Kann mir irgendwer sagen welches Weltbild sich in der Antike durchsetzte und warum?

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Beim Weltbild geht es anscheinend um die Grundzüge der Astronomie. In der Antike hat sich ein geozentrisches Weltbild durchgesetzt.

Kernaussagen:

  • Das Himmelsgebäude ist kugelförmig und dreht sich wie eine Kugel (Rotation).
  • Die Erde und andere Himmelskörper sind kugelförmig.
  • Die Erde befindet sich im Zentrum (Mittelpunkt) des Kosmos/Weltalls/Universums.
  • Die Erde ist fest ruhend und ohne Eigenbewegung.
  • Es geschehen Bewegungen anderer Himmelskörper um die Erde herum. Um die Erde bewegen sich auf Kreisbahnen die übrigen damals bekannten Planeten, die Sonne und der Mond in folgender Reihenfolge, von der Erde aus gesehen: Mond-Merkur-Venus-Sonne-Mars-Jupiter-Saturn. Ganz außen befinden sich auf einer Schale die Fixsterne.


Beim physikalischen bzw. kosmologischen oder astronomischen Welktbild haben sowohl Beobachtungen (Wahrnehmungen werden als Begründung genannt und ein Grundsatz angegeben, die Phänomene zu bewahren/retten) als auch spekulative Gedanken (so galten Kugel und Kreisbewegung als vollkommen und die Welt wurde als auf solche Weise gestaltete Odrnung gedacht) eine Rolle gespielt.

Für eine Kugelförmigkeit der Erde und gegen eine Scheibe als Gestalt der Erde (flache Erde) wurde z. B. mit dem Gedanken eines gleichmäßigen Strebens aller Körper mit Schwere von allen Seiten zum Mittelpunkt, mit der Beobachtung eines früheren Verschwinden aus der Sichtbarkeit von höheren Teilen eines Schiffes (Mast und segel) gegenüber tieferen Teilen), dem Erscheinen von Sternbildern höher am Horizont in südlichen Länndern als in nördlichen Ländern und mit der runden Form des Erdschattens bei Mondfinsternis argumentiert.

An der Naturlehre waren Überlegungen von Philosophen beteiligt, z. B. ionische Naturphilosophen, Pythagoreer, Atomisten, Platon, Aristoteles, Stoiker. Eine einheitliche Physik im Bereich wissenschaftlicher Theorie hat es nicht gegeben, aber eine grundsätzlich stark von Aristoteles geprägte (der auch Gedanken vorausgehender und gleichzeitig lebender Autoren aufgegriffen hat) Physik ist besonders einflußreich geworden.

Nach Aristoteles (Ἀριστοτέλης) gibt es bei den einfachen Körpern (wozu vor allem die traditionellen Elemente Wasser, Erde, Feuer und Luft gehören) eine natürliche Bewegung der leichten Dinge nach oben und der schweren Dinge nach unten. Im Erdbereich ist die natürliche Bewegung (die aus innerem Antrieb stattfindende, nicht durch äußere Einwirkung erzwungene) eine geradlinige Bewegung (vorübergehend, bis zum Erreichen des Ruhepunktes), zum Zentrum hin oder von ihm weg, im Himmelsbereich eine kreisförmige mit einer konstanten (gleichbleibenden) Geschwindigkeit. Für Fachwissen in der Astronomie hat sich Aristoteles vor allem auf Eudoxos von Knidos und Kallippos von Kyzikos bezogen. Aristoteles hat ein Modell konzentrischer Sphären (in den Grundzügen das homozentrische System des Eudoxos) verwendet, bei dem konzentrische Kugelschalen (Sphären) um eine jeweils andere Drehachse rotieren.

Schwierigkeiten bereitetem dem geozentrischem Weltbild Beobachtungen von Phänomenen, bei denen dem Anschein nach die Phänomene (Erscheinungen) von der Theorie abwichen (Anomalien). Dazu gehörten eine ungleichmäßige Geschwindigkeit in zu beobachtenden Bewegungen von Himmelskörpern und eine scheinbar rückwärtige Bewegung der äußeren Planeten (von Erdperspektive aus eine Schleifenbewegung).

Apollonios von Perge hat für die Berechnung der Bewegungen der Himmelskörper Epizykel und Exzenter zugrundegelegt und Hipparchos von Nikaia hat auch diese Theorien verwendet, außerdem systematisch arithmetische Methoden auf geometrische astronomische Modelle angewendet.

Epizykel (griechisch: ἐπίκυκλος = Aufkreis, Nebenkreis) sind in der Astronomie kleine Kreise, die einem großem Kreis um die Erde aufgesetzt sind. Der große, eine Epizykel tragende, zur Erde konzentrische Kreis (Trägerkreis) wird Deferent (lateinisch: deferre = fortragen, hinbringen) genannt.

