Wie lange sollte man zum Lernen eines Klavierstücks benötigen?

5 Antworten

Hallo,

das ist tatsächlich schwierig zu beantworten. Wie Du sagst, kommt die Dauer auf die Länge und Schwierigkeit an. Ich kann hier nur von meinen eigenen Erfahrungen berichten.

Die in etwa zwei Wochen für Stücke bis zu zehn Minuten sind bei mir auch häufig der Fall. Bei technisch schwierigeren Stücken spiele ich zunächst in etwas langsamerem Tempo, welches ich dann langsam erhöhe. Die Arbeit an der Gestaltung kann sich über einen längeren Zeitraum hinziehen. Nach einem Monat gerät das Stück dann in den Hintergrund bis ich es bei Gelegenheit wieder aufgreife, insbesondere vor einem Vorspiel.

Die Schwierigkeit kann ein Lehrer, der Dein Spiel kennt, besser beurteilen. Übe Stücke von unterschiedlicher Schwierigkeit und Charakter parallel, also dass Du jetzt nicht die ganze Zeit nur an einem schwierigem Stück arbeitest.

Die Dinge die Du fragst sind ziemlich genau die, welche Dir ein Lehrer, der Dich und Deine Möglichkeiten gut kennt, beantworten sollte können.

Von hier aus der Distanz ist das schwer möglich.

Der Idealfall wäre der, dass man jedes Stück sofort vom Blatt spielen kann. Je besser Du bist, umso schwerer kann dabei das Stück sein.

Man sollte Stücke auch keinesfalls zu Tode üben bzw. zu Tode üben müssen, bis man sie kann. Dazu sind die - meist unbeliebten - Etüden da.

pianogirl393 
Fragesteller
 02.05.2023, 07:40

Hmm, ich hatte an meiner normalen Schule Instrumentalunterricht (bin auf nem musischen Gymnasium) und da konnte man jedes Jahr ein anderen Lehrer bekommen. Ich hatte zwar "Glück" und nur drei Lehrer bekommen, aber die letzten beiden haben mich häufig unterschätzt (zum Beispiel wollte ich bestimmte Stücke lernen, aber sie fanden sie zu schwer, weshalb ich sie bis zur nächsten Woche schon fast komplett gelernt habe, um zu beweisen, dass es nicht zu schwer für mich ist, sondern tatsächlich auch noch zu leicht, und dann durfte ich die Stücke in der Regel auch spielen). Also meine Klavierlehrer waren definitiv nicht dazu in der Lage.

Und man hat die Stücke so lange gespielt, bis man sie eben konnte (das war bei dem zweiten Lehrer meist nach ein oder zwei Wochen... Sag ja, unterfordert) oder bis zum nächsten Vorspiel (wenn man schriftliches Musikabitur macht, hat man pro Halbjahr eine praktische Prüfung).

Vom Blatt spielen fällt mir tatsächlich noch etwas schwer, weil ich ein Mensch bin, der eben automatisch alles auswendig lernt, bevor ich von mir behaupten würde, dass ich das Stück spielen kann. Und ich lerne Stücke auch mehr oder weniger durchs Blattspiel (beide Hände gleichzeitig haben eigentlich so gut wie immer geklappt (außer beim Fantaisie Impromptu)). Aber das wurde auch generell nicht so intensiv geübt.

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Bluemilk  02.05.2023, 10:21
@pianogirl393

Was mir auffällt auf Grund dessen, was Du schreibst: Du hast vielleicht noch keine/n wirklich gute/e Klavierlehrer/in gehabt. Nachdem Du offensichtlich Freude mit der Musik und dem Klavier hast, suche Dir nach Möglichkeit einen (guten!) Lehrer oder eine Lehrerin! Das ist das Um und Auf für einen gedeihlichen Fortschritt!

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Hallo!

Ich finde das zwar eine sehr spannende Frage, muss aber sagen, dass diese wohl sehr sehr individuell zu beantworten ist. Aber ich kann gerne aus meiner eigenen Erfahrung erzählen.

Ich lerne und spiele grundsätzlich immer sehr viele Stücke gleichzeitig und habe aufgrund jeglichster Tätigkeiten, denen ich nachgehe (ich bin auch noch im Gymnasium...), nicht die nötige Zeit, um jedes Stück täglich 1-2 Stunden zu üben, sonst wäre mein Tagesprogramm ohne Schule schon gesprengt. Ich arbeite viel mehr so um die 20 Minuten, allenfalls auch mal bis zu einer Stunde, je nach Stück, an einem Satz. So bringe ich meine circa fünf Stücke gut rein. Und eine kurze Etüde, die ich jede Woche wechsle, kommt dann auch noch auf 5-10 Minuten Übedauer.

