Wie kann ich meine schwester los werden?

3 Antworten

Ich hoffe sehr stark das sich irgendwann etwas bei ihr ändert, obwohl ich schon genau weiß das sich bei ihr nie etwas ändert wird.

Das würde ich an deiner Stelle nicht so schreiben/sagen, das ist eine ziemliche Verallgemeinerung.

Ich würde meiner Schwester jetzt nicht den tot wünschen

Da bin ich jetzt aber mal sehr beruhigt. Schon die Frage ist sehr krass gestellt. Ich habe mich auch schon manchmal ganz oft furchtbar über meinen Bruder aufgeregt, aber sich ihn wegzuwünschen bringt nichts, auch wenn er einen noch so aufregt.

Sprich doch am besten mal deine Eltern darauf an, denn es ist ihre Aufgabe, es zu regeln und nicht deine. Und wenn sie auch nicht weiterwissen, versuch trotzdem nicht es für sie zu klären. Du kannst ja öfters auch mal bewusst etwas anderes machen, wie zum Beispiel dich mit Freunden zu treffen, dann hast du ja auch nicht so viel mit deiner Schwester zu tun. Sonst nehme ich an bist du wahrscheinlich sowieso noch in der Schule.

Ich habe keine Lust mehr auf sie und ich kann auch nicht verstehen wie sie im Kopf funktioniert, da sie in der Schule immer das kleine nette Mädchen ist und Zuhause immer einen Grund findet sich über etwas aufzuregen und unser leben zur Hölle zu machen. 

Es gibt keine genaue Übersicht dafür, wie ein Mensch im Kopf "funktioniert". Auch nicht für deine Schwester. Aber das weitere, was du beschreibst, dass sie in der Schule total anders ist als zuhause, kommt viel häufiger vor als du jetzt meinst. Das kenne ich auch noch so ein ganz kleines bisschen von meiner Teeniezeit😬😅. Also mach dir da bitte keine Sorgen: Das geht vorbei! Bei mir ist es das auch😅😅.

Ich kann mich sehr gut in dich hinein versetzen. Mein Bruder hat eine Körperbehinderung und während meiner Kindheit stand er immer im Vordergrund. Er machte äußerlich den Anschein als wäre er nicht behindert. Es wurde für ihn gefährlich, sobald er einen Bluterguss bekam, oder er sich geschnitten hat. Er hat die Bluterkrankheit. Durch die kleinste Blutung hätte er verbluten können.

Meine Eltern haben ihn in Watte gepackt. Sie wollten nur das beste für ihn und ihn behüten so gut es ging. Als Kind hat mich das total genervt, weil ihre Aufmerksamkeit immer bei ihm war und sich dem auch alles unter ordnen musste. Ich saß öfters an Weihnachten allein unterm Baum. Ich weiß noch das erste mal, da war es schlimm für mich. Ich war 6 Jahre alt. Meine Mutter hatte ein Kleid für mich genäht aus alten Gardienen. Ich sollte einen Engel spielen beim Krippenspiel in der Kirche. Meine Eltern sagten ich solle schonmal vorgehen, weil sich die Truppe vorher traf um nochmal alles durchzusprechen. Ich flitzte samt Kostüm los. Dann nach der Besprechung ging es in die Kirche und sie war brechend voll. Ich habe versucht meine Eltern in der Masse ausfindig zu machen. Aber da passten über 1000 Leute rein. Es war Hauptgottesdienst um 18 Uhr. Nach dem Gottesdienst samt Krippenspiel stand ich dann noch 30 Minuten allein vor der Kirche. Fast alle waren nach Hause gegangen. Hier und da stand ein Grüppchen und plauderte und ich stand in meinem Gardienenkostüm wie bestellt und nicht abgeholt. Irgendwann ging ich dann auch nach Hause. An der Tür hing ein Zettel:

Sind mit deinem Bruder im Klinikum, Schlüssel liegt wie immer. Du darfst dir ein Päckchen Lebkuchen nehmen und TV gucken.

Das Uni-Klinikum war 60 km entfernt und meine Eltern kamen irgendwann in der Nacht zurück. Gegen 23 Uhr bin ich ins Bett gegangen. Das war mein Heiligabend. Und solche Tage gab es öfters. Ob ich aus der Schule kam, oder Nachmittags vom Spielen bei einer Freundin, oder ob ich morgens aufwachte und keiner war da.

