Wie lange ist eine Säure ätzend?

3 Antworten

Säuren sind natürlich flüssig, wenn man sie in Wasser löst. Als Reinsubstanzen kön­nen sie aber fest (Zitronensäure, Phosphorsäure), flüssig (Essigsäure, Schwefel­säure) oder sogar gasförmig (Salzsäure) sein.

Salzsäure wird also restlos verdampfen und keinen Rückstand hinterlassen (wenn sie das Gefäß nicht angreift). Bei den anderen Beispielen ist das nicht so: Zitronen­säure wird z.B. in Form weißer Kristalle übrigbleiben. Als Festkörper können die Säu­­ren zwar nicht ätzen, aber sobald Du sie mit er Haut in Kontakt bringst, löst sich na­tür­lich ein bißchen von der Säure, weil Haut ja immer ein bißchen feucht ist. Im Fall der Zi­tro­nen­säure wird das keine Verätzung ergeben, weil die Säure nicht stark genug ist.

Phosphorsäure ist zwar auch ein Festkörper, aber sie ist hygroskopisch, kann also aus der Luftfeuchtigkeit Wasser anziehen und damit die Verdampfungsverluste kom­pen­sie­ren. Deshalb bleibt eine Art Sirup zurück, der nicht spontan austrocknet.

Bei den flüssigen Säuren ist buchstäblich alles möglich. Essigsäure verdampft un­ge­fähr so gut wie Wasser, wird also in endlicher Zeit rückstandsfrei verdampfen (des­halb riecht sie ja auch so stark). Schwefelsäure verdampft dagegen bei Raum­tem­­pe­ra­tur kaum (und ist folglich ziemlich geruchlos), und außerdem ist sie stark hygro­sko­pisch — je nach Luftfeuchtigkeit und Temperatur bleibt eine starke aber nicht was­ser­freie Lösung zurück, die dann in vernünftigen Zeiten nicht weiter ver­dampft.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik
Rizinus4321 
Fragesteller
 14.02.2022, 22:51

Hi, danke für die Antwort.

mal ne andere Frage, wenn man Schwefelsäure nimmt und sie mit einer starken Lauge vermischt, erhält man dann an einem gewissen Punkt eine harmlose Flüssigkeit?

Lg

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indiachinacook  14.02.2022, 23:02
@Rizinus4321

Ja, aber:

  1. Dieser gewisse Punkt ist sehr scharf. Ein bißchen zu viel oder zu wenig, und das Zeug ätzt immer noch oder schon wieder (weil noch unverbrauchte Säure oder schon überschüssige Lauge drin ist).
  2. Je nach Konzentration kann sich die Flüssigkeit erwärmen und zum Kochen und Herumspritzen anfangen. Das kann ins Auge gehen.
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Rizinus4321 
Fragesteller
 15.02.2022, 00:35
@indiachinacook

Erwärmt sich dann die überschüssige Säure bzw. Lauge oder generell wenn der PH wert exakt 7 erreicht und die Konzentration der Säure + Lauge sehr hoch ist?

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indiachinacook  15.02.2022, 00:50
@Rizinus4321

Die Neutralisation ist exotherm, also generiert jedes Paar aus H₃O⁺ und OH⁻ bei der Reaktion zu 2 H₂O eine bestimmte Energiemenge, die Lösung aufheizt (und sich dabei auf alle Moleküle in der Lösung verteilt). Bei hoher Konzentration reicht das aus, daß die Lösung zum Kochen kommt.

Die Erklärung ist in bißchen vereinfacht, weil die Säure ja theoretisch auch nahezu wasserfrei sein kann (z.B. conc. H₂SO₄) und dann das OH⁻ direkt mit dem Säure­molekül reagiert; in solchen Fällen kommt dann auch noch die Verdünnungs­wärme dazu (die H₂SO₄ reagiert mit dem bei der Neutralisation gebildeten Wasser). Festes NaOH in conc. H₂SO₄ zu schaufeln darf nur machen, wer weiß was er tut und wie er es beherrscht, andernfalls fehlt ihm nachher schlimmstenfalls das Gesicht.

Wenn die Neutralisation abgeschlossen ist, wird nicht mehr viel Wärme produziert (nur die Verdünnungswärme der Lauge).

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Hallo,

Es gibt mehrere Möglichkeiten, abhängig von der Säure:

Einige Säuren verdunsten nicht, sie wirken hygroskopisch, d.h. sie ziehen Wasser aus der Luft an, dadurch verdünnen sie sich eher langsam. Ein Beispiel ist Schwefelsäure.

Säuren, die ihre Säurewirkung durch ein flüchtiges gelöstes Gas (z.B. HCl) enthalten, können vollständig verdunsten: sowohl das Gas als auch das Wasser werden gasförmig, es bleibt kein Rückstand zurückt. (Das ist nicht so gesund für die Umgebung, ätzende, korrosive Dämpfe) So verhält sich die Salzsäure.

Auch andere, flüchtigere Säuren wie Essigsäure werden vollständig verdunsten.

Den Fall, den Du beschrieben hast, gibt es auch, aber der Rückstand ist dann nicht harmlos, wie der Kollege LeDurak es beschrieben hat.

Ja. Die Haut enthält von Natur aus Wasser welches in der Regel das Lösungsmittel für die säure ist. Somit kann die säure ihre Wirkung entfalten und somit auch zu Verätzungen führen. Der gefahrenhinweis (GHS05) steht ja nicht umsonst auch auf feststoffen.

BTW es kommt natürlich auch auf die konkrete Substanz an was letztendlich verdampft bzw zurückbleibt. Es gibt ja auch Gase die sauer mit Wasser reagieren genauso gut wie feststoffe