Wenn es perfekt funktionieren würde, wie gut wäre Kommunismus?
Hi, die Frage steht eigentlich im Titel.
Wenn sich jeder Mensch "perfekt" daran halten würde.
Wie gut, oder auch schlecht, wäre der Kommunismus? Weil in der Theorie wäre ja im "orginalen" Kommunismus jeder gleich, ne?
(Und bevor einer schreit. Nein, ich will hier keine Staatsform glorifizieren oder sonst was. Aber so "richtig" wurde es ja nie probiert, oder?)
4 Antworten
Die Idee des Kommunismus klingt in der Theorie erstmal ganz gut: eine Gesellschaft ohne Klassen, ohne Ausbeutung, in der alle gleich sind und solidarisch miteinander leben. Aber meiner Meinung nach kann das in der Praxis nicht funktionieren, weil es der menschlichen Natur widerspricht. Menschen sind individuell, sie haben unterschiedliche Bedürfnisse, Interessen und Fähigkeiten. Und sie streben nach Anerkennung, Einfluss oder einem gewissen Vorsprung gegenüber anderen. Dieses Bedürfnis lässt sich nicht einfach abschalten oder gleichmachen. Wenn ein Mensch die Chance sieht, sich besser zu stellen, dann wird er sie nutzen.
Ein weiterer Punkt ist, dass viele der Fortschritte, die die Menschheit gemacht hat, aus dem Antrieb entstanden sind, sich von anderen abzuheben: durch Erfolg, Erfindungen, Leistung oder auch materiellen Wohlstand. Wenn es keine Möglichkeit mehr gibt, sich in irgendeiner Form hervorzutun, fehlt die Motivation, etwas Besonderes zu leisten. Ohne diesen Antrieb kommt es kaum zu Innovation oder Fortschritt. Die Gesellschaft entwickelt sich nicht wirklich weiter.
Es entsteht auch allein dadurch ein Ungleichgewicht, dass es in jeder Gesellschaft angenehmere und unangenehmere Aufgaben gibt. Zwangsläufig müssen manche Menschen die Drecksarbeit machen, während andere eine angenehmere oder angesehene Tätigkeit haben. So etwas sorgt für Spannungen, wenn man es nicht wie in einer kapitalistischen Gesellschaft durch unterschiedliche Bezahlung ausgleichen kann. Es ist auch nicht realistisch, solche Aufgaben einfach durchzurotieren, weil nicht jeder alles machen kann. Körperliche Voraussetzungen, Fähigkeiten und Ausbildung spielen eine Rolle. Und um etwas gut zu machen, muss man es können. Eine Rotation funktioniert daher nicht, beziehungsweise es werden bestimme Dinge dann eben einfach nicht gut gemacht.
Bisherige Versuche, kommunistische Systeme aufzubauen, sind genau an diesen Punkten gescheitert. Es entstand immer eine neue Elite. Es kam zu Ungleichheit, Machtmissbrauch und Repression. Nicht, weil die Idee im Kern schlecht ist, sondern weil sie ein Menschenbild voraussetzt, das mit der Realität nicht vereinbar ist. Deshalb glaube ich, dass Kommunismus nur in einer idealisierten Theorie funktionieren kann, aber nicht in der Welt, wie sie tatsächlich ist.
Dieses Modell gab es schon für viele Jahre in Israel, und nannte sich Kibbutz. Es gab Menschen die im Kibbutz arbeiteten, andere arbeiteten in der Stadt. Alle Einnahmen kamen in die Kibbutzkasse. Jeder Haushalt (abhängig von der Dauer der Mitgliedschaft im Kibbutz) bekam vom Kibbutz alles gestellt was man so brauchte - Kleidung, Möbel, Taschengeld usw., und auch die Mahlzeiten wurde gemeinsam eingenommen. Es hat auch viele Jahre funktioniert - bis es auf einmal nicht mehr funktionierte, und die Mitglieder auch ihr eigenes Eigentum besitzen wollten. Heute gibt es keinen einzigen Kibbutz mehr, der dieses Modell noch fährt - es wurde immer mehr auf Privatwirtschaft umgestellt.
In der Theorie, also wirklich nur unter der Annahme, dass jeder Mensch sich perfekt daran hält und niemand egoistisch, korrupt oder machthungrig ist, wäre Kommunismus ein absolut harmonisches System:
Jeder bekommt, was er braucht, jeder gibt, was er kann. Kein Hunger, keine Armut, kein Neid, klingt fast wie das Paradies mit WLAN.
ABER: Der Haken ist nicht die Idee, sondern der Mensch.
Der ursprüngliche Kommunismus nach Marx war eine Utopie, die voraussetzt, dass sich alle Menschen freiwillig und dauerhaft solidarisch, gerecht und uneigennützig verhalten. Und das... tut der Mensch im echten Leben halt nicht. Deshalb:
In der Praxis ist Kommunismus bisher immer gescheitert oder in autoritäre Regime abgedriftet (Sowjetunion, DDR, Mao-China, Nordkorea). Statt Gleichheit gab’s oft Elend + Unterdrückung. Denn ohne freien Markt brauchst du zentrale Planung, und zentrale Planung braucht Macht. Und wo Macht ist, ist Machtmissbrauch nicht weit.
Wenn es perfekt funktionieren würde, wäre Kommunismus wunderschön. Aber Menschen sind keine Roboter – und deshalb funktioniert er nicht perfekt.
Das müsste man weltweit machen damit es funktioniert. Sonst macht es keinen Sinn. Armut wäre vorprogrammiert
Wieso? Es würde ja weiter eine Wirtschaft geben. Nur halt eine Staatlich gesteuerte
Warum würde es Armut geben? Wir gehen ja von einem etabliertem aus.