Wie kann ich auf die richtige Schreibung von s und ss kommen?

3 Antworten

Hallo,

im Deutschen kann ein „s“ stimmhaft oder stimmlos gesprochen werden. Den Unterschied machst du dir am besten mit den folgenden Beispielen bewusst. Lies die Wörter laut und achte genau auf die unterschiedliche Aussprache des Buchstaben „s“.

stimmhaftes s: Suppe – sausen – summen – Hase – Häuser – wieso – Reise – sie lasen – Amsel – also – Insel – Felsen – Ferse – Schicksal

stimmloses s: Sven – Slalom – Skalpell – Maske – Hamster – Wespe – Haus – Eis – Glas – sie las – Hals – aus – Masse – Kuss – Fluss – fließen – messen – Maß – wissen – weiß

Wie du siehst, wird das stimmhaft gesprochene „s“ immer als einfaches „s“ geschrieben, für das stimmlose „s“ dagegen gibt es drei mögliche Schreibweisen: „s“, „ss“ oder „ß“.

Rechtschreibregeln:

1)    Ein stimmhaft gesprochenes „s“ wird immer als einfaches „s“ geschrieben.

2)    Unabhängig von der Aussprache schreiben wir einfaches „s“ …

a.    am Wortanfang: Sahne, See, so, sehen, Säge, Slalom, Sven, Skalpell, Sam, Salsa.

b.    vor oder nach Konsonanten: Wespe, Maske, Wüste, Küste, lispeln, Hamster, stets, also, Gemse, hopsen, wechseln, ernst, Ferse, Knicks, Mops.

3)    Nach einfachem, kurz gesprochenem Vokal (a, e, i, o, u, ä, ö, ü) schreiben wir ein stimmloses „s“ als „ss“: Masse, messen, wissen, küssen, essen, lassen, Kuss, Fluss, blass, Schloss.

4)    Nach einfachem, lang gesprochenem Vokal oder nach Diphthong (= Doppelvokal: ei, ai, ie, au, äu, eu) schreiben wir ein stimmloses „s“ als „ß“: fließen, außen, grüßen, Straße, heißen, Fuß, Maß, weiß, groß, Strauß.

Sonderregeln:

1.    Folgende „Kurzwörter“ enden zwar mit stimmlosem „s“, werden aber trotzdem nur mit einfachem „s“ geschrieben: bis, los, (r)aus und damit zusammengesetzte Wörter wie hinaus, heraus, überaus.

2.    Als grammatische Endung schreiben wir „s“ immer als einfaches „s“:

a)    „s“ als Endung bei Adjektiven, Artikeln und Pronomen: das / dieses / welches / jenes / tiefes / heißes / kaltes Wasser ; es, was, alles, etwas, nichts

b)    „s“ als Genitiv- und Mehrzahlendung: des Mannes ; Annas / Muttis / Tims / Frau Meiers Geld ; Uhus, Muttis, Bonbons

3.    Substantive auf –as, -is und –us schreiben wir mit einfachem „s“ am Wortende, wenn sie eine Mehrzahlform auf –asse, -isse bzw. –usse bilden können oder das –s in der Mehrzahl verschwindet: Atlas – Atlasse ; Kürbis – Kürbisse ; Kaktus – Kaktusse ; Rhythmus – Rhythmen ; Tempus – Tempora ; Dosis – Dosen. Dies gilt besonders für Substantive auf –nis wie Verständnis und Geheimnis.

