Wie kann man den Schaden von Knockouts minimieren und sind Knockouts wichtig für den Kampfsport?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ein interessantes Thema. Ich denke um dem gerecht zu werden muss ich aber aus zwei Perspektiven antworten, sowohl aus der Perspektive von mir als Kampfsportler als auch aus der Perspektive von mir als Neurowissenschaftler.

Ich als Kampfsportler:

Jeder verfolgt beim Kampfsport andere Ansichten und denen ist geschuldet ob Kampfsport ohne Knockouts Sinn macht. Viele Wettkampfdisziplinen fokussieren sich auf den sigenannten "Pointfight" bei dem es eher darum geht den Gegner mit Faust oder Fuß anzuticken anstatt ihm einen wirklichen Schlag oder Tritt zu versetzen. Andere wiederrum finden im Vollkontakt statt aber verbieten Schläge zum Kopf wie Beispielsweise Teakwon Do oder Kyokushin-Karate, wobei Tritte zum Kopf erlaubt bleiben.

Mein Anspruch an einen Kampfsport ist es, dass er sich zum realen Kämpfen eignet. Sprich: was ich im Wettkampf mache sollte auch funktionieren wenn ich in einer realen Angriffssituation zur Selbstverteidigung greifen muss. Das mag vielen nicht gefallen und viele würden mir da sicher wiedersprechen, aber dafür ist Vollkontakt, einschließlich Schlägen zum Kopf, unerlässlich. Du kannst 30 Jahre intensiv leichtkontakt trainieren, den 5. Dan haben und trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch das jemand untrainiertes dich ohne Schwierigkeiten zusammenschlagen könnte wenn er nur Aggressiv und kräftig genug ist. Knockouts sind also für meinen Anspruch an Kampfsport wichtig und dürfen nicht wegfallen.

Ich als Neurowissenschaftler:

Es ist wichtig zu verstehen was der Unterschied zwischen einem Knockout (KO) und einem stumpfen Schädelhirn Trauma (SHT) ist. Diese Begriffe werden von Laien oft gleichgesetzt. Ein Knockout bei Kopftreffern kann ohne SHT zustandekommen wenn der Carotissinus Reflex ausgelöst wird. Dabei registrieren die Barorezeptoren der Carotis Arterie fälschlicherweise einen starken Blutdruckanstieg weil sie die Kraft des Schlages als Blutdruck registrieren. Dein vegetatives Nervensystem reguliert den Blutdruck dann so stark nach unten, dass du das Bewusstsein verlierst. Dies tritt z.B bei Schlägen zum Kinn oder Hals auf. KO Schläge die durch Schläfentreffer zustandekommen sind in der Regel auf ein stumpfes SHT zurückzuführen. Dabei schlägt das Hirn mit Wucht gegen den Schädelknochen. Hierbei ist erheblich mehr Aufschlagkraft notwendig. Wie genau der Mechanismus zusammenhängt ist noch unbekanntvaber die Langzeitfolgen wiederholter SHT ist wohl weitgehend auf die Ausschüttung verschiedener toxischer Proteine wie Beta-Amyloid oder Tau zurückzuführen. Diese werden nach SHT in großer Menge vorgefunden.

Wie kann man den Schaden von Knockouts minimieren

Ich habe da 2 Punkte

1. Null Toleranz bei Steroidgebrauch. Steroide sorgen dafür das professionelle Kampfsportler Körpermasse und Schlagkraft erlangen die weit über das natürliche hinausgehen. Dementsprechend heftig ist auch der Impact auf den Schädel. Bei der UFC beispielsweise wird Steroidgebrauch mittlerweile nahezu völlig ignoriert. Einmaliger Nachweis von Steroidgebrauch muss eine sofortige lebenslange Sperre nach sich ziehen. Ohne Toleranz.

2. Knockdown und Knockout müssen gleichgesetzt werden. Studien haben ergeben dass die Konzentration von Beta- Amyloid und Tau erheblich höher ist und erheblich länger konstant bleibt bei wiederholten SHT. Wenn also ein Boxer zu Boden geschlagen wird, sich wieder berappelt und dann angezählt wird um sich dann weitere heftige Schläge an den Kopf einzufangen oder ein MMA Fighter niedergeschlagen wird um dann am Boden noch weiter mit der Faust bearbeitet zu werden, ist das erheblich schädlicher als den Kampf nach einem Knockdown zu beenden. Da muss die Gesundheit der Kämpfer vor dem Unterhaltungswert stehen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Wettkampfsportler seit 6. Lebensjahr
„Wie kann man den Schaden von Knockouts minimieren und sind Knockouts wichtig für den Kampfsport?

Ich mache zurzeit eine Präsentation über Knockouts und "inwiefern können bleibende Schäden im Kampfsport verhindert werden" und wollte einfach mal fragen ob ihr denkt, dass das geht und ob ihr euch ein Kampfsport ohne Knockouts zb. vorstellen könnt?“

Ein Knockout kann immer schädlich sein. Ist doch logisch, wenn du jemanden so doll haust, dass das Gehirn gegen den Schädel schwappt oder jemanden so doll in die Leber haust, dass er umfällt. Da kann immer was passieren. Wenn man den Schaden minimiert wird es kein Knockout. Es gibt bereits Leichtkontakt-Kampfsport ohne Knockouts wo es nur um Trefferpunkte geht.