zusammen gelebt, doch mein Vater wurde handgreiflich. Musste zusehen wie meine Mutter tagelang weinte und mir erzählte, sie wünschte, sie hätte mich und dieses Leben nie gehabt.
Als ich 8 Jahre war, zog sie dann schliesslich aus. Ich hatte noch eine Schwester, sie ist 7 Jahre älter als ich und als sie 17 wurde, zog sie aus, weil sie es nicht länger mit unserem Vater aushielt. Ich war also ganz alleine mit ihm und da er viel gearbeitet hat und oft erst um 20.00 Uhr Abends nachhause kam, war ich sehr oft auf mich allein gestellt und das schon von klein auf.
Ich habe das allein sein genossen. Ich war zufrieden. Meine beste Freundin hatte schon von klein auf jede menge Beziehungen, diesen Drang hatte ich nie. Ich war glücklich mit mir selbst. Dann als ich 18 wurde und meine Ausbildung begann, lernte ich einen Jungen kennen.
Ich fand ihn von Anfang an hübsch und attraktiv und er mich auch. Wir wurden beste Freund. 3 Jahre lang waren wir immer füreinander da, bis wir uns verliebten und eine Beziehung eingingen. Und dann passierte es. Ich war nicht mehr das selbständige Mädchen, ich war total abhängig von ihm.
Ich verbrachte jedes Wochenende bei ihm, weil ich nicht zuhause bleiben wollte. Ich brauche seine Aufmerksamkeit, seine Liebe, seine Anwesenheit. Er war schon fast mein Lebensinhalt. Meine erste grosse Liebe.
Wir hatten eine wunderschöne Beziehung, doch aus irgend einem uns unerklärlichem Grund, begann sein bester Freund mich zu hassen. Wahrscheinlich war er eifersüchtig, hatte Angst, dass ich ihm seinen besten Freund wegnehme. Es war jedenfalls nicht schön. Gegen Ende haben wir auch immer mehr gestritten. Er hat fast nie etwas von sich aus geplant, initiiert, weil er eher der schüchterne ist. Ich habe mich dadurch oft ungeliebt gefühlt.
Nach 2 Jahren Beziehung hat er dann schlussendlich das ganze mit mir beendet. Ich war wirklich am Boden zerstört. Ich wusste, dass er mich noch liebt, doch er hatte das Gefühl das er mich nicht verdient. Er sagte, er kenne meinen Wert, doch er möchte, dass ich jemanden finde, der mich besser behandelt. Er hatte starke Zweifel, dass er genug war.
3 Tage nach der Trennung hat er einen grossen Text geschrieben. Mir gesagt, dass wenn es das Schicksal so will, wir uns wieder sehen werden. Ich wollte das einfach nicht wahrhaben. Habe um ihn gekämpft, 2 Monate lang versucht ihm zu zeigen das er genug ist, dass ich ihn liebe.
Dann eines Tages hat er gesagt, er möchte, dass ich komplett aus seinem Leben verschwinde. Er möchte, dass ich aufhöre ihm zu schreiben. Wir haben uns an diesem Tag über WhatsApp noch einmal heftig gestritten, beleidigt etc. Seitdem her ist Funkstille.
Meine Freunde sagen alle, dass sie nicht glaube können, dass das ganze vorbei ist, so sehr wie wir uns geliebt haben. Und auch ich habe immer noch dieses Bauchgefühl, dass das einfach nicht das Ende war. Ich fühle immer noch diese Verbindung zu ihm und es schmerzt so sehr.
Auch nach 2 Monaten Trennung kann ich ihn nicht loslassen. Egal ob in der Freizeit, Schule, Arbeit, ständig werde ich an ihn erinnert, ständig fragt jemand nach ihm. Ich kann nie wirklich abschliessen ohne das die Wunde wieder aufgerissen wird.
Er hat mich nicht blockiert. Hat auch noch ein T-Shirt von mir bei sich, er hat gesagt wenn er Zeit hat, legt er es mir mal in den Briefkasten. Das ist nun 2 Wochen her.
