Wie geht ihr mit Menschen um, die eure Erziehung kritisieren?
Ich hatte leider eine schlimme Kindheit und es hat immer noch negative Auswirkungen. Jetzt auch schon auf meine Tochter. Ich habe Schwierigkeiten damit Grenzen zu setzen und meine Meinung zu sagen. Ich meide Konflikte. Wenn ich sowas als Kind machte, wurde ich geschlagen, so habe ich schnell gelernt immer brav zu sein und meine Gefühle und Meinung nicht zu zeigen. Ich bin bei einer Therapeutin, aber pausiert seit der Geburt.
Heute waren wir bei der Nachbarin. Sie hat mehrere Sachen erwähnt, was ich falsch mache. Ich finde, dass ich es richtig mache und habe sehr gut mich informiert. Trotzdem verunsicherte sie mich in dem Moment. Vielleicht weil sie älter ist, 2 große Kinder hat und so selbstbewusst wirkt. Also sie meinte, ich soll nicht bei jedem Schreien sie gleich trösten, ich trage sie zu viel usw... Das eigentliche Problem war, sie hat ihren Türhopser gezeigt und sie wollte meine Tochter da reinsetzen. Ich war unsicher, ob das Ding überhaupt gut sein soll, wollte mich erstmal informieren. Und ich sagte, sie ist eh noch zu klein dafür. Sie hat es nicht akzeptiert und sagte, dass es toll ist, wir setzen sie rein. Ich hatte ein richtig schlechtes Bauchgefühl dabei und wollte es nicht. Sie ist erst 5 Monate alt. Habe aber trotzdem gemacht. 😔 sie hat angefangen zu weinen, dann nahm ich sie gleich raus. Ich fühle migh seitdem richtig schlecht, habe gelesen, dass es schädlich ist. Ich bin so wütend auf mich, warum ich einfach nicht nein sagen kann. Habe mir vorgenommen, sowas nie wieder zu tun. Habe aber Angst, dass ich in ähnliche Situation wieder so reagiere.
Beim Abschied hat sie kurz gehalten, siehat angefangen zu weinen. Ich wollte sie gleich zu mir nehmen, sie sagte, sie soll das lernen. Das hat mich aber nicht interessiert, ich nahm sie zu mir zurück. Sie hat das wieder kommentiert und habe mich wieder schlecht gefühlt.
Hat jemand Ähnliches erlebt? Wie geht ihr mit solchen Menschen um? Ich möchte das wirklich ändern. :(
5 Antworten
Liebe noe93,
Deinen Kummer kann ich verstehen.
Für mich gibt es in Sachen Kritik eine wichtige Regel: Mich darf jeder kritisieren, der auch bereit ist, mir bei meinen Aufgaben zu helfen. Für alle anderen Kritiker hat der Maurer ein Loch in der Wand gelassen.
Bei Deiner Nachbarin habe ich nicht den Eindruck, dass sie Dir helfen wollte. Mir scheint es eher so zu sein, dass sie Dir ihren Erziehungsstil aufzwingen wollte. Selbst wenn sie in der Sache richtig liegen sollte - was ich nicht erkenne - so kann ich nur sagen: So geht das nicht!
Es ist falsch, den anderen Menschen zu überrumpeln und seine Meinung selbstherrlich zu ignorieren.
Mein Tipp: Wenn Dich jemand kritisiert, versuche herauszufinden, ob er Dir wirklich helfen will - oder nur seine negative Meinung vom Stapel lassen möchte. Wer Dir wirklich helfen will, der geht auch auf Dich ein und geht wertschätzend mit Dir um!
Weil wertschätzendes Verhalten von der Nachbarin nicht praktiziert wird, würde ich diese Person eher meiden.
Also, deine Nachbarin hat dir nichts zu sagen, mach dir das immer wieder sehr deutlich.
Sie kann dir Ratschläge geben oder ihre Hilfe anbieten aber du allein entscheidest, was mit deinem Kind ist.
Du kannst das alleine üben, immer wieder damit du beim nächsten Mal darauf vorbereitet bist. Stell dir die letzte Situation vor und lege dir Antworten parat. Was du sagen könntest, wenn du wieder zu etwas genötigt wirst.
Du bist sicher noch jung und auch sehr unsicher, kein Wunder bei deiner Kindheit. Klar kannst du dich nicht sofort durchsetzen aber wie gesagt, du kannst es üben.