Als Konsequenz davon geht es etwas länger, bis ich ein Stück auf Konzertniveau habe. Für mich funktioniert es sehr gut, das Stück erst mal ungestresst auf Konzertniveau zu bringen und dann einmal in einer coolen Atmosphäre das Werk vorzutragen.

Im Normalfall lege ich es dann für einige Monate weg, je nachdem auch über ein Jahr. Danach nehme ich das Werk wieder hervor und mit dem inzwischen gestiegenen Spielniveau klappt das Stück dann meist sofort ordentlich. Dann kann man nochmals so ca. 2-3 Wochen Feinschliff machen und dann passt das Stück auch für ein wichtigeres Konzert oder einen Wettbewerb sehr gut. Es macht dann übrigens auch viel mehr Spass, das Stück zu spielen und man kann unbeschwerter und freier auftreten, was einen massiv positiven Einfluss auf die Bühnenperformance und auch das Spiel hat!

In Ausnahmefällen (z. B. bei kurzfristigen Engagements (als kurzfristig bezeichne ich weniger als 3-4 Wochen im Voraus), wo genau gewünscht ist, was ich spielen soll) wende ich natürlich viel mehr Zeit auf und lege den Fokus auf die dort gewünschten Werke und dann kommt man auch auf ein sehr gutes Niveau.

Für mich funktioniert das System super, ich würde mich freuen, wenn du es mal ausprobierst und dann Rückmeldung gibst, ob es auch bei dir funktioniert!

LG, pr66e

PS: Sind die Stücke einfach (z. B. Französische Suiten) und, so spiele ich gerne auch mal einen neuen Satz alle 1-2 Wochen.

pianogirl393 
Fragesteller
 22.09.2023, 02:15

Ich werde jetzt sowieso von meinem neuen Klavierlehrer aus mehrere Stücke nebeneinander haben (drei Stück), aber ich habe halt viel mehr Zeit, um täglich zu üben und spiele eigentlich fast immer mindestens eine Stunde. Bin ja mittlerweile auf einer Berufsfachschule für Musik, wofür man eben ziemlich viel üben sollte 😅

Und aktuell kann ich noch so gar nicht einschätzen, wie viel mein neuer Klavierlehrer nach einer Woche von mir verlangt, also wie viel ich lernen sollte, weil ich habe halt jetzt in den letzten beiden Tagen schon die eine Seite auswendig gelernt, mittlerweile sogar das ganze 1. Thema und habe das zweite Thema schon so ein bisschen vom Blatt gespielt.

Aber ich hab halt auch Angst, dass er mir nächste Woche sagen wird, dass es absolut scheiße ist und ich tausend Dinge umändern muss, ihm der Ausdruck nicht gefällt (ich habe halt absolut keine Ahnung von nicht-romantischen Ausdruck 😭) und vielleicht muss ich dann alles umlernen.

Oder er hätte eigentlich erwartet, dass ich weitergekommen wäre, das wäre eigentlich fast noch schlimmer als die andere Option.

Ich hatte den halt erst zwei Stunden (eine am Montag, wo ich nur altes Zeug spielen sollte, und die andere am Dienstag, wo wir die neuen Stücke festgelegt haben) und er kann mich noch nicht einschätzen und ich ihn genauso wenig 😬

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Ich spiele jetzt seit 8 Jahren Klavier und ich arbeite sehr lange an meinen Stücken. Ich bereite mich aktuell wieder auf einen Klavierwettbewerb vor, deswegen arbeite ich an mehreren Stücken gleichzeitig, ich muss ein ganzes Programm vorbereiten. Beethovens Prestissimo aus op.2 Nr 1 habe ich vor ca. 3 Jahren schonmal intensiv gespielt, jetzt arbeite ich seit ca. 3 Monate daran, aber halt nicht nur daran, sondern auch an den anderen Stücken. Davor hatte ich das Allegro con Brio aus op. 2 Nr. 1, da hab ich gut ein halbes Jahr dran rumgeschraubt obwohl ich die komplette sonate vor 3 Jahren schonmal gespielt habe.

Ich habe aber auchmal alle 15 Inventionen von Bach gelernt, da habe ich 1 Woche pro Invention gebraucht.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Pianistin/Cellistin