Wie soll man jemanden vergessen, wenn man ständig an ihn erinnert wird? Wenn man die ganze Zeit dieses innere Bauchgefühl hat, dass es einfach nicht das Ende sein kann? Ich verzweifle langsam.
5 Antworten
Es ist vorbei und man muss lernen, das zu akzeptieren.
1. Wenn jemand nach ihm fragt, musst du deutlich sagen, dass er nicht mehr dein Freund ist und dass du darum bittest, dich nicht mehr auf ihn anzusprechen.
2. Hake das T-Shirt ab. Du brauchst es nicht mehr. Und ihn auch nicht mehr!
3. Wenn er dich nicht geblockt hast, solltest du das Handy so einstellen, dass du seinen Kontakt nicht mehr direkt siehst, oder ggf teils löschen.
4. Geh in einen Verein oder eine Freizeitgruppe, damit du neue Kontakte knüpfen kannst und auf andere Gedanken kommst.
5. Schreibe eine Tabelle mit pro und contra über ihn. Mit der Zeit wirst du erkennen, dass das contra mehr wird. Du siehst, dass er die nicht nur gut getan hat.
6. Es kann sein, dass du wegen der Verluste von Mutter und Schwester eine Therapie brauchst, um das alles aufzuarbeiten. Du könntest bei der Caritas eine kostenlose Beratung in Anspruch nehmen.
Deine Kindheit war von Verlust und Einsamkeit geprägt. Er war deine erste grosse Liebe und wie ein sicherer Hafen.
Da ist es klar, dass du ihn nicht einfach so vergessen kannst und es dich sehr schmerzt. Schon gar, weil der Grund der Trennung für dich nicht nachvollziehbar war. Denn er wurde dir ja mehr als gerecht, du wolltest gar keinen, der besser sein könnte als er.
Hätte er dir gesagt, ich fühle mich zu eingeengt und kann deinen Erwartungen an mich nicht erfüllen, dann hättest du es eher verstehen können.
Um loslassen und vorwärts gehen zu können, muss man zuerst sein Los, Schicksal annehmen können, es akzeptieren und traurig sein. Erst dann kann man langsam Distanz davon gewinnen und sich anderen Dingen zuwenden.
Du verharrst im Moment noch im Unverständnis, hast darum immer noch Hoffnung, dass er seine Entscheidung rückgängig machen könnte. Weil er eben keine Ich-Botschaft als Grund angab, sondern Du hast wen besseren verdient, als er es ist.
Du aber weisst, da irrt er sich gewaltig, darum fällt es dir um so schwerer, es einfach akzeptieren, annehmen zu können.
So gesehen war es feige von ihm. Vielleicht kann dies auch eine gewisse Wut auslösen, die es eben oft bei einer Trauerarbeit ebenfalls braucht.
Alles Liebe dir.
Du hast in deiner Kindheit und Jugend offenbar viele Verluste erlebt. Daraus entwickelt sich der Wunsch nach endlich mal Beständigkeit. Die, dachtest du, hast du in deinem Freund gefunden. Das ist nun auch in die Brüche gegangen, ihr habt euch gestritten und beleidigt. Es ist also zu einem harten Bruch gekommen. Scheinbar legst du auch sehr viel Wert auf die Meinung deines Freundeskreises, die dir einreden, ihr hättet noch eine Chance. Sie waren aber nicht in der Beziehung mit dir, sondern dein Freund. Und nur seine Entscheidung zur Trennung zählt hier. Niemandes sonst. Eine Trennung ist immer ein Trauerprozess. Beim einen geht der schnell vorüber, beim anderen eben nicht. Ihr hattet sicher auch schöne Zeiten, an die erinnert man sich dann mit Schmerz und wünscht sich, dass alles wieder so sein soll wie bisher. Somit, wenn man sich davon nicht lösen kann, dauert der Prozess der Abnabelung umso länger. Aber, wie auch andere hier schon geschrieben haben, man kommt darüber hinweg. Niemand kann dir sagen, wie lange das bei dir dauert. Aber es geht, auch wenn es weh tut und auch immer mal wieder der Wunsch aufflackert, es doch noch mal zu versuchen.
