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Die letzte Stunde
Im Dämmerlicht, wo Schatten zieh’n,
ging einst ein Mann, den alle flieh’n.
Ein Leben schwer, von Schuld durchbohrt,
vom eignen Herzen kaum erhört.
Er sprach kein Wort, trug still die Last,
verlor, was je Bedeutung fasst.
Der Ruf: „Ein Narr, gebrochen, klein!“
doch tief im Innern glomm ein Sein.
Am Rande stand er, Blick ins Licht,
wo Hoffnung stirbt und Mut zerbricht.
Ein letzter Schritt, kein Blick zurück,
doch nicht aus Schwäche, aus Geschick.
Denn was sie sah’n, war nur der Fall,
nicht, wie er stieg im Feuersaal.
Er stürzte nicht, er opferte,
was er nie war, doch was er wär.
Ein Manifest, ein stiller Krieg,
ein Mensch, der starb, damit er siegt.
Sein Tod war Schrei, war Widerstand,
sein Körper fiel, doch nicht sein Stand.
Im Wind erzähl’n die Dächer leis,
von einem, der sein Leid zerreißt.
Ein Held nicht aus der Helden Hand,
doch aus der tiefsten Wunden Land.
Legende ward, wer enden muss,
sein Name fällt mit Ehr’ und Kuss.
Nicht weil er ging, weil niemand blieb.
Nicht weil er fiel, weil er uns rief.
2 Antworten
Die zweite Zeile gibt wenig Sinn. Wie wäre es stattdessen mit "ging ein Mann, vor dem alle flieh'n"? Zeile 3 und 4 reimen sich nicht. Ein Reim auf durchbohrt ist echt schwer zu finden. Man könnte es umändern in "...von Schmerz geplagt" und "Das eigne Herz, es schreit und klagt". Bei Zeile 14 frage ich mich, was ein Feuersaal ist. Meinst du Feuerschwall? Da hätte ich "nicht, wie er ging, mit einem Knall", ist aber vielleicht etwas zu direkt. Bei Zeile 16 ergibt es mit "doch was er hoffte" zumindest halbwegs einen Reim. Oder man könnte auf das "wär" reimen und Zeile 15 in "er stürzte nicht, er gab es her" ändern. In der letzten Zeile würde sich "schrieb" am Ende besser reimen.
Ansonsten finde ich es gut, aber sehr düster. Es beschreibt einen Selbstmord und wirkt fast wie ein Abschiedsbrief.
Überraschenderweise nicht derart miserabel wie die allermeisten Versuche von Hobbylyrikern. Der Rhythmus läuft vergleichsweise rund, die Reime sind nicht derart erzwungen, du bemühst dich um eine bildreiche Sprache. Also eigentlich solide. Mich stört ein wenig die Aufdringlichkeit einiger Bilder. vanaheim beschreibt es in der Antwort gut mit "schwülstig". "nicht, wie er stieg im Feuersaal" bspw. klingt schon sehr gewollt auf dramatisch getrimmt. Aber was den Inhalt angeht, halte ich mich ohnehin zurück, dies ist Geschmackssache, und mein Fall ist derlei nicht unbedingt. Ich würde den Versuch mal einige Monate "reifen" lassen und dann sehen, ob man an einigen Stellen noch etwas zurückhaltender formulieren könnte.
lg up
Ich dachte es mir bereits. Schiller schrieb mal den klugen Satz: "Ein Dichter nehme sich ja in Acht, mitten im Schmerz den Schmerz zu besingen." Dazu kann ich dir auch nur raten, daher mein Tipp noch einmal, es etwas liegen zu lassen. "Verzweiflungstaten" in der Kunst funktionieren nur in den seltensten Fällen, meist stellt sich später Unzufriedenheit ein und beim Publikum Ratlosigkeit.
Vielen Dank erstmal Up. Ich bin in einer etwas depressiven Phase. Deshalb klingt das ganze vielleicht etwas "schwülstig"