Exzenter (lateinisch: ex centro = aus der Mitte/dem Mittelpunkt/dem Zentrum; also aus dem Zentrum gerückt, gegenüber dem Zentrum verschoben) sind in der Astronomie kleine exzentrische Kreise (die Erde, der Weltmittelpunkt im geozentrischen Weltbild, befindet sich nicht in deren Zentrum).

Lange Zeit maßgebende Theorie wurde das geozentrische Weltbild, das Klaudios Ptolemaios (Κλαύδιος Πτολεμαῖος; lateinisch: Claudius Ptolemaeus) im 2. Jahrhundert n. Chr. aufgestellt hat. Die Astronomie des Ptolemaios ist vor allem im Almagest (ursprünglicher Titel: Μαθηματική σύνταξις [Mathematische Zusammenstellung]) und im Werk Ὑπόθεσεις τῶν πλανωμένων (Hypothesen über die Planeten; lateinischer Titel: Hypotheses planetarum) enthalten.

Ptolemaios hat die Epizykeltheorie und die Exzentertheorie für die Wiedergabe der Phänomene in einer einheitlichen Theorie zusammengefaßt, wobei die Epizykel bei den äußeren Planeten (Saturn und Jupiter) entgegengesetztem Drehsinn, bei den inneren Planeten gleichem Drehsinn zugewiesen wurden.

Ptolemaios hat Kreisförmigkeit und Gleichförmigkeit der Bewegungstendenz beibehalten. Eine strenge Konzentrik der Sphären wird in seiner Theorie dagegen nicht bewahrt. Er verwendet verwickelte Hilfskonstruktionen (z. B. einen Ausgleichspunkt), um Beobachtungen, die innerhalb der Theorie sonst Anomalien darstellen, einzupassen.

Die mathematische Beschreibung nannte Angaben, die mit den damaligen Beobachtungen (aufgrund der zur Verfügung stehnenden technischen Instrumente ziemlich beschränkt) verhältnismäßig gut übereinstimmten.

In der Antike ist auch ein heliozentrisches Weltbild vertreten worden. Aristarchos von Samos hat eine Theorie vertreten, die Sonne und die Fixsterne seien ruhend und die Erde bewege sich in einer Kreisbahn um die im Mittelpunkt befindliche Sonne und drehe sich zugleich um ihre eigene Achse (Erdrotation). Diese Theorie hat in der Antike einige Astronomen als Anhänger gehabt (namentlich wird Seleukos von Seleukeia/Seleukia genannt).

Es können Gründe überlegt werden, warum sich in der Antike das geozentrische Weltbild und nicht das heliozentrisches Weltbild durchsetzte:
 
1) Fehlen einer schon vorhandenen Physik, der sich das heliozentrische Weltbild anschließen konnte: Es war bisher keine physikalische Theorie entwickelt worden, in die das heliozentrisches Weltbild einfach nur hätte eingefügt werden können. Es hätte erst eine dazu passende Theorie aufgestellt werden müssen bzw. die aristotelische Physik in einigen wesentlichen Punkten umgebaut.

2) Anschein bei einer Beobachtung von einem Standpunkt von der Erde aus: Von der Erde aus gesehen scheinen sich andere Himmelskörper auf irgendwelchen Bahnen um die Erde zu bewegen. Die Erdrotation ist nicht direkt wahrnehmbar.

3) angenehmes Gefühl für Menschen, sich als im Mittelpunkt des Kosmos befindlich vorzustellen: Psychologisch kann eine Theorie mit einem geozentrischen Weltbild Menschen zusagen, weil dies ein Gefühl eigener Wichtigkeit stützen kann.

4) Schwierigkeiten für eine heliozentrische Theorie, bestimmte Einwände entkräften zu können:

a) Das heliozentrische Weltbild implizierte eine Parallaxe (scheinbare Positionsveränderung) der Fixsterne. Diese konnte aber damals nicht beobachtet werden. Aristarchos hat dies anscheinend (sachlich richtig) mit der riesigen Entfernung erklärt. Meßinstrumente zur dafür erforderlichen Beobachtung hat es erst sehr viel später gegeben.

b) Eine Drehung der Erde um die eigene Achse (Erdrotation) war eine Vorstellung, die nicht leichtfiel. Die Erde galt als sehr schwer, während andere Himmelskörper gewöhnlich als aus Äther und Feuer bestehend vorgestellt wurden. Es wird ein Herabfallen schwerer Gegenstände zur Erde beobachtet. Die schnelle Drehung der Erde um die eigene Achse (Erdrotation) innerhalb eines Tages müßte der Vorstellumg nach als gewaltige Bewegung bemerkbar sein. Nicht fest Verankertes müßte fortgeschleudert werden. Wolken und andere in der Luft über der Erde befindlich, fliegenden oder dorthingeworfene Dinge müßten, als nicht an der Drehung teilhebend, zurückbleiben und immer nach Westen ziehen. Es fehlte damals an einer vorhandenen physikalischen Theorie (z. B. über die Atmosphäre, Relativbewegung und Gesetzte der Trägheit), um die Sache zu erklären.

