1 Antwort

Ein ganz wesentlicher Unterschied ist, dass der Islam eine "Offenbarungsreligion" ist, während der Buddhismus (mit Ausnahme des Amitabha-Buddhismus) eine "Erkenntnisteligion" ist. 

Eine Offenbarungsreligion hat die Eigenschaft, dass ihre Existenz auf einem historischen Ereignis passiert. Im Christentum ist es der Opfertod von Jesus Christus, im Judentum ist es die Erwählung Abrahams zum Stammvater des jüdischen Volkes & im Islam die Offenbarung Gottes an Mohammed. Der Gläubige ist dazu verpflichtet an das historische Ereignis & deren offenbarte Inhalte, z.B. in Form moralischer Gesetze, zu glauben.

Bei der Erkenntnisreligion ist dies anders. Auch Erkenntnisreligionen sind auf prägende historische Ereignisse zurückzuführen. Im Buddhismus wäre das z. B. die Erleuchtung des Buddha. Jedoch wird diesen Ereignissen viel weniger Wert beigemessen. Denn die darin erkannten Wahrheiten, lassen sich auch durch rationales Denken & empirische Erfahrung erkennen. Das heißt, dass ein Mensch unabhängig davon, ob er über das historische Ereignis weiß oder nicht, zu denselben Erkenntnissen & deren positiven Folgen kommen kann. Denn nach einer Erkenntnisreligion liegt die Wahrheit in der Natur & der Vernunft und nicht in der Offenbarung eines höheren Wesens. Der Buddha hat z. B. gesagt, dass man nichts glauben soll & nichts einfach so machen soll, nur weil er es gesagt hat, sondern man soll die Dinge erst einmal rational prüfen. So etwas würde man nicht im Koran oder in der Bibel lesen. 

Wenn man das über den Buddhismus weiß, dann kann man auch verstehen, was die buddhistische Haltung zum Islam ist. Sehr allgemein gesagt: Alles inhaltliche was sich im Islam rational begründen lässt ohne auf eine Offenbarung angewiesen zu sein, würde der Buddhismus nicht ablehnen. Alles was im Islam irrational, fern von jeder Begründung & nur doch Offenbarung zu verstehen ist, ist aus buddhistischer Perspektive abzulehnen. Natürlich ist das mitunter von der Koran Interpretation abhängig. 

Ein Beweis für das was ich schreibe ist, dass der Buddha selber dementsprechend andere Religionen bewertet hat: Wie im Islam gibt es nämlich im Hinduismus auch eine heilige unfehlbare Schrift, die Veda. Der Buddha hat die Veda nie vollständig abgelehnt. Er hat nur gemeint, dass man keine Inhalte aus ihr einfach so glauben soll, ohne sie geprüft zu haben. Ich bin überzeugt, dass er sich zum Koran genauso geäußert hätte.

Zusätzlich möchte ich erwähnen, dass es in den buddhistischen Schriften keine Motive zur gewaltsamen Bekämpfung Andersgläubiger gibt. Buddha war ein Pazifist & Friedensstifter, wofür es viele Belege gibt. Kriege von buddhistischer Seite gegen Andersgläubige waren im Laufe der Geschichte auch eine sehr große Ausnahme. 

Woher ich das weiß:Hobby – aktiv praktizierender Buddhist & belesen
Drini275 
Fragesteller
 11.03.2021, 17:24

Vielen Dank für diese ausführliche Antwort. Nun kenne ich mich bereits ein Stückchen mehr mit dem Buddhismus aus.

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