Wie löst man sich aus einer psychischen abhängigen Beziehung?
Habt ihr da Erfahrung oder vielleicht Tipps? Wie habt ihr euch aus einer psychologischen Abhängigkeit zu einem Menschen gelöst und wie lange habt ihr gebraucht um das 100% zu reflektieren?
In meinem Fall lebe ich seit 4,5 Jahren mit meinem Partner zusammen und reflektiere langsam, dass sein verhalten mir gegenüber teilweise sehr kritisch ist, er mir Regeln setzt mit welchen ich nicht mehr leben möchte und ich mich leider sehr leicht von ihm manipulieren lasse. Ich denke ich bin schon auf einem guten Weg ein eigenständiger Mensch zu werden, der für seine eigenen Interessen, Bedürfnisse und Meinungen einsteht. Aber es ist sehr schwer, ich hab immer wieder „Rückfällen“ und ihm fällt das natürlich auch negativ auf. (Mein geringes Selbstwertgefühl und psychischen Vorerkrankungen macht es natürlich auch nicht leichter.)
Dementsprechende suche ich hier nach ein paar Erfahrungsberichten und vielleicht den ein oder anderen Tipp.
2 Antworten
Das ist immer unterschiedlich, weil jeder eben individuell ist. Der eine zieht dort knallhart durch, der andere braucht jedoch einige Anläufe und auch mehr Zeit für.
Meiner Meinung nach hast Du zwei Möglichkeiten: Man bleibt solange dort, bis man irgendwann nicht mehr kann und zieht dann die Reißleine. Bedeutet aber eben auch, dass Du von 0 Dich wieder "hochbringen" musst. Bei manchen ist das aber eben nur die einzige Lösung, weil sie nur dadurch realisieren, dass es einfach nicht mehr geht.
Die zweite Möglichkeit ist, dass Du Distanz schaffst. Nicht nur physisch, sondern auch psychisch / emotional. Oft versuchen wir einen Menschen zu idealisieren, in Erinnerungen und Hoffnungen zu schwelgen - wir malen uns quasi die Welt so, wie sie uns gefällt. Das Ding dabei ist aber, dass die Welt gar nicht so aussieht. Von der Erinnerungen kannst Du Dir nichts kaufen, von den ach so tollen Momenten, die ihr mal hattet - ebenso nicht. Du musst der Gegenwart ins Gesicht schauen, denn dort spielt sich auch eben das Leben ab.
Grob gesagt: Sei Dir bewusst, dass dieser Mensch, von dem man doch so "abhängig" ist, eigentlich nur eine arme Wurst ist, denn jemand der Dich wirklich liebt, würde anders mit Dir umgehen. Die Kraft, um Dich zu lösen, kommt von innen - dann geht's nach Außen und Du kannst durchziehen - alles Gute Dir!
hier ein paar Denkanstöße für deine Selbwertstärkung
Stelle Dir einfach drei Fragen:
„Wer bin ich?“
„Was kann ich gut (welche Talente habe ich)?“
„Wo liegen meine Engpässe auf dem Weg zu mehr Glück und Zufriedenheit?“.
Selbsterkenntnis hilft Dir enorm dabei, mit allen möglichen Herausforderungen des Lebens, mit anderen Menschen oder den eigenen Stimmungen besser klarzukommen. Und die Selbsterkenntnis hört auch nie auf. Je mehr Du über Dich selbst herausfindet, desto spannender wird es.
„Empfinde ich mich als Opfer in diesem Leben oder als Macher und Gestalter?“
Wer sich als Opfer anderer Menschen, der Umstände, seiner Krankheit, der Politik oder der Wirtschaft sieht, der schwächt sich allein durch diese Einstellung und schadet sich damit selbst.
Nicht falsch verstehen: Natürlich wird vielen von uns übel mitgespielt. Manchmal kommen wir einfach auch unter die Räder größerer Entwicklungen, über die wir wirklich keinerlei Einfluss haben. Manchmal haben wir durch unsere Taten und Unterlassungen selbst unseren Anteil an unseren Schwierigkeiten gehabt. Und oft können wir wirklich überhaupt nichts dafür.
Aber es hilft ja nichts: So ist das Leben nun mal. Es geht an dieser Stelle nicht darum, wer Schuld an meiner Misere hat. Es geht darum, wie ich es erreiche, dass es mir wieder besser geht. Wer Unzufrieden mit seinem Leben ist, stelle sich folgende Frage:
„Worauf will ich meine Aufmerksamkeit und Energie verwenden?“
Ich kann mich darauf konzentrieren, wie schwer ich es habe, wie gemein die anderen sind, wie fies die Welt ist und dass ich ja doch nichts machen kann. Damit gebe ich mich und mein Leben auf, ich mache mich selbst zum Opfer und ich zementiere damit meine Handlungsunfähigkeit und Ohnmacht. Natürlich macht das niemand mit Absicht oder aus Blödheit. Natürlich nicht. Das spielt aber keine Rolle – die Wirkung ist die gleiche.
Die bessere Alternative: Ich konzentriere mich wieder und wieder darauf, was ich selbst tun kann, um meine Situation zu verbessern. Das ist oft schwer, anstrengend und kostet Überwindung. Aber es setzt auch plötzlich Energie frei. Etwas zu unternehmen fühlt sich 1000x besser an, als sich ohnmächtig und hilflos zu fühlen. Und man kann immer etwas tun, wenn man konsequent nach Lösungen sucht und systematisch die eigenen Möglichkeiten ausreizt.
Dadurch nehme ich automatisch mein Leben in die Hand und werde zum Macher.
Kein Therapeut kann Dir helfen, wenn Du nicht bereit bist, Dir helfen zu lassen. Wie so eine Hilfe aussieht: Therapeuten helfen Dir dabei, Dich wieder besser zu spüren, damit Du rechtzeitig gut für Dich sorgst.
Noch anders gesagt: Erwarte nicht von den anderen oder der Welt um Dich herum, dass sie sich ändert. Ändere Du etwas. Ändere Dich.
Ändere Deine Einstellung zu Dir selbst. Nimm Dein Leben in deine Hand. Nur Du kannst wissen, was Dir guttut. Lebe Dein Leben und nicht das Leben, dass andere Dir vorgeben. Sei einfach Du selbst.
Die Opferrolle zu verlassen, bedeutet Eigenverantwortung zu übernehmen. Damit meine ich, dass es zuallererst die eigene Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass es Dir gut geht. Und dass Du Dir darüber bewusst bist, dass Du Teil eines Systems bist, dass Du mitgestalten kann. Ob das nun in der eigenen Familie, in der Firma oder in der Gesellschaft ist.
Nur Du allein bist verantwortlich für die Dinge, die Du veranlasst, die Du unterlässt und die zu zulässt. Verhalte Dich stets so, dass es Dich nicht verletzt, wenn Dein Verhalten andere verletzt, ist es deren Problem.
Du hast das Recht, Dein Verhalten nicht zu rechtfertigen.
Du hast das Recht, die Verantwortung für die Probleme anderer Menschen abzulehnen.
Du hast das Recht, Deine Meinung und Deine Wertvorstellungen zu äußern.
Du hast das Recht, jederzeit Deine Meinung zu ändern.
Du hast das Recht, nein zu sagen, ohne Dich schuldig zu fühlen.
Von Herzen ganz liebe Grüße