c) Es gab für das heliozentrische Weltbild Schwierigkeiten, Erscheinungen wie scheinbare rückwärtige Bewegungen von Planeten (wie z. B. den Anschein einer Rückwärtsbewegung des Planeten Mars) und ungleichmäßige erscheinende Bewegungen der Sonne zu erklären. Die antiken Astronomen mit einem heliozentrischen Weltbild haben die Annahme gleichförmiger Kreisbewegungen der Himmelskörper beibehalten und auf dieser Grundlage waren die Phänomene für sie nicht gut erklärbar. Erst Johannes Kepler fand den Gedanken, die Bahn der Planeten sei nicht ein Kreis, sondern eine Ellipse. Beim geozentrischen Weltbild gab es ebenfalls Schwierigkeiten, aber es wurden Versuche unternommen, mit Hilfskonstruktionen Modelle für mathematische Beschreibungen zu geben.

Informationen zum Thema:

Fritz Krafft, Astronomie C. Griechische Astronomie. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Weimar : Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 2: Ark – Ci. Stuttgart ; Metzler, 1997, Spalte 130 – 138

Geoffrey E. R. Lloyd, Weltbilder und Weltmodelle. Aus dem Englischen und Französischen übersetzt von Konrad Honsel. In: Das Wissen der Griechen : eine Enzyklopädie. Herausgegeben von Jacques Brunschwig und Geoffrey Lloyd. Unter Mitarbeit von Pierre Pellegrin. München : Fink, 2000, S. 55 – 67

Gerald J. Toomer, Astronomie. Aus dem Englischen und Französischen übersetzt von Michael von Kirrsch-Horn. In: Das Wissen der Griechen : eine Enzyklopädie. Herausgegeben von Jacques Brunschwig und Geoffrey Lloyd. Unter Mitarbeit von Pierre Pellegrin. München : Fink, 2000, S. 259 – 268

David Furley, Kosmologie. Aus dem Englischen und Französischen übersetzt von Konrad Honsel. In: Das Wissen der Griechen : eine Enzyklopädie. Herausgegeben von Jacques Brunschwig und Geoffrey Lloyd. Unter Mitarbeit von Pierre Pellegrin. München : Fink, 2000, S. 304 - 321

John David North, Ptolemaios. Aus dem Englischen und Französischen übersetzt von Michael von Kirrsch-Horn. In: Das Wissen der Griechen : eine Enzyklopädie. Herausgegeben von Jacques Brunschwig und Geoffrey Lloyd. Unter Mitarbeit von Pierre Pellegrin. München : Fink, 2000, S. 571 – 578

John North, Viewegs Geschichte der Astronomie und Kosmologie. Aus dem Englischen übersetzt von Rainer Sengerling. Braunschweig ; Wiesbaden : Vieweg, 1997, S. 5 – 89

Árpád Szabó, Das geozentrische Weltbild : Astronomie, Geographie und Mathematik der Griechen. Originalausgabe. München : Deutscher Taschenbuch-Verlag, 1992 (dtv ; 4490 : dtv-Wissenschaft). ISBN 3-423-04490-X

Werner Ekschmitt, Weltmodelle : griechische Weltbilder von Thales bis Ptolemäus. Mainz am Rhein : von Zabern, 1989 (Kulturgeschichte der antiken Welt ; Band 43). ISBN 3-8053-1092-7

Bartel Leenderd van der Waerden, Die Astronomie der Griechen : eine Einführung. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1988 (Die Altertumswissenschaft ; Einführungen). ISBN 3-534-03070-2

https://de.wikipedia.org/wiki/Geozentrisches_Weltbild

http://www.antike-griechische.de/Eudoxos.pdf

Im antiken Griechenland waren Aristoteles und Platon tonangebend. Ihrer Meinung nach stand die Erde im Mittelpunkt und alles drehte sich um sie. Es gab auch noch den Aristarch von Samos, der mit anderen das heliozentrische Weltbild formulierte. Da Aristarch aber von kreisförmigen Bewegungen der Planeten ausging, konnte er die scheinbare Rückwärtsbewegung des Mars nicht erklären. Diese Problem löste erst später Keppler als er die Bahnen als Ellipse beschrieb.

Alles nachzulesen im Almanach des Ptolemäus von dem die Vatikanbibliothek ein Exemplar besitzt.

Welchen Zeitabschnitt bezeichnet wohl die "damalige Zeit"? In der 

"damaligen Zeit"

setzte sich das Weltbild der damaligen Zeit durch, vermutlich wegen des Naturverständnisses der "damaligen Zeit", sofern es "für ein Physik-Referat" ist. Mit anderen Worten:

In der jeweiligen Zeit setzt sich das jeweilige Weltbild durch. Was sonst?