Wer kennt sich aus mit einem BEM - Gespräch?
Aufgrund längerer Arbeitsunfähigkeit würde ich zum BEM - Gespräch eingeladen ( Betriebs eingliederung Management ) welches ich annehmen werde.
Gibt es bestimmte Tips, wie ich mich Verhalten soll bzgl. Auskünfte? Kann man mir da ein Strick raus Drehen ? Wer kennt sich aus ?
Für einige Ratschläge wäre ich sehr dankbar!
2 Antworten
Ich bin Personalerin und somit in dem Thema gut drin.
Bei meinem Arbeitgeber würde ich definitiv zu Offenheit und Ehrlichkeit raten. Weil ich unsere Chefin, meine direkte Vorgesetzte, und ihre Werte sehr gut und eng kenne und bei ihr definitiv weiß, dass sie BEM-Gespräche als das betrachtet, was sie sein sollen - eine Chance, die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden so zu verbessern, dass sie der Gesunderhaltung der Mitarbeitenden besser dienen können. Und ja, auch dort, wo es um Kritik am Verhalten der Führungskräfte geht, weil sie eben verstanden hat und lebt, dass gesunde Führung auch ein ganz zentrales Element der Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz ist.
Leider ist das aber nicht bei jedem Arbeitgeber so. Manche missbrauchen tatsächlich BEM-Gespräche auch, um dort Infos zu bekommen, mit denen sie dann wiederum die personenbedingte Kündigung wegen schlechter Gesundheitsprognose untermauern können. Oder auch die mildere Form - das BEM als eine Art Kritikgespräch, als erhobener Zeigefinger "Du fehlst du oft, ändere das!".
In diesen Fällen würde ich dringend davon abraten, in diesem Gespräch allzu viele Infos zur konkreten Erkrankung preiszugeben! Eigentlich würde ich hier sogar davon abraten, das Angebot des Gesprächs überhaupt anzunehmen. Und wenn man erst im Gespräch merkt, woher der Wind weht, dann wäre es in solchen Fällen auch echt ratsam, das Gespräch abzubrechen.
Also taste dich vorsichtig ran, wenn du deinen Arbeitgeber da nicht so richtig einschätzen kannst!
Solltest du hingegen den Eindruck von deinem Arbeitgeber haben, dass er das BEM-Gespräch eben doch als das begreift, wozu es gedacht ist, dann bereite dich vorher insofern darauf vor, als dass du dir schon mal ein paar Gedanken machst, welche Aspekte an deinem Arbeitsplatz negative Auswirkungen auf deine Gesundheit bisher hatten und welche Lösungen du für dich persönlich oder auch strukturell/materiell sehen würdest, um diese Aspekte zukünftig zu verbessern. Auch kannst du dahingehend überlegen, ob ein anderer Tätigkeitsbereich deiner Gesundheit zuträglicher wäre.
Aber alles eben immer nur im Kontext mit deinem Job, nur das, wo dein Arbeitgeber auch wirklich Einfluss drauf hat. An deiner privaten Situation kann er ja auch nix ändern. Wenn dort Ursachen liegen, wäre eher die Frage, ob Änderungen an der beruflichen Situation sich dort positiv auswirken würden - zum Beispiel eine Reduzierung deiner wöchentlichen Arbeitszeit.
Das ist natürlich ein Gedanke, dem man in solchen Fällen auch ein bisschen nachgehen sollte, klar. Allerdings ist das eben nicht Inhalt und Sinn des BEM-Gesprächs. Darum ging es mir eben auch - hier abzugrenzen, was in dieses Gespräch gehört und was eben nicht. Was ja keineswegs heißt, dass man nicht trotzdem auch in diese Richtung überlegen und schauen sollte, nur eben außerhalb dieses Rahmens :).
Danke sehr für Deine tollen Infos Ich glaub bei mir wollen die eher mich weg haben, arbeitsrechtliche Dinge Vergangenheit, Abmahnung
Dann überleg dir, ob du überhaupt daran teilnehmen möchtest. Und wenn doch, dann sei extremst zurückhaltend mit Informationen!
Ich würde mir an deiner Stelle tatsächlich gedanken machen ob du deinen Beruf liebst, und ob du gerne an dieser Stelle weiter arbeiten würdest. Falls nicht, würde ich tatsächlich überlegen, ob es nicht zeit wäre, getrennte Wege zu gehen.
ist nur ein Gedankenanstoß. gerade wenn man wegen bestimmter Dinge länger arbeitsunfähig war, und diese Dinge mit der Arbeitstelle oder dem Beruf im Einklang stehen, kann es duchaus auch heilsam sein, den Kurs zu wechseln.
meine BFF war im Elektrogroßhandel. Nach etwa 7 Jahren dort haben sich die Bedingungen so rapide verschlechtert, dass sie es sprichwörtlich nicht mehr aushielt. Sie hat dann einen Job in der Sonderdisposition einer Spedition gefunden.
Vorsicht, meine Info ist nicht aktuell, ich weiß nicht, wie die Regelungen "jetzt" sind.
Wer einen Job hat und wegen Krankheit ausfällt, bekommt zunächst den normalen Lohn weiter. Wer länger krank ist, bekommt irgendwann Krankengeld von der Krankenkasse: weniger als der reguläre Lohn. Nach einer gewissen Zeit (einige Monate) gibt's kein Krankengeld mehr, sondern Übergangsgeld von der Rentenkasse: nochmal weniger.
So: wer jetzt wieder anfangen möchte mit dem Arbeiten, kann das über so eine Eingliederung laufen lassen. Und da gab es früher (und vielleicht immer noch) einen fiesen Haken: wer vom Übergangsgeld in eine Wiedereingliederung geht, bekommt weiterhin Übergangsgeld: und das ist nicht viel. Deshalb ist es sehr ratsam, dieses Anliegen mit dem Arbeitgeber und dem Arzt abzusprechen und "offiziell" ganz "normal" wieder seinen Job aufzunehmen. Also ohne(!) Wiedereingliederung. Und dann kann man nach wenigen Stunden feststellen, dass man sich mit dem regulären Vollzeitjob wohl doch überschätzt hat und geht zum Arzt und fragt dort nach der Möglichkeit zu einer Wiedereingliederung. Alle Beteiligten sind informiert, kann also losgehen. Dieser "Trick" (vielen, aber nicht allen Ärzten/Arbeitgebern bekannt) hat einen entscheidenden Vorteil: man war (auch wenn es nur ein paar Stunden waren) wieder regulär berufstätig - und damit ist die Rentenkasse mit ihrem niedrigen Übergangsgeld nicht mehr zuständig, sondern wieder die Krankenkasse mit ihrem doch merklich höheren Krankengeld.
Die Wiedereingliederung mit dem rosanen A4-Zettel vom Arzt ist was anderes als das gesetzlich vorgeschriebene betriebliche Eingliederungsmanagement. Klingt ähnlich, sind aber zwei Paar Schuhe :).
DAS hätte ich jetzt nicht gewusst. da muss ich mal meinen Chef fragen. der hat so was schon durch.
eine sehr tolle und auch lobenswerte Einstellung. Allerdings möchte ich an einer Stelle etwas ergänzendes sagen: in manchen Fällen, du hast hier ja das private Umfeld angesprochen, kann man als Arbeitgeber ja hier nichts tun. dann ist es vielleicht sogar besser, man geht getrennte Wege. das muss ja a.) nicht endgültig sein, und b.) kann es duchaus auch wenn es im beiderseitigen Einvernehmen ist. ohne Represalien für den Arbeitnehmer ausgehen.