Wie lange hält eine Angststörung (Herzangst)/ dauerhafte Panikattacken an?

2 Antworten

Das ist individuell und kann ganz verschieden sein.

Ich habe schon seit Jahren damit zu kämpfen, aber habe inzwischen gelernt, es zu akzeptieren, daran zu arbeiten und habe einen Therapeuten gefunden, dem ich vertrauen kann.

Ich würde Dir raten, Dir nach Möglichkeit einen ambulanten Therapieplatz zu suchen, wenn Deine Zeit in der Tagesklinik vorbei ist, sofern das eine Option für Dich wäre.

Ich möchte Dir noch den Rat geben, Dich nicht unter Druck zu setzen und Dir die Zeit zu nehmen, damit es Dir bald besser gehen kann.

Ich wünsche Dir alles Gute!

marvin340 
Fragesteller
 18.09.2021, 00:28

Danke für die Antwort :) mich macht das alles inzwischen nur leider ziemlich fertig und auch meine Familie leidet leider darunter :/ hoffe mal das bald alles besser wird.

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Niemand kann dir im Voraus sagen wie lange dieser Zustand anhalten wird. Dies ist von Person zu Person sehr unterschiedlich. Es gibt Menschen die einige Panikattacken haben und diese nach einigen Tagen/Wochen plötzlich wieder verschwinden. Dann gibt es Menschen wie mich, die seit Jahren unter einer chronischen Panikstörung leiden.

Dabei sind die Panikattacken nur ein Teil des Problems. Ein weiteres ist die tiefgreifende Verunsicherung die zurück bleibt. Oft entwickelt sich eine Angst vor der Angst. Jede Gefühlsregung wird fortlaufend interpretiert und bei jeder Unregelmässigkeit „schrillen die Alarmglocken,“ dass eine erneute Attacke bevorstehen könnte.

Eine medizinisch relevante Angststörung wird grundsätzlich psychotherapeutisch (oft in Form einer Verhaltenstherapie) behandelt. Bis diese wirkt können jedoch Monate oder gar Jahre vergehen. Bei schwereren Panikattacken ist auch eine medikamentöse Behandlung angezeigt. Eingesetzt werden dabei primär zwei Gruppen von Medikamenten:

  • Benzodiazepine sind die einzigen Medikamente welche auf die Schnelle angstlösend wirken. Sie sind hoch effektiv, wirken bereits nach ca. 20 Minuten und können einfach bei Bedarf eingenommen werden. Nebenwirkungen haben sie nahe zu keine (ausg. Müdigkeit). Das Problem ist allerdings, dass Benzodiazepine bei zu häufiger Anwendung schwer körperlich und psychisch abhängig machen. Folglich handelt es sich um sogenannte Notfall-Medikamente die nur kurzzeitig (max. 4 Wochen) oder punktuell eingesetzt werden können. Das bei Angststörungen in Westeuropa am häufigsten verwendete Benzodiazepin ist Lorazepam (Tavor/Temesta). In den USA ist es Alprazolam (Xanax/Xanor/Tafil).
  • Zur längerfristigen Behandlung von Panikattacken werden primär Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI und SNRI eingesetzt. Diese machen nicht abhängig, wirken jedoch auch ziemlich zuverlässig. Allerdings haben Antidepressiva andere Nachteile. Sie müssen täglich eingenommen werden, wirken erst nach 2-5 Wochen und können insbesondere zu Beginn der Behandlung starke Nebenwirkungen haben. Konkret zur Behandlung von Panikstörungen zugelassene SSRI und SNRI Antidepressiva sind Citalopam, Escitalopram, Paroxetin, Sertralin und Venlafaxin.

Panikattacken sind die Hölle auf Erden. Ich hatte solch schwere Attacken, dass bei mir der Einsatz von Medikamenten nicht wirklich zur Debatte stand. Ich bin kein Fan von Psychopharmaka aber ich hatte einfach keine andere Wahl. Als Notfallmedikament bekam ich Lorazepam, welches ich jedoch aufgrund seines Abhängigkeitspotenzials nur nahm wenn es einfach nicht anders ging. Die Wirkung ist allerdings extrem. Ich hatte schwerste Panikzustände, nahm eine Tablette (1mg) und nach 20 Minuten waren meine Beschwerden für die darauffolgenden 6-8 Stunden völlig weg. Mehr noch: Ich wurde absolut relaxed. Ich verstand sofort warum die Dinger süchtig machen.

Zur längerfristigen Behandlung bekam ich Sertralin (SSRI-Antidepressivum) verschrieben. Zu Beginn hatte ich starke Nebenwirkungen wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Nervosität usw. Diese unerwünschten Wirkungen gingen -wie es für Antidepressiva üblich ist- nach einigen Wochen zurück. Eine sehr unliebsame blieb jedoch bestehen welche für Antidepressiva leider ebenfalls üblich ist. Es handelte sich dabei um sexuelle Funktionsstörungen. Mit 100mg Sertralin war meine Libido klinisch tot. Durch eine längere und intensive Psychotherapie gewann ich wieder Boden unter den Füssen und konnte die Dosis schliesslich schrittweise bis auf 25mg (das absolute Minimum) reduzieren. Damit funktionierte auch meine Libido wieder... zumindest zu 90%.

Heute habe ich meine Panikattacken dank der Therapie und einer geringen Dosis Medikamenten gut im Griff. Lorazepam habe ich dennoch immer dabei. Nicht weil ich es regelmässig einnehme sondern als psychologische Sicherheit. Denn Panikattacken sind wirklich kaum auszuhalten.