Wie ist eine Nachforschung zu Firmen in Verbindung mit dem Nationalsozialismus / NSDAP / Zwangsarbeit möglich?
Hallo ihr alle,
ich habe mich gefragt: Wie kann ich zu kleineren Firmen, die seit Generationen von der selben Familie geleitet werden, nachforschen, ob und inwiefern es eine Verbindung zur NSDAP und weiteren "Institutionen" des Nationalsozialismus gab? Soweit ich weiß, muss ich Namen und weitere Angaben an das Bundesarchiv senden bzw. in einem Antrag zum Bundearchiv schicken, um Auskünfte zu Einzelpersonen zu erhalten - dh. ob und seit wann und in wie weit sie Mitglieder in der NSDAP waren. Aber dies ist wahrscheinlich nicht für "nicht-Angehörige" möglich, oder? Außerdem geht es bei Firmen ja auch viel um zB. Zwangsarbeiter, die Kriegsgefangene waren oder ähnliches.
Ich kenne nur Geschichten von größeren Firmen, wie beispielsweise Hugo Boss - hier wurden im Dritten Reich unter anderem Uniformen für Wehrmacht, SS, SA und Hitlerjugend u.a. durch Zwangsarbeit produziert. Hugo Boss hatte laut einem Wirtschaftshistoriker (R. Köster) gute Kontakte zur NSDAP und durch diese stark profitiert und eben zB. Zwangsarbeiter ausgebeutet und die vielen Uniformen produziert.
PS: Ich komme beruflich aus einem ganz anderen Umfeld. Ich bin privat auf die starke Vermutung gekommen, dass die Familie einer Freundin so eine Firma hat. Weitere Details möchte ich dazu nicht preisgeben.
Grüße aus Bayern,
Marie
1 Antwort
Du kannst auch im jeweiligen Landesarchiv nachforschen. Im Rahmen eines Studentischen Forschungsprojektes musste ich mich auch mit Archivaten aus der Zeit des dritten Reiches beschäftigen. Da findet man die unterschiedlichsten Dinge. Es wäre möglich dass du dort fündig wirst, zumindest was "Indizien" betrifft.
Sevven
Ich kann natürlich nur über das Landesarchiv NRW sprechen. Aber da gab es eine Online-Suchmaschine, auf der Website, wo man mit Stichworten und Suchfiltern konkret nach Archivaten suchen kann.
Auf jeden Fall gibt es dort Zeitungsartikel zu finden! Mitunter bin ich per Zufall tatsächlich auch zu Untersuchungen zum Thema Zwangsarbeit in Bezug auf regionale Unternehmen gestoßen, die natürlich erst in den darauffolgenden Jahrzehnten (im Zuge der Aufarbeitung) durchgeführt wurden. Mit viel Glück stößt du vielleicht auf etwas vergleichbares. Du könntest nach solchen Untersuchungen auf regionaler Ebene natürlich auch einfach so im Netz Recherchieren. Sowas sind Dinge, die gerne Publiziert werden. Speziell in den Kulturwissenschaften ist das ein riesen Feld.
Ich würde ehrlich gesagt... großflächig arbeiten. Ich würde mich als erstes nicht auf bestimmte Archivat-Typen beschränken, und erstmal schauen wie viele potentielle Quellen du findest. Je nachdem wie viele es sind, kannst es dann ja immernoch eingrenzen.
Grundsätzlich können dir ja ganz unterschiedliche Archivat-Typen weiterhelfen: Zeitungsartikel, besagte Untersuchungen, womöglich ein Foto von Firmenangehörigen mit NSDAP Funktionären, Flyer, Stellenanzeigen, Befragungen, etc. Etc. Die Möglichkeiten sind enorm!
Und kann ich hier ohne Antrag analog vorbeikommen oder digital die Sammlung einsehen? Praktisch wie in einer Bibliothek? Oder muss ich zumindest Termine ausmachen? Vlt. ist das aber auch unterschiedlich, je nach
Das kann ich dir so pauschal nicht sagen. Ich habe damals im Rahmen des Studien-Projektes einen Ausweis und damit Zugang bekommen. Schau einfach Mal auf der Website des Landesarchivs oder ruf ggf. an und erkundige dich. Einen Versuch ist es wert.
Ich habe gerade außerdem herausgefunden, dass es dann immer noch städtische Archive gibt!
Exakt. Das ist natürlich auch eine gute Idee!
Sevven
Hej Sevven,
danke für die schnelle Antwort. Welche Tipps hast du dafür? Gibt es dort zB. auch alte Zeitungen, in denen dann vlt. etwas zu Parteizugehörigkeiten, Zitaten, Firmenanzeigen oder Veranstaltungen zu finden ist? Nach welchem Material und auf welche Art sollte ich dort am besten recherchieren? Es gibt ja sehr viel - Plakate, Fotos, private Unterlagen, Urkunden, Akten, Sammlungen, etc.
Und kann ich hier ohne Antrag analog vorbeikommen oder digital die Sammlung einsehen? Praktisch wie in einer Bibliothek? Oder muss ich zumindest Termine ausmachen? Vlt. ist das aber auch unterschiedlich, je nach Landesarchiv. Ich habe gerade außerdem herausgefunden, dass es dann immer noch städtische Archive gibt! Das ist dann wahrscheinlich auch ein guter Anlaufpunkt.
Marie