Wie viel sollte man für eine Geige ausgeben?

3 Antworten

300€ ist absolut in Ordnung!

Und der Preis ist eh zweitrangig, wenn das Instrument Charakter hat und zu Dir passt!

Ich spiele zwar keine Geige, aber Gitarre! Habe über 30 (!) Gitarren zuhause. Meine beiden Lieblingsgitarren sind eine "no name" 30€ Gitarre und eine TA für 1.639€.

Mag BEIDE sehr, sehr gerne! ;-) Macht Spaß mit denen zu spielen! :-)

Woher ich das weiß:Hobby

Wenn Du ernsthaft am Geige lernen interessioert bist:

Gehe zu einem Geigenbauer und lass Dich beraten. Oft ist es auch möglich, eine brauchbare Geige zu leihen. Dein/e Lehrer/in sollte Dich da ebenfalls beraten können.

€ 300.-- ist für ein vernünftiges Instrument zu wenig. Zumal ein guter Bogen - der genau so wichtig ist - auch Einiges kostet.

300 € ist sehr wenig für eine Geige. Es kann reichen, es kann aber auch zu Enttäuschungen führen.

Besser wäre es, wenn möglich, beim Geigenbauer eine Weile eine gute Schülergeige zu mieten. Das kostet in der Regel so 15 bis 20 €/ Monat. Ein Jahr ist mMn für einen Kauf "fürs Leben" oder für die nächsten 10 Jahre eventuell etwas wenig.

Am besten wäre es, zu sparen parallel zum Mieten und seine Technik zu verfeinern und parallel immer wieder verschiedene Geigen anzuhören (Youtube reicht, höre dir ruhig die ganz teuren an: Stradivari, Guadagnini, Guarneri usw.).

Hier geht es nur darum, Unterschiede zu hören, zu hören, was du magst und was nicht. Welchen Klang bevorzugst du bei den verschiedenen Saiten? Da gibt es große Unterschiede, man muss sich aber etwas einhören.

Dann solltest du am besten die Lagen bis zur dritten oder fünften beherrschen. Es gibt Geigen, die auf einigen Saiten in höheren Lagen nicht mehr gut klingen. Wenn man die dann später mal spielt, ist man enttäuscht. Wie klingt die Geige, wenn man G-Saite "hochgeht"? Wie, wenn man die D-Saite hochgeht? (Einige klingen da eher "heiser")?

Ich persönlich höre immer sehr große Unterschiede bei den G- und D-Saiten und einige E-Saiten sind mir zu schrill (auch bei "guten" Instrumenten!).

Übungen, die du zum Aussuchen machen könntest:

Leere Saiten ganz langsam einzeln streichen. Das gleiche schneller.

Jeweils zwei Saiten langsam einzeln streichen.

Eine Tonleiter über alle Saiten in der ersten Lage.

Eine Tonleiter auf einer Saite so weit du mit dem Lagenspiel kommst. Das auf jeder Saite.

Ein Stück, das du sehr, sehr gut spielen kannst, das über mehrere Saiten und vorzugsweise auch bis zur dritten Lage geht üben. Täglich.

Oder aus verschiedenen Stücken kurze Abschnitte üben, die dann über alle Saiten, mehrere Lagen gehen, mit langen und kurzen Bogenstrichen und jeder Strichart, die du kannst.

Hier wären Tips für Fortgeschrittene:

https://www.youtube.com/watch?v=rMXALA9tmzw&t=611s

Alternative, wenn das Geld knapp ist und es nicht die Geige fürs Leben sein soll, sondern man die nächsten Jahre noch etwas spart und sich dann eine bessere kauft:
Zum Geigenbauer gehen, ehrlich das Maximalbudget (ohne sich zu übernehmen! Wenn es nur 300 € sind, nicht 500 € angeben!) nennen und ihn nach einem Set fragen. Das Set ist oft vom Geigenbauer eingestellt. Es gibt auch Geigenbauer, die gebrauchte Geigen günstiger verkaufen, also Sets, die beim Upgraden zurückgegeben wurden.

