Wie ist es als Rettungs- oder Notfallsanitäter?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Wie man damit klar kommt und ob es ein Beruf für jemanden ist, muss jeder selber wissen oder herausfinden.

Ich persönlich finde den Beruf wirklich schön, man macht was sehr sinnvolles, hat mit vielen verschiedenen Menschen zu tun und das Gefühl zu helfen ist auch was schönes. Ich komme auch mit dem Schichtdienst ohne Probleme klar, ich bin aber auch noch jung, vielleicht ändert sich das auch mit zunehmenden Alter noch, was ich nicht hoffe. Auch das Arbeiten im Team und das Miteinander auf der Wache ist zumindest bei uns wirklich was besonderes. Schwierige Einsätze gibt es immer mal wieder und auch welche die in Erinnerung bleiben, aber mit der Zeit bekommt man ein dickes Fell.

Die Bezahlung kann sehr verschieden sein, das hängt von der Region ab. Es gibt auch Rettungsdienstler bei Berufsfeuerwehren die verbeamtet sind.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäterin, Feuerwehrfrau, Rettungshundeführerin
MickyLovy 
Fragesteller
 08.12.2023, 23:04

Danke 🙂

2
Wie ist es als Sani?

Tja, was ist "es"? Und: Wie geht man selbst damit um?

Zum Beispiel kommen manche mit dem Schichtdienst so gar nicht zurecht, während andere nicht verstehen wo das Problem sein soll. Das hängt einmal von persönlichen Voraussetzungen (z.B. Schlafrythmus) ab und einmal von den Lebensumständen... jemand, der eh allein durchs Leben geht und an Weihnachten allein rumsitzen würde, denkt anders über die 24h-Schicht an Heiligabend als jemand, der verheiratet ist und zwei Kinder hat.

Der eine Kollege kommt nicht mit der Desillusionierung klar, wer weiß wie viel über rettungsmedizinische Maßnahmen gelernt zu haben um bei kritischen Patienten herauszuholen was herauszuholen ist, und dann fährt er wochenlang nur Taxi, hält Händchen und sieht keinen einzigen bedrohlichen Notfall bei dem er der Held ist. Und der nächste Kollege freut sich über den stressfreien Job.

Ganz generell denke ich, dass sich zu viele Leute die Sache zu schön reden. Man wird viel ausgenutzt, ist sehr oft der Lückenbüßer für Systemfehler und Versorgungsengpässe und das frustriert, weil das nicht die eigentliche Aufgabe ist aber man sich nicht dagegen wehren kann. Die Einsatzzahlen im Rettungsdienst steigen laufend, während die "echten" Notfälle nicht mehr werden.

Ist ein Bisschen so wie in der Feuerwehr, wo man nach zig BMA-Fehlalarmen, Ölspuren, Bäumchen auf der Straße und Tragehilfen für den Rettungsdienst rätselt, was dieses "Feuer"-Dings denn nochmal war.

Wie kommt man damit klar, Menschen sterben zu sehen?

Im Grunde: Es gehört zum Job und betrifft einen nicht.

Man lernt von Anfang an, in der Rettungsdienstschule und von den Kollegen auf der Rettungswache, dass der Tod ein ganz normaler Teil des Jobs ist. Dadurch ist man mental darauf vorbereitet, dass man Tote sehen wird und dass das was Normales ist. Und weiterhin hat man den Menschn i.d.R. vorher nicht gekannt und hatte keine Beziehung zu ihm - ob er nun weiterlebt oder nicht, hat keinen Einfluss auf das eigene Leben.

Das ist eine ganz andere Hausnummer als bei jemandem, der nie über den Tod nachgedacht hat und plötzlich mit dem Tod eines nahen Angehörigen konfrontiert wird.

Klar gibts auch mal Fälle, an denen man zu knabbern hat. Ich hatte z.B. mal einen 18jährigen, der beim Zocken auf dem Sofa verstorben ist... saß da mit beginnender Leichenstarre und die Playstation lief noch. Was solche Fälle angeht, ist es sehr wertvoll mit den Kollegen darüber zu sprechen und Gedanken auszutauschen. Und anschließend achte ich darauf, es nicht mit nach Hause zu nehmen - mit dem Dienstende wechsele ich gewissermaßen in ein anderes Leben, in dem mich nicht mehr betrifft was in der Schicht los war.

