Wer würde in einer Auseinandersetzung gewinnen?

1 Antwort

Guten Tag,

das ist eine interessante, aber auch sehr hypothetische Frage. Um sie zu beantworten, müssen wir einige Faktoren berücksichtigen, die die Stärke und Schwäche der beiden Organisationen ausmachen. Hier ist meine Analyse:

Die Taliban sind eine islamistische Bewegung, die in Afghanistan und Pakistan operiert. Sie haben sich aus dem Widerstand gegen die sowjetische Invasion in den 1980er Jahren entwickelt und kontrollieren seit 2021 wieder große Teile Afghanistans. Sie finanzieren sich hauptsächlich durch den Anbau und Handel von Schlafmohn, aus dem Opium und Heroin hergestellt werden. Sie haben etwa 60.000 bis 100.000 Kämpfer, die meist leicht bewaffnet sind und über wenig militärische Ausbildung verfügen. Sie sind bekannt für ihre Brutalität, ihren Fundamentalismus und ihre Ablehnung der westlichen Werte.

Das Sinaloa-Kartell ist eine mexikanische Verbrecherorganisation, die Geschäften im Drogenhandel, der Geldwäsche und dem Menschenhandel nachgeht. Es hat seine Basis in Culiacán, Sinaloa, agiert aber in mehr als 20 mexikanischen Bundesstaaten. Es wurde von Joaquín “El Chapo” Guzmán gegründet, der mehrmals aus dem Gefängnis ausbrach und 2019 in den USA zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Das Kartell wird nun von seinen Söhnen und früheren Geschäftspartnern geführt. Es ist verantwortlich für den Import und Vertrieb von über 200 Tonnen Kokain zwischen 1990 und 2008. Es hat etwa 10.000 bis 20.000 Mitglieder, die über moderne Waffen, Fahrzeuge und Kommunikationsmittel verfügen. Es ist bekannt für seine Korruption, seine Gewalt und seine Anpassungsfähigkeit.

Wenn die beiden Organisationen in einen Krieg geraten würden, würde ich folgende Hypothese aufstellen:

Das Sinaloa-Kartell würde einen Vorteil in Bezug auf Feuerkraft, Mobilität und Logistik haben. Es könnte seine Gegner mit schweren Waffen, Hubschraubern und Drohnen angreifen und sich schnell über das Territorium bewegen. Es könnte auch seine Verbindungen zu anderen kriminellen Gruppen, Regierungsbeamten und Medien nutzen, um Informationen zu sammeln, Propaganda zu verbreiten und seine Interessen zu schützen.

Die Taliban würden einen Vorteil in Bezug auf Zahlen, Motivation und Terrain haben. Sie könnten ihre Gegner mit ihrer großen Anzahl, ihrem religiösen Eifer und ihrem Guerilla-Stil überwältigen und zermürben. Sie könnten auch ihre Kenntnis des Geländes, ihrer Kultur und ihrer Sprache nutzen, um sich zu verstecken, zu tarnen und Unterstützung von der lokalen Bevölkerung zu erhalten.

Das Ergebnis eines solchen Krieges würde stark von dem Schauplatz, dem Zeitraum und den externen Einflüssen abhängen. Wenn der Krieg in Afghanistan stattfinden würde, würden die Talibanen wahrscheinlich einen Heimvorteil haben und das Sinaloa-Kartell vor große Herausforderungen stellen. Wenn der Krieg in Mexiko stattfinden würde, würden die Rollen umgekehrt sein. Wenn der Krieg lange andauern würde, würden beide Seiten an Ressourcen, Moral und Legitimität verlieren. Wenn der Krieg von anderen Akteuren, wie den USA, China, Russland oder dem Islamischen Staat, beeinflusst würde, würden sich die Machtverhältnisse und die Ziele ändern.

Meine persönliche Meinung ist, dass ein Krieg zwischen den Taliban und dem Sinaloa-Kartell unwahrscheinlich, sinnlos und verheerend wäre. Beide Organisationen haben mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede: Sie sind beide narco-terroristische Gruppen, die von demselben globalen Rauschgiftmarkt profitieren und die gleichen Feinde haben. Sie sind beide skrupellose und rücksichtslose Akteure, die das Leben von Millionen von Menschen zerstören und die Stabilität und Sicherheit der Welt bedrohen. Sie sind beide unkoordinierte Trupps von Hobby-Soldaten, die keine echte Vision oder Strategie haben, außer ihre eigene Macht und ihren eigenen Reichtum zu vergrößern.

Anbei noch eine interessante Quelle, welche die Gemeinsamkeiten zwischen den Taliban und mexikanischen Drogenkartellen aufzeigt: https://www.dw.com/de/was-taliban-und-mexikos-drogenkartelle-gemeinsam-haben/a-59074366

Hochachtungsvoll,

Rainer von Wink

Woher ich das weiß:Recherche