Mit diesen Sets kann man meist die ersten paar Jahre problemlos spielen. Meist liegen die Kosten meines Wissens eher um 500 €, aber möglicherweise gebraucht günstiger. Alternative: So ein Set über Kleinanzeigen kaufen und ggf. vom Geigenbauer durchchecken und ggf. anpassen lassen (kann so um die 100€ kosten - vorher einfach mal fragen!). Set = Geige, Bogen, Kasten, oft noch Kolophonium. Sonst muss man Kolophonium und Schulterstütze extra kaufen. Das wären dann zusammen vielleicht noch mal 30 bis 40 €, je nach Kosten der Schulterstütze.

Ich möchte übrigens mal diese Schulterstütze empfehlen:

https://www.amazon.de/gp/product/B08PF9FND6/ref=ppx_yo_dt_b_search_asin_title?ie=UTF8&psc=1

Ich weiß nicht, ob die für jeden etwas ist. Ich hatte einige, die oft von der Schulter rutschten oder unbequem waren. Diese habe ich zufällig mal gefunden, ausprobiert, und die Geige sitzt damit "bombenfest", aber trotzdem noch locker. Das ist zwar eine sehr individuelle Sache, jeder bevorzugt etwas anderes, aber bei mir war es wirklich so, dass die Wolf- und Kun-Stützen nie so ganz perfekt gepasst bzw. gehalten haben.

Man sollte dann also nach und nach Geld zurück legen, um sich irgendwann für 1000 bis 2000 € eine "Geige fürs Leben" zu kaufen. Die ist dann immer noch in der Kategorie "günstige Schülergeige" aus Profisicht - es gibt durchaus Hobbyspieler, die 5000 € und mehr ausgeben - aber sollte meist den Anforderungen für mehrere Jahre entsprechen, es sei denn, man spielt in gehobenen Laienorchestern oder nimmt an Wettbewerben der gehobenen Klasse teil.

Da das auch für viele viel Geld ist, sollte man dann genau wissen, was man sucht und sich wirklich Zeit lassen.

Ich habe vier Geigen. Eine habe ich quasi geerbt, die wurde mir für den ersten Geigenunterricht zur Verfügung gestellt von meiner Großtante. Mit der war ich nie so richtig zufrieden, sie klang immer etwas "heiser" und mich störte zunehmend, dass ich auf Aufnehmen immer diese schön tiefen, vollen G- und D-Saiten hörte und meine eher hell, "heiser" klangen, besonders in den höheren Lagen.

Die zweite habe ich ganz zufällig gefunden. Meine Lehrerin verkaufte an ihre Schüler die erste ganze Geige und hatte dafür eine Auswahl an sogenannten "Sachsengeigen"/ "Sachen-Strads"/ Markneukirchen/ Mittenwald vom Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts. Diese wurden damals massenproduziert, aber zu Hause von mehreren Hobbyhandwerkern. Ich habe dann mal eine zum Spaß angespielt und war begeistert, aber die wurde vorher von einer anderen Schülerin gekauft. Ich habe dann noch eine zweite gespielt, die halt gerade zufällig an dem Tag im Übungsraum lag, also mitgebracht worden war und war restlos begeistert. Genau das, was mir immer gefehlt hatte, hatte diese Geige: Sie war eher leise (meine allerdings auch), sehr tief/ bratschig, G- und D-Saite hatten in den höheren Lage einen vollen, dunklen Klang. Die habe ich dann über 15 Jahre ohne Bedauern gespielt, also nie kam mir der Gedanke, ich bräuchte etwas anderes. Die hatte ohne Bogen 800 € gekostet, also minimal gehobener Anfängerpreis. Den Bogen von der ersten Geige habe ich durchgehend weiterbenutzt, der war wohl so im "okay"-Bereich.

Dann beschloss ich aus einer Lauen heraus - nachdem ich online immer las, eine gute Geige wäre erst ab 4000€ zu bekommen, Minimum wären 2000 € - NIE online lesen! 😣 - mir beim Geigenbauer eine Geige im Werte von ca. 2000 € zu kaufen. Als Budget gab ich 2300 € an. Ich sagte konkret, dass ich sie als Ergänzung zu meiner Hauptgeige haben wollte und das eher ein Luxuskauf wäre. Als Richtlinie gab ich an, dass sie eher dunkel klingen sollte, Farbe wäre egal.