Wie viel verdient man?

Grundgehalt (hat SaniOnTheRoad schon genannt) plus Schichtzulagen (welche monatlich grob zwischen 300 und 500 € schwanken).

Netto kommen auf dem Konto so grob 2000 € bzw. 2500 € an.

MickyLovy 
Fragesteller
 08.12.2023, 12:07

Danke für die ausführliche Auskunft ☺️

0

Hi,

Wie ist es als Rettungs- oder Notfallsanitäter?

Ich finde, da solltest Du eine konkretere Frage stellen - bei einem "Wie ist es?" kann man dutzende Sachen schreiben, ohne zu beantworten, was Du wissen möchtest.

Am Ende des Tages ist es eine Arbeit wie jede andere auch, mit allen Vor- und Nachteilen, die sowohl interessant, lustig, sinnvoll wie auch stressig, belastend oder frustrierend sein kann. Ganz ohne Heldenallüren.

Man kann (und muss) sich auf Wechselschichtarbeit par excellence einstellen, auf 12-Stunden-Dienste, Wochenend-, Feiertags- und Nachtarbeit und keinen planbaren Feierabend.

Wie kommt man damit klar, Menschen sterben zu sehen?

Nun, es liegt in der Natur der Sache und ist schlichtweg Teil des Berufsbilds, dass auch Patienten versterben - dessen muss man sich bewusst sein. Man muss sich allerdings auch bewusst sein, das "Extremfälle" einfach seltene Ausnahmen sind.

Spektakuläre oder dramatische Einsätze kann man üblicherweise an einer Hand abzählen.

Ansonsten kommt es hier sowohl auf die Umstände, als auch den Kollegen selbst an - der friedlich im Schlaf verstorbene, multimorbide 90jährige ist etwas anderes als der reanimationspflichtige Patient auf offener Straße. Ein Patentrezept für den Umgang gibt es nicht; letztendlich entwickelt jeder seine eigene Strategie zum Umgang mit der Situation.

Wie viel verdient man?

Nahezu alle Leistungserbringer sind einem Tarifvertrag angeschlossen - und diese sind öffentlich einsehbar.

Beispielsweise kommt ein Rettungssanitäter im DRK-Reformtarifvertrag (EG 6b) auf ein Grundgehalt von rund 2600 € brutto/Monat, ein Notfallsanitäter (EG 9c) auf rund 3100 €.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

Oh, das ist nen schlecht bezahlter stressiger Job. Du verdienst rund 3.200 Euro, musst mal einfach ne Stellenausschreibung lesen und dann die Entgeltgrppe , z.B. P8 in der Tariftabelle TVÖD eingeben.

Du hast oft Schichtdienst und immer viele Überstunden. Also nicht unbedingt so der Traumjob, auf der anderen Seite sind Rettungssanitäter zum mitfahren auf dem Krankenwagen überall dringend gesucht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
MickyLovy 
Fragesteller
 08.12.2023, 06:21

Ich finde es kann ein toller Job sein. schließlich hilft man Menschen 😺 danke für die Antwort 😊

1
Californiablu  08.12.2023, 06:23
@MickyLovy

Ja das stimmt natürlich. Aber leider wird man in den Jobs im sozialen Bereich, so auch in der Altenpflege gnadenlos überlastet und ausgebeutet. Ist so, dahin gehend wollte ich nur sensibilisieren.

1
Leony2000  08.12.2023, 21:42
@Californiablu

Also ich bin Notfallsanitäterin und ich werde nicht ausgebeutet. Wer solch einen Beruf wählt, muss sich im klaren darüber sein, dass Schichtdienst und fordernde Einsätze nunmal dazu gehören. Das ist keine Ausbeutung. Wie es in der Pflege ist kann ich nur schwer beurteilen.

0