Dein Freund hat sich klar zu einem NEIN bekannt. Das solltest du akzeptieren, dich mit anderen Dingen ablenken und dir Zeit für dich nehmen, dich wieder selber wahrnehmen als das, was du bist. Dein Text zeigt, dass du offenbar noch in der Phase des Nicht-verstehen/wahrhaben-wollen bist. Irgendwann lichtet sich das und es kommt vielleicht sogar die Phase der Wut darüber, dass dein Ex dich abgelehnt hat, wo du es doch gut gemeint und ihn geliebt hast. Wut setzt oft Energien frei für einen Neuanfang. Nicht unbedingt gleich mit einer neuen Beziehung, aber mit Umdenken und sein Leben anders führen, ohne den Partner. Wieder mehr mit Freunden, mit Hobbys, mit Unternehmungen, die einem Spaß machen. Das lenkt ab und heilt. Dein Ex ist Vergangenheit, hätte er Interesse, nochmal mit dir zu sprechen, hätte er dir zudem dein T-Shirt wiederbringen und reden können. Hat er nicht gemacht. Er möchte die Distanz. Einzig richtiger Weg: brich den Kontakt ab. Lauf ihm nicht mehr hinterher. Es bringt dir weder Klarheit noch Antworten auf das WARUM noch sonst einen Nährwert. Es ist vorbei, aber es geht weiter mit deinem Leben ohne ihn. Und irgendwann wirst du merken, dass du auch ohne ihn wunderbar klar kommst, weil du niemanden außer dir selber brauchst, sondern jemand Neues ein Zugewinn zu deinem selbst bestimmten Leben ist.
Du bist vielleicht im Herzen einsam, aber du hast Menschen um dich herum, die LEBEN. Und garantiert gibt es in deiner Schule und/oder über andere Bekannte auch Anschluss, wenn du ihn aktiv suchst. Die ganzen Podcasts etc gegen Trennungsschmerz reißen, finde ich, nur immer neue Wunden auf und ziehen einen runter, wenn man sich damit und dem Thema Trennung/Schmerz ständig beschäftigt. Wichtiger wären Motivationssprüche, Selbstfindung, Selbstbestätigung in Form von "mach dir klar, was du schon alles erreicht hast und was du kannst, denn du bist einzigartig und schaffst jede Herausforderung". Dieses ganze traurige Gesülze über "warum hast du mich verlassen? Ich habe dich doch so geliebt" macht es nicht besser, sorry. Ich finds gut, dass du dich ablenkst. Das hilft schon mal. Und jeder Tag, der dich weiter von ihm wegtreibt, ist ein neuer Tag mit mehr und mehr Abstand, innerlich. Du schaffst das! Du bist das wert, nach vorne zu schauen und die Vergangenheit auch diesmal hinter dir zu lassen. Alles Gute.
Ich weiß, dass will man in einem solchen Moment nicht hören aber...
ZEIT HEILT WUNDEN!
Und das ist tatsächlich so. Es tut weh, es wird auch noch ne Weile dauern bis du mit ihm und eurer Beziehung abschließen kannst, aber es wird passieren.
Gib dir Zeit und versuch dich mit schönen Dingen etwas abzulenken und es wird immer leichter werden.
Jeder hat mal Herzschmerz mitgemacht und es überstanden. Also Kopf hoch und positiv denken!
Herz will ihn Kopf schreit nein das brauch seine Zeit es wird aber
Danke. Ich versuche zurzeit meinen Fokus auf andere Dinge zu legen. Lese Bücher zur Selbstfindung und höre Podcasts gegen Trennungsschmerz etc.... Leider hilft mir im Moment die ganze Ablenkung null. Ich habe auch keine Freunde mit denen ich etwas unternehmen kann. Nur meine Mitbewohnerin, diese ist jedoch mit ihrem neuen Partner unterwegs, den sie seit einem Monat kennt, sie ist also kaum für mich da. Und wenn, dann kuschelt sie mit ihrem Freund auf unserer Couch. Das tut weh. Ich kann zu niemandem. Zum ersten mal in meinem Leben, macht mir die Einsamkeit Angst.