Mir wurden dann ca. 10 Geigen nach und nach vorgelegt von denen ich die meisten nicht mochte - E-Saite zu schrill, G- und D-Saite zu heiser, Geigen viel, viel zu laut am Ohr. Teilweise dachte ich, dass man mir Billigstgeigen vorgelegt hätte. Am Ende blieben zwei übrig, eine wurde extra noch mal zusätzlich rausgeholt und die testete ich dann 14 Tage zu Hause. Die Auswahl fiel extrem schwer, weil sie sehr unterschiedlich waren - eine eher kräftig, die andere eher samtig - und am Ende wurde es die Samtige. Preis: 1500 €, ich hatte mir blind die beiden günstigsten Modelle ausgesucht.

Auf meine Frage, ob der Preis mit dem Klang stieg, wurde ganz klar gesagt, dass teure Geigen nicht immer besser klingen, besonders nicht für jeden!

Obwohl diese Geige also fast doppelt so teuer ist wie meine andere, sind sie für mich beim Spielen beide auf gleichem Niveau, nur mit unterschiedlichem Charakter.

Irgendwann hatte ich mir mal "aus Spaß" - zu viel Geld geschenkt bekommen 😂 - eine Geige von Ebay gekauft, die nur wegen ihrer Schönheit angepriesen wurde. Preis 400 €. Die musste noch mal vom Geigenbauer etwas angepasst werden - Wirbel geschmeidig gemacht werden, neue Saiten aufgezogen werden - und die klang auch erstaunlich gut. Nachdem dann über 10 Jahre die gleichen Saiten drauf waren klang sie irgendwann weniger gut - wurde aber auch nicht oft gespielt - und inzwischen habe ich da einen Satz teurer Saiten (Pirasto Obligato) drauf und spiele sie gerade wieder seit ein paar Monaten ein. Aus irgendwelchen Gründen hörte sie sich vor und nach dem Saitenwechsel eher rau an, vielleicht sollte sie mal zum Geigenbauer. Aber vorher hatte sie so einen obertonreichen ("klingelnd") aber leicht gedämpften Ton (klingt wie ein Widerspruch, ist aber vielleicht schwer zu beschreiben). Das wäre so eine Geige aus einem Set. Diese fand ich immer noch deutlich besser als meine erste. Leider kosten die Pirastro Obligato-Saiten 80€/ Set, sind also nicht günstig. Eine günstige Alternative wäre evtl. Pirastro Tonica. Man kann auch Einzelsaiten kaufen und dann vielleicht erst mal nur eine teure Saite wechseln, die man am wenigsten mag.

Das Problem bei "schlechten" Geigen ist, dass man sich irgendwann fragt, ob man selbst nicht gut spielen kann oder die Geige einfach nicht mehr hergibt.

Du kannst übrigens unverbindlich zu allen Geigenbauern der Gegend gehen, sagen, dass du über einen Kauf nachdenkst, aber noch nicht ganz sicher bist und fragen, ob du mal verschiedene Instrumente verschiedener Preisklassen ausprobieren kannst, vielleicht auch immer wieder im Abstand von Wochen oder Monaten. Mache dir dann Notizen, was dir an den einzelnen Geigen gefallen und missfallen hat. Damit kannst du dann später genauer sagen, was du suchst.

Spiele auch grundsätzlich so viele Geigen wie möglich an - Geige des Lehrers, anderer Schüler, wenn die das erlauben, von Freunden oder Klassenkameraden, wenn die das erlauben usw. Wenn du Freunde hast, die Geige spielen, kann es interessant sein, dass jeder seine Geige/n mal mitbringt und ihr die alle ausprobiert und vergleicht und die Unterschiede benennt. Nicht: Welche gefällt mir am besten, sondern: Wie klingt diese im Vergleich zu der anderen, wo sind die Unterschiede. So lernt man, das besser wahrzunehmen und auch eine Vorliebe herauszufinden.