Wie viele Slawische Einflüsse stecken im Deutschen?

5 Antworten

Es gibt einige slawische Entlehnungen im Deutschen, sie sind aber nicht so häufig wie die romanischen Entlehnungen, verbergen sich aber mitunter in Wörtern, denen man die slawische Herkunft nicht ansieht.

dalli (pol. dalej = weiter!)
Grenze (pol. granica)
Gurke (altpol. ogurek)
Hamster (altslaw. xoměstarŭ)
Nerz (sorb. nórc)
Schmetterling (tschech. smetana = Schmand, Rahm)
Quark (pol. twaróg)
Steppe (russ. step)

Jauche, Jause (in Österreich), Droschke, Halunke, Roboter, und etliche andere mehr. Lokal sind auch andere Wörter gebräuchlich (z.B. im Ruhrgebiet "Mottek" = Vorschlaghammer, aus dem Polnischen, "Lelek" = Laufbursche, und etliche andere).

https://www.deutschunddeutlich.de/contentLD/GD/GSt35sSlawWort.pdf

Manche dieser Wörter sind noch eine Stufe weiter entlehnt worden, so ist der "Dolmetscher" sogar auf eine Turksprache rückführbar. Die Etymologie von "Vampir" ist weiterhin unklar (ggf. turksprachig? es gibt auch eine plausible albanische Etymologie). "Mammut" (russ. "mamont") stammt vermutlich aus einer uralischen Sprache (Mansi oder Khanty) - auch Nenzisch (eine samojedische Sprache) wurde da schon mal angeführt.

Slawische Ortsnamen sind recht häufig.

Ich denke, dass Englisch noch weniger slawische Lehnwörter hat.
Z.B. cucumber (statt Gurke) und butterfly (statt Schmetterling)  

Übrigens bestreitet die französischsprachige Wikipedia die slawische Herkunft von "Bistro" und führt stattdessen einen westfranzösischen Dialekt (Poitou) dazu an. In manchen Fällen sind die Verhältnisse umstritten oder unklar.


indiachinacook  07.01.2020, 23:00

Die Engländer sagen zwar cucumber (←lat. cucumis, angeblich aus dem Sumeri­schen weitergereicht), aber es gibt auch gherkin ‘Essiggurke’, also das slavische Wort. Ein paar von den im Deutschen vorkommenden Lehnwörtern gibt es auch im Englischen (steppe, quartz, horde) gibt es auch im Englischen, wobei ich nicht weiß, ob sie direkt aus einer slavischen Sprache oder übers Deutsche ein­gewan­dert sind.

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Englisch hat mit einer hohen Wahrscheinlichkeit gar keine Slawischen Einflüsse. Die deutsche Sprache vielleicht ein bisschen, allerdings nicht so stark, wie die englische Sprache von romanischen Sprachen beeinflusst wurde.

Ich glaube das Deutsch mehr deutlich mehr slawische Einflüsse hat als Englisch , weil der Osten Deutschlands im 7.Jahrhundert von slawischen Stämmen besiedelt wurde und Deutsch deshalb auch einige slawische Einflüsse hat

Slavische Sprachen sind die östlichen Nachbarn des Deutschen. Da ist es klar, daß einiges an Vokabular ausgetauscht wurde. Man muß dabei aber die verschiedenen slavischen Sprachen unterscheiden. In manchen Fällen wie Grenze, Jauche, Ham­ster, Petschaft und Popanz ist es nicht klar, aus wel­cher sla­vi­schen Spra­che die Ent­lehnung stammt, da streiten sich die Experten zwi­schen Sorbisch/Polnisch, Tsche­chisch oder sogar Russisch oder Slovenisch.

In Deutschland sind das vor allem Polnisch und Sorbisch. Zu den bekanntesten Bei­spie­len gehören die Peitsche, die Gurke, der Quark und der Schmand (die letzten bei­den versteht man nur in Deutschland). Viele der polnischen oder sor­bi­schen Ent­leh­nun­gen sind aber nur regional gebräuchlich, z.B. Plauze ‘Bauch’ oder Bemme ‘Butter­brot’.

Tschechisch hat dagegen vor allem auf die ostmitteldeutschen und bairischen Dia­lekte im Süden und besonders in Österreich gewirkt, und daher kommen das Vorder­glied vom Dudel­sack, der Halunke, der Quarz, die Haubitze, die Pistole, der Pram, die Sahne, der Trabant, sowie etliche Vogelnamen (Stieglitz, Zeisig, Trappe). Nicht ver­ges­sen sollte man auch den internationalen Exportschlager Roboter.

Weil in der Monarchie Wien voller tschechischer Dienstmädchen und Köchinnen war, gibt es in Österreich einen Haufen tschechischer Küchenausdrücke wie der Kren ‘Meer­ret­tich’, die Palatschinke ‘Omlette’ oder der Powidl ‘zu Mus verkochte Zwetsch­ken’. In Österreich findet man auch ein paar Spuren des Slove­ni­schen, z.B. die Jause ‘kleine Zwischen­mahlzeit’. Außerdem haben wir daher noch die Doline.

Aus dem Russischen kommt dagegen vor allem Exotismen, die mit rus­si­scher Kultur oder Geschichte zusammenhängen: Zar, Kosak, Apparatschik, Balalaika, Datscha, Wodka, Beluga, Knute. Etwas brauchbarere Beispiele sind das Mammut, die Drosch­ke, das Pogrom, die Steppe, der Wallach oder der Parka. Neuerdings zu Ruhm ge­kom­men ist auch die Troika. Nicht vergessen soll man die Horde, ein mon­go­li­sches Wort, das über russische Vermittlung im Deutschen gelandet ist.

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik

Spontan fallen mir nur Ortsnamen ein, die slawischen Ursprung haben (...in, ...ow).