Mit den Jahren wurde mein Bruder auch älter. Im Klinikum spritzte man ihm immer einen Gerinnungsfaktor, damit das Blut dicker wird und gerinnt, damit die Blutungen aufhörten. Er hatte keinen Bock jede Woche gespritzt zu werden. Also hat er irgendwann gebockt. Dem Bocken folgten Taschengelderhöhungen, Zuwendungen von Spielsachen als Belohnung und und und. Ich musste bitten und betteln als Kind wenn ich mal eine CD wollte oder ein Spielzeug. Dafür war dann immer kein Geld da.

Hinzu kam das ich das Mädchen war. Ich musste im Haushalt mithelfen und die Sachen weg machen die er fabrizierte. Er fand das toll. Alles drehte sich um ihn. Als meine Eltern ihn dann zur Ausbildung in ein Internat gaben fand er das nicht mehr so lustig. Das war ein Internat für behinderte Kinder mit gutem Notendurchschnitt. Er hat Abi und alles machen können. Auch hier bekam er Zuwendungen von einem Onkel der etwas mehr Kohle in der Tasche hatte.

Ich musste funktionieren. Das war meine Rolle. Ich konnte mich beschweren aber ich musste hin halten. Alles drehte sich um ihn. Und soll ich dir was sagen, meine Vater hat dafür die Quittung bekommen und das noch zu Lebzeiten.

Wenn ein Kind so aufwächst, dann geht in der Eltern Kind Beziehung was kaputt. Und zwar nicht bei dem Kind das kämpfen muss, sondern bei dem Kind das Dreh und Angelpunkt in der Familie ist. Mein Bruder hatte meine Mutter versucht zu überreden das er nicht auf das Internat muss. Mein Vater hat sich durchgesetzt und einmal gesagt, nein, du machst das und Punkt. Das es nur zu seinem Besten war, damit er nicht in einer Werkstatt arbeiten muss wo die Behinderten sonst arbeiten, sondern das er dadurch auf dem freien Arbeitsmarkt die gleichen Chancen hat wie gesunde Menschen, das hat der bis heute nicht begriffen. Und der Mann ist jetzt 40.

Meine Mutter starb und mein Bruder hat sich vom Rest der Familie losgesagt. Ohne einen Grund zu sagen. Er hat gesagt, sollte sich noch einer Melden werden die Anwälte sprechen. Mein Vater hat bis zu seinem Tod nicht verstanden, warum sein Sohn nichts mehr von ihm wissen wollte.

Ich habe das zuerst auch nicht verstanden. Aber ich bin von Beruf Erzieherin und wir hatten eine Fortbildung vor einigen Jahren. Da ging es um gestörte Eltern Kind Bindungen und da wurde mir so einiges klar, warum mein Bruder so handelte, denn genau diese Thematik wurde da besprochen. Und da habe ich meinen Bruder und das gesamte drumherum verstanden. Wenn Kinder sich abnabeln und die Eltern nicht verstehen warum, dann ist zu 90% immer eine vorhergehende Eltern Kind Störung das Problem.

Du weiß das jetzt und es wird der Zeitpunkt kommen, da wirst du verstehen wenn es so kommen sollte. Solange deine Eltern das Spielchen deiner Schwester mitspielen ist alles in Butter für sie. Sobald das erste Nein kommt wenn sie älter ist wirds problematisch. Und das liegt daran das sie ihr alles durchgehen lassen.

Du musst nur aufpassen, das du nicht mit in diesen Kreislauf gerätst. Ordne dich dem nie unter. Du kannst irgendwann deinen Eltern sagen das du Verständnis hast wie sie das regeln, aber du wirst das Spiel nicht mitspielen. Denn wenn deine Schwester so weiter macht und deine Eltern irgendwann nicht mehr sind, dann wird sie dein Problem. Und das solltest du nie zulassen.

Ich habe mich rechtzeitig abgekapselt. Ich hatte zwar während meiner Teenyzeit deswegen Stress ohne Ende mit meinen Eltern, aber sie wussten genau was ich von meinem Bruder hielt und daher ist er jetzt auch nicht mehr mein Problem. Wenn der älter wird, und Probleme bekommt werde ich nicht für ihn da sein.

Dann hat sie eine bipolare Störung und muß in eine psychiatrische Klinik um ihre manisch-depressive Erkrankung von Fachärzten behandeln zu lassen... sonst ändert sich da nie was :-((

Gruß einer ebenfalls manisch-depressiven Erkrankten

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
ArwenPotter  22.07.2023, 16:13

Dazu muss doch überhaupt erst mal eine Diagnose erstellt werden, um sowas klar sagen zu können.

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