Wie erklärt man einem 3,5 jährigen Kind, dass die Oma im Sterben liegt?

11 Antworten

Es dem Kind offen und so erklären, wie es ist. Dass die Oma sterben wird und dann wird sie nicht mehr da sein und auch nicht mehr wiederkommen und deswegen sind alle sehr traurig.

Ein 4 Jähriges Kind hat noch kein Konzept vom Tod, es wird das nicht verstehen. Aber sowas ist wichtig für das Kind, weil es dann, wenn schon nicht den Tod an sich, versteht, dass das etwas trauriges ist. Emotionen versteht ein Kind, weil die zur eigenen Lebensrealität gehören und dementsprechend kann es dann auch nachvollziehen, dass du ggf. weinst. Und das ist besser für das Kind, weil es dann einen Grund hat und nicht einfach hilflos mitansehen muss wie Mama weint.

Ansonsten... bindet das Kind mit ein, erklärt ihm alles. Beantwortet Fragen wahrheitsgemäß (aber kindgerecht natürlich!) und versucht es nicht übermäßig beschönigend darzustellen.

Klar, man muss nicht jedes brutale Detail mit reinbringen, doch von solchen Euphemismen wie 'Einschlafen' oder 'weggehen' wird meist abgeraten.

Das hat den Grund, dass ein Kind in dem Alter noch nicht differenzieren kann. Es wird dann schlimmstenfalls denken wenn jemand 'einschläft' oder 'weggeht', dass er dann, genauso wie Oma, nicht mehr aufwacht oder nicht mehr wiederkommt. Dadurch kann das Kind enorme Ängste vor genau DIESEN eigentlich vollkommen normalen 'Tätigkeiten' entwickeln, es kann sein, dass es nicht mehr ins Bett gehen will etc. etc.
Auch zu sagen 'bei manchen Menschen...' ist in meinen Augen nicht ratsam, weil bei einem so kleinen Kind 'abstufungen' weniger präsent sind. Es gibt 'an' und 'aus'. 'Manche' ist schon wieder so eine ungreifbare Formulierung mit der das Kind nichts anfangen kann.

Habt aber auch Verständnis dafür, dass das Kind noch zu jung ist, um ein Konzept vom Tod zu haben und dementsprechend ggf. durchaus nochmal ab und an nach Oma fragt oder die Beerdigung z.B. als solche nicht so 'ernst' nimmt, wie ihr es ggf. gerne hättet.

Herberthubertu 
Fragesteller
 14.01.2022, 09:40

Danke für die ausführliche Antwort

1

Gerade kleine Kinder sind da meist unvoreingenommener, als Erwachsene. Sie machen sich mehr Gedanken aus dem Moment heraus. - Ich war etwa im selben Alter wie dein Kind, als meine Oma starb, die bei uns im Haus lebte. Man hatte mir vorher gesagt, dass sie sterben müsse, da sie schon recht alt und krank war. Der Tod ist auch kleinen Kindern nicht ganz unbekannt. Sie hören, dass Lebewesen sterben. Den Tod von Tieren hatte ich bereits miterlebt. Auch kannte ich den Friedhof, und die Gruft meines Opas, der schon vor meiner Geburt verstorben war.- Gern wollte ich meine liebe Oma noch einmal sehen, als sie nicht mehr lebte. Als ich sie friedlich aufgebahrt sah, habe ich wohl nur staunend gesagt: "Oma, was siehst du schön aus." - Wie meine Eltern mir später sagten, muss ich es wohl "schade" gefunden haben, die Oma nicht mehr bei mir zu haben. - Doch die feierliche Beerdigung fand ich für sie wieder sehr schön und passend, weil (unbegründet) selbstverständlich.

Ich wünsche alles erdenklich Gute!

Ich erinnere mich nicht mehr genau, aber ich denke auch, dass meine Mutter einfach ehrlich zu mir war und offen für fragen war.

Ich weiß noch, dass sie mir auch ein bilderbuch über den Tod gab und es mit mir Durchgegangen ist. Meiner Erinnerung nach war dort gewissermaßen der Tod erklärt und Möglichkeiten gezeigt was danach alles passieren könnte.

Herberthubertu 
Fragesteller
 14.01.2022, 09:36

OK, so ein Buch habe ich gestern bestellt. Danke für die Bestätigung

1

Kinder in dem Alter haben noch keine Vorstellung vom Tod und können es nicht begreifen weil sie noch keine Todesvorstellungen haben.

Die Entwicklung der kindlichen Todesvorstellungen läuft so ab:

Kleinkindalter: Das Kleinkind hat noch keine Vorstellung vom Tod. Den Gegensatz „lebend – tot“ lernt es erst allmählich. „Tot“ bedeutet zunächst nur, dass eine Person aus seinem Gesichtskreis entschwindet, aber die Endgültigkeit kann es normalerweise noch nicht begreifen.

ca. 4 Jahre: Das Kind bekommt eine Ahnung, dass der Tod etwas ist, was Menschen treffen kann. Es denkt dabei fast nur an alte Menschen.

ca. 6 Jahre: Kinder fangen an zu Fragen: Was wird aus den Toten?

ca. 8-10 Jahre: Ein Kind entwickelt ein deutlicheres Todesverständnis. Krankheit wird in Verbindung mit Tod gesehen. Die Wahrnehmung des Todes ist jetzt auch stärker mit eigenen Gefühlen verbunden.

Pubertät: Erst jetzt wird der Tod wirklich zu einem Teil des eigenen Weltbilds. Alle müssen sterben: Der Tod gehört zum Leben dazu.

Man sollte es dem Kind so kindgerecht wie möglich erklären, das seine Oma nun ihre Augen für immer geschlossen hat und sie dann beerdigt wird. Kannst ihm ja auch erklären, das ihr die Oma dort immer besuchen könnt und nun auf ihr schöne Blumen wachsen, wodurch sie immer "lebendig" bleibt.

Auch wenn ich schon 32 bin, hilft mir die Vorstellung, das verstorbene Menschen und Tiere nun über die Regenbogenbrücke gehen und auf unseren Wolkenbauernhof ziehen und dort weiterleben. Das hilft mir mit der Trauer umzugehen, auch wenn mir natürlich bewusst ist, daß es nur eine Imagination ist.

Vllt. kann so etwas auch deinem Sohn helfen.

Gruß