Das sogenannte Stammprinzip

Leider können die bisher genannten Regeln noch nicht alle Schreibweisen erklären. Darum schlägt jetzt die Stunde des Stammprinzips. Das Stammprinzip lautet: Stimmhaftes „s“ und stimmloses „s“ bleiben in ihrer Schreibung in allen Formen eines Wortes erhalten. Werfen wir einen Blick auf folgende Wörter, die scheinbar gegen die oben genannten Regeln verstoßen:

a)    Glas – Eis – Haus – (sie) las (Verstoß gegen Regel 4)

b)    (er) isst – (ihr) müsst – (ich) wusste – (er) gießt (Verstoß gegen Regel 2b)

c)     Biss - Riss (Verstoß gegen Sonderregel 3)

d)    Messlatte – wissbegierig – Floßfahrt – misstrauen (Verstoß gegen Regel 2b)

Jetzt können wir die vermeintlichen Regelverstöße mit dem Stammprinzip erklären.

Zu a) Im Deutschen werden alle stimmhaften Konsonanten am Wortende stimmlos gesprochen. Das gilt auch für das stimmhafte „s“. Du kannst ein stimmhaftes „s“ wieder hören, wenn du die Wörter so erweiterst, dass das „s“ vor einem Vokal zu stehen kommt. Diesen Test nennen wir auch Erweiterungsprobe:

das Glas – die Gläser ; Eis – eisig ; mein Haus – meines Hauses ; sie las – sie lasen (Vergangenheitsformen zu „lesen“).

Zu b) Hier sind alle Beispiele Verbformen. Die Infinitive (= Grundform) der Verben lauten „essen“, „müssen“, „wissen“ bzw. „gießen“. Ihre Stämme „ess-“, „müss-“, „wiss-“ und „gieß-“ enden alle mit stimmlosem „s“, das gemäß den Regeln mal als „ss“ mal als „ß“ geschrieben wird. Damit der Stamm eines Verbs in allen Formen erkennbar bleibt, darfst du das stimmlose „s“ niemals als einfaches „s“ schreiben. Ohne Stammprinzip könnten wir z.B. nicht unterscheiden zwischen: ist und isst oder hast und hasst

Achtung! Bei Verben, deren Stamm mit stimmlosem „s“ endet, kann es jedoch zu einem Wechsel zwischen „ss“ und „ß“ kommen, je nachdem, ob der Vokal vor dem stimmlosen „s“ kurz oder lang ist. Vergleiche: „du gießt“ mit „du hast gegossen“ ; „wir wissen“ mit „ich weiß“ ; „ich esse“ mit „ich aß“ ; „der Hund beißt“ mit „der Hund ist bissig“.

Zu c) Die Mehrzahl zu „Riss“ lautet „Risse“, zu „Biss“ „Bisse“. Wir schreiben entgegen Sonderregel 3 nicht „Ris“ bzw. „Bis“, weil die beiden Substantive von den Verben „reißen“ bzw. „beißen“ abstammen und gemäß dem Stammprinzip das stimmlose „s“ im Schriftbild erhalten bleiben muss.

Zu d) In zusammengesetzten Wörtern, deren erster Bestandteil auf einen s-Laut endet, bleibt die ursprüngliche Schreibweise des s-Lautes immer erhalten. Das gilt auch für unsere Beispiele: Messlatte = Mess- (von „messen“) + Latte ; wissbegierig = wiss- (von „wissen“) + begierig ; Floßfahrt = Floß- + Fahrt ; Misstrauen = Miss- (verwandt mit vermissen) + trauen ; ausatmen = aus- + atmen.

Mithilfe der Regeln und des Stammprinzips kannst du gut 99,8% aller s-Schreibungen erklären. Wenn dir dennoch ein Wort begegnet, das sich nicht an die Regeln hält, ist es wahrscheinlich ein Fremdwort.

LG

Nebbe 
Fragesteller
 05.03.2023, 20:43

Danke!!!

0

Doppel-S nach kurzem Vokal wie in

  • fassen
  • nass
  • messen
  • hissen
  • müssen
  • Geschoss

Zusätzlich bei "dass" als Konjunktion wie in

"Es ist schön, dass du pünktlich bist."

"Dass ich das noch erleben darf, ..."

Ein "ß" nach langem Vokal wie in

  • Maß
  • Fuß

Entweder Verlängerungsprobe oder merken