Werden alle Flugzeuge gleich gewartet??

2 Antworten

Checklisten des Herstellers und Durchführung der Wartungsarbeiten sind aber nicht zwangsläufig identisch - leider ... Nicht umsonst sollte man sich gut überlegen, mit welcher Airline man fliegt und um welche man besser einen Bogen macht.

Die Gesellschaften würden sich ins eigene Fleisch schneiden wenn sie davon abweichen würden. Einsparungen wären marginal, die Folgen jedoch potenziell katastrophal. Zudem verfügen viele Gesellschaften überhaupt nicht über eigene Wartungs-einrichtungen sondern geben diese Arbeiten in Auftrag, z.B. bei Lufthansa Technik, wo die Flugzeuge strikt nach Herstellervorgaben gewartet werden.

Im Englischen nennt man es "cutting corners", ( Abstriche machen, um Zeit oder Geld zu sparen) wenn Wartungsvorschriften umgangen oder verändert werden, um Zeit zu sparen. Solche Versuche haben in der Vergangenheit immer wieder zu Unglücken mit tödlichem Ausgang geführt.

American Airlines Flug 191 verlor unmittelbar nach dem Start in Chicago o'Hare das linke Triebwerk, durch Verlust der Hydraulik fuhren die Auftrieb erhöhenden Vorflügel ein. Der Auftrieb am linken Flügel brach dadurch zusammen, das Flugzeug geriet hierdurch in eine Links-Querlage von 112° und stürzte ab.

Ursächlich war, dass um Zeit zu sparen für den Abbau des Triebwerks vorschriftswidrig ein Gabelstapler verwendet worden war, wodurch fatalerweise die Triebwerksaufhängung beschädigt worden war

https://www.youtube.com/watch?v=CTjIGTd75eg

https://de.wikipedia.org/wiki/American-Airlines-Flug_191

Korrekterweise hätte das Triebwerk zuerst von seinem Träger abgebaut werden müssen, und dieser dann von der Tragfläche; um aber Zeit und Kosten zu sparen, wurden die American-Airlines-Mechaniker angewiesen, Triebwerk und Träger gleichzeitig zu entfernen. Joe Leonhard, später Vorsitzender der AirTran, war zu dieser Zeit Chef der Wartungsabteilung der American Airlines und hatte diesem Vorgehen zugestimmt. Ein großer Gabelstapler wurde benutzt, um das Triebwerk zu halten, während es mitsamt Träger von der Tragfläche abmontiert wurde. Als bei einer Wartung während dieser Prozedur ein Schichtwechsel dazwischenkam, blieb der Gabelstapler für einen kurzen Zeitraum unbeobachtet. Aufgrund eines Fehlers im Hydrauliksystem des Staplers kippte das Triebwerk leicht zur Seite, während es noch nicht vollständig abmontiert war. Es entstand eine große Beule und im Inneren der Aufhängung brachen einige Teile. Der Bruch blieb unbemerkt, sogar bei den folgenden Flügen. Bei jedem Flug verschlimmerte er sich jedoch und schließlich riss das Triebwerk beim Start von AA191 ab. Durch den Abriss des Triebwerks und die entstandenen Schäden im Hydrauliksystem konnte die Katastrophe nicht mehr abgewendet werden. Das NTSB schrieb in seinem Bericht, dass die Piloten unter den gegebenen Umständen in keiner Weise für den Absturz verantwortlich waren. Der für die Überwachung der Wartung zuständige Chefmechaniker starb durch Suizid, kurz bevor er bei den Ermittlungen hätte aussagen sollen.[2]Die angewandte Demontagemethode verkürzte den Zeitaufwand erheblich und wurde praktiziert, obwohl vorher genau bekannt war, wie der Arbeitsgang hätte durchgeführt werden müssen. Die Ermittlungen ergaben, dass die Konstruktionsweise des Trägers bzw. der gesamten Aufhängung Wartungsarbeiten erschwerte und das Entstehen von Schäden begünstigte.

Ein weiterer solcher Fall ist der Absturz von Alaska Airlines Flug 261, bei dem das Gewinde der Spindel für die Betätigung des Höhenruders abscherte, mit totalem Verlust der Kontrolle über das Höhenruder. Kurzzeitig befand sich das Flugzeug dadurch in einem stabilen Rückenflug wie ein Kunstflugzeug auf einer Airshow.

https://www.youtube.com/watch?v=BqvTCbDSiJo&t=38s

https://www.youtube.com/watch?v=S-g7XC2oY4Q

https://de.wikipedia.org/wiki/Alaska-Airlines-Flug_261

In einem Interview mit dem Wartungsmechaniker, der die Maschine des Fluges 261 zuletzt gewartet hatte, sagte dieser, die Wartung dauerte eine Stunde, während McDonnell Douglas die dafür benötigte Zeit mit vier Stunden angab.[3] Das NTSB schloss daraus, dass der Mechaniker die Teile nur unzureichend geschmiert habe.[3] Labortests ergaben jedoch, dass die Abnutzung in den vier Monaten zwischen Schmierung und Absturz des Flugzeuges unmöglich so stark sein konnte.[3] Daher musste es noch andere Ursachen gegeben haben.

Um den Verschleiß der Gewinde (hauptsächlich in der Mutter) zu überwachen, wurde regelmäßig eine Axialspielprüfung (end play check) durchgeführt. So suchte das NTSB nach dem Grund, warum der Verschleiß beim letzten end play check nicht bemerkt worden war. Bei der Untersuchung fand man heraus, dass Alaska Airlines im end play check selbst hergestellte Werkzeuge benutzte, die nicht den Anforderungen des Herstellers entsprachen.[3] Tests offenbarten, dass diese Werkzeuge zu ungenauen Messungen führen konnten. Wenn bei der letzten Inspektion genaue Messungen vorgelegen hätten, so wäre es möglich gewesen, dass diese Messungen die extreme Abnutzung gezeigt hätten und die betroffenen Teile ausgetauscht worden wären.[3] Am 27. September 1997 hatte während der letzten planmäßigen Kontrolle, bei welcher eine Axialspielprüfung durchgeführt wurde, die Messung eine Abnutzung am Limit der Toleranz ergeben, worauf ein Arbeitsauftrag für den Ersatz der Mutter erstellt wurde. Drei Tage später war die Arbeit noch nicht ausgeführt und eine Nachmessung ergab nun Werte unter der Toleranz. Der Ersatz wurde nicht ausgeführt.[5]

Verlängerung der Wartungsintervalle

Zwischen 1985 und 1996 erhöhte Alaska Airlines mit der Erlaubnis der FAA den Zeitraum zwischen den Schmierungen der Gewindestange sowie jenen zwischen den end play checks.[3] Da von diesem Zeitpunkt an jede Schmierung oder jeder end play check, der nunmehr nicht durchgeführt wurde, auch eine Möglichkeit gewesen wäre, eine ausreichende Schmierung aufzutragen oder die extreme Abnutzung zu erkennen, untersuchte das NTSB die Rechtfertigung für diese Ausdehnung. Alaska Airlines hatte in dieser Zeit wenig Geld und versuchte, durch weniger Wartung Kosten zu sparen. Das NTSB war der Meinung, dass Alaska Airlines hätte überprüfen sollen, ob die Erhöhung der Zeiten zwischen den Wartungszeiten keine Gefahr darstelle.[3] Etwas derartiges wurde jedoch nie durchgeführt. Außerdem sagte das NTSB, die Wartung und Wartungspersonalausbildung bei Alaska Airlines sei seit mehreren Jahren mangelhaft gewesen.[3]