Wie seid ihr Panikattacken/Panikstörungen und Angststörungen los geworden?

5 Antworten

Indem ich meine Einstellung dazu geändert habe. Ich hatte mehrmals täglich PA, auch nachts und teilweise stundenlanges Herzrasen mit Schwindel, Schweißausbrüchen, Engegefühl in der Brust und Angst an einem Herzinfarkt zu sterben. Das war echt der Horror.  Mein Arzt wollte mir Medikamente verschreiben und zur Psychotherapie schicken, davon halte ich aber nichts, weil das was psychisches ist, da braucht es keine Medikamente dazu.

Hab mir Informationen darüber im Internet geholt, meine Ernährung umgestellt, Sport gemacht und jedes Mal wenn ich eine PA hatte, die Tipps aus dem Internet befolgt. Klingt jetzt dämlich aber mir hat es geholfen, mich jedes Mal selbst abzuklatschen, etwas zu singen, meine Haustiere zu streicheln, etwas laut vorzulesen, spazieren zu gehen oder irgendwas fröhliches im Internet anzusehen. Nachts lag ich oft ewig wach und hatte dieses sch…. Gefühl wieder, ich war ständig kurz davor, die Rettung zu rufen. In der Arbeit bin ich deswegen oft ins Krankenhaus gefahren worden, weil meine Kollegen Angst um mich hatten.

Ich hab mir dann selbst eingeredet, dass das alles nur Theater ist und versucht, das ganze etwas ins Lächerliche zu ziehen. Ist natürlich alles andere als einfach, da man ja oft wirklich Todesangst hat. Ich hab mir immer wieder eingeredet, dass das PSYCHISCH und nicht körperlich ist, dass ich im Krankenhaus alles durchgecheckt habe und körperlich total gesund bin und keine Angst haben muss. Zudem hab ich versucht rauszufinden woher die PA kamen. Man muss sich überwinden und nach und nach das Leben chilliger sehen. Ich hab mir wegen allem immer viel zu viel Sorgen gemacht (Arbeit, Ausbildung, Übergewicht, Beziehung usw.). In Notfällen hab ich zuhause CBD – also legales Marihuana mit sehr geringem THC-Anteil geraucht. Das hat mir IMMER geholfen.

Es hat einige Monate gedauert aber die PA wurden dann immer seltener und nun hab ich seit einem Jahr garkeine mehr gehabt. Ab und zu hab ich noch das Gefühl dass ich Herzrasen bekomme und kurz ein Engegefühl in der Brust, aber das ist zum Glück nach ein paar Sekunden wieder vorbei.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Leider nur teilweise. Die Panikattacken kamen damals aus dem Nichts. Ich war ca. 17 Jahre alt und war am Einschlafen. Plötzlich hatte ich das Gefühl einen Herzinfarkt zu haben, ich hatte Todesangst. Im Krankenhaus dann Untersuchungen und EKG ohne Resultat. Ich war körperlich kern gesund. Wieder zuhause hatte ich das Gefühl zu ersticken und jeden Moment den Verstand zu verlieren. Hinzu kamen die typischen weiteren Symptome von Panikattacken (Depersonalisaton/Derealisation, Zittern, Hyperventilation usw.). Ich dachte echt ich gehe jeden Moment drauf, da ich zu diesem Zeitpunkt nicht mal wusste, dass es Panikattacken überhaupt gibt.

Finally erkannte nach einigen Tagen ein Arzt das Problem und verabreichte mir 1mg Lorazepam. Lorazepam ist ein Notfallmedikament aus der Gruppe der Benzodiazepine. Nach 20min waren meine Beschwerden wie weg geblasen. Da man diese Notfallmedikamente aufgrund ihres Abhängigkeitspotenzials nicht zu oft nehmen darf, verschrieb er mir ein angstlösendes Antidepressivum aus der Gruppe der SSRI (Sertralin) und schickte mich zum Psychiater. Antidepressiva sind alles andere als angenehm einzunehmen. Man muss sie täglich konsumieren, es dauert 2-5 Wochen bis sie wirken und sie haben zu Beginn der Therapie unzählige/starke Nebenwirkungen.

Bei mir wurde die Dosis Sertralin schrittweise von 25mg auf 150mg gesteigert. Nach ca. 6 Wochen hatte ich keine Panikattacken mehr und die Nebenwirkungen gingen langsam vorüber. Bis auf eine die leider sehr häufig entsteht und während der gesamten Einnahmedauer bestehen bleibt: sexuelle Funktionsstörungen. Mit 150mg war meine Libido tot also musste ich mir was einfallen lassen, denn immer wenn ich mit der Dosis runter ging kamen die Panikzustände wieder zum Vorschein.

Ich begann eine Psychotherapie bei einer Psychologin. Ich meine eine richtige Psychotherapie nach einem Konzept und nicht das Gespräch beim Arzt der einfach Medikamente verschreibt. Nach 2 Jahren intensiver Therapie (2x die Woche) gelang es mir, das Medikament langsam zu reduzieren. Ich konnte bis auf 25mg runter und war absolut stabil. Mit nur 25mg funktionierte auch meine Libido grösstenteils wieder. Doch als ich jeweils versuchte das Medikament ganz weg zu lassen hatte ich einen Rückfall und das Theater begann von vorne.

Kurz: Ich konnte mit einer Mindestdosis Medikamente und einer intensiven Psychotherapie die Panikattacken in den Griff kriegen, doch ganz los geworden bin ich sie bis heute (Jahre später) nicht.

Hier noch eine Übersicht über alle Medikamente, welche bei Angststörungen verwendet werden. Notfallmedikamente sind Benzodiazepine, zur längerfristigen Behandlung werden primär Antidepressiva (SSRI/SNRI) eingesetzt.

Gar nicht.

Es hat sich allerdings gebessert, seit ich auf Alk verzichte.