Wenn deine Nachbarin (oder auch andere Menschen) etwas fordern, solltest du höflich aber bestimmt ablehnen wenn dir etwas nicht behagt.
Und ja, ich hätte mein Baby auch nicht in den Hopser gesetzt. Gut, jetzt ist es passiert und es hat deinem Kind nicht geschadet, mach dich deswegen nicht fertig. Aber erspare dir solche Belastungen indem du ganz bestimmt sagst, was dir nicht passt. Bzw. du deinen Standpunkt vertrittst.
Deine Nachbarin meint es sicher nicht schlecht, vielleicht denkt sie, dass sie dir hilft aber wenn du mit etwas nicht einverstanden bist, sag es. Es wird dir am Anfang schwer fallen aber je öfter du dich für dein Baby und für dich selber einsetzt, umso leichter wird es dir fallen.
Und habe keine Angst, es passiert nichts Schlimmes. Du bist eine erwachsene Frau und eine junge Mutter und du hast absolut ein Recht auf deine eigene Meinung.
Lass dir nicht von jemand anderen einreden wie du deine Kinder erziehst. Es ist gut, dass du achtsam bist und dich selbst hinterfragst, aber lass dich nicht gleich verunsichern. Dein Bauchgefühl hat dir schon die richtige Antwort gegeben.
Klar solltest du in der Erziehung deines Kindes auch klar vermitteln können wo die Grenzen sind, aber genauso solltest du deinem Kind Geborgenheit und bedingungslose Liebe bieten. Ich schätze, dass du diese Balance gut hinkriegen kannst, weil du bereits an dir selbst arbeitest.
Deine eigenen Themen sind dir bewusst und diese selbstbewusste Nachbarin hat mitbihrem Verhalten etwas in dir getriggert, so dass du dich nicht in aller Stärke behaupten konntest. Merke dir diese Situation und bei welcher Art von Mensch sowas aufkommt. Solche Situationen sind für deine eigene Aufarbeitung sehr wertvoll.
Als ich mein Kind bekam, habe ich ähnliches erlebt. Aber eher von Familie. Sätze wie:
„Wir haben so viele Kinder grossgezogen, wir wissen wie erziehung geht“
„Gib ihm doch mal anständiges essen“
“Du hast ihn verwöhnt“
“ Er fremdelt, weil du kaum unter Menschen gehst“
sind in meinem Muttersein regelmässige Sachen, die ich zu hören bekommme.
irgendwann bin ich geplatzt vor wut.
ich musste lernen, jedem zu sagen, dass es MEIN Kind ist. Auch mir selbst. ES IST DEIN KIND. DU WEISST SELBER, WAS DEIN KIND BRAUCHT UND WAS NICHT. Keiner hat das Recht, dir etwas vorzuschreiben.
wie gehe ich mit solchen Menschen um?
wenn mich jemand eines besseren belehren möchte sage ich einfach:
Danke, wenn ich einen Rat brauche, dann werde ich auf dich zukommen :)
dann sind sie generell still.:)
Oh Gott, ja!
Egal wie man es gemacht hat, irgendeiner hat immer etwas daran auszusetzen gehabt.
Ist man bei jedem Pues gesprungen, hat man das Baby total verzogen.
Hat man erst beim dritten Krähen reagiert, war man grausam, das Baby schreit sich weg.
Und, und, und......
Dein Kind und du steht immer an erster Stelle.
Und du als Mama kennst dein Kind auch am besten. Selbst wenn du vielleicht mal ein „ Fehler „ machst, dann lernst du daraus und aus Zucker ist deine kleine ja auch nicht .. auch wenn sie so aussehen :)
Man muss auch nicht unbedingt „ Nein „ sagen um die Hilfe anderer abzuwimmeln. Ich würde es je nach Situation so machen, dass ich sage „ Ich bin dankbar für deine Tipps aber ich habe beschlossen das anders zu machen, ich frage nach wenn ich Hilfe brauch/ wenn ich eine zweite Meinung brauche/ wenn ich nicht weiter weiß“
Für mich klingt das höflich und bestimmt und darauf kommt es in solchen Situationen an. Wenn die Leute das nicht akzeptieren ist nichts falsch daran deine Meinung offen und ehrlich zu sagen.