welche vorteile brachten die koggen?

2 Antworten

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Die Kogge war der wichtigste Schiffstyp der frühen Hansezeit. Im Mittelalter waren Schiffe in erster Linie für Warentransport bestimmt. Auf Schnelligkeit kam es in der Anfangszeit der Hanse wohl nicht so sehr an wie auf Transportvolumen. Der hanseatische Kaufmann rechnete mit der Ladefähigkeit und maß sie an Umsatz und Gewicht der hauptsächlichen Massenwaren.

Die Kogge stammt von friesischen Wattenmeerschiffen ab, die flachbodig waren und so bei Trockenfall nicht kenterten. Vom 9. - 12 Jahrhundert wurde diese Schiffe größer und entwickelten sich schließlich zu Seeschiffen.

1206 halfen 2 Koggen mit Korn und anderen notwendigen Dingen Riga aus großer Hungersnot.

Bei Vorteilen kommt es auch darauf an, womit verglichen wird. Die Größe ist ein wichtiger Gesichtspunkt.

Vorteile der Kogge:

  • Ladefähigkeit (Hauptvorteil): Die Kogge war längere Zeit deutlich größer als alle anderen Schiffe. Daher konnte sie mehr Ladung an Gütern transportieren. Durch Verkauf der Güter entsteht bei mehr Ladung auch mehr Umsatz. Pro Schiff bringt dies einen deutlich höheren Gewinn ein. Das Erbauen des größeren Schiffes kostet etwas mehr und es hat vielleicht etwas mehr Besatzung (höhere Personalkosten) als ein kleines. Das Gewinn/Kosten-Verhältnis bleibt aber, auch wenn dies abgezogen wird, günstiger. Mit verhältnismäßig kleiner Besatzung wurden vergleichsweise große Warenmengen transportiert. Die skandinavischen Frachtschiffe im 12 . und zu Beginn des 13. Jahrhunderts hatten wesentlich weniger Ladekapazität (in der Regel nur 20 bis 24 Tonnen) als die Kogge (40 – 120 Tonnen, später in Einzelfällen noch deutlich mehr).

  • geringer Tiefgang: Eine Kogge konnte aufgrund ihres geringen Tiefgangs und breiten flachen Bodens nicht so leicht kentern, wenn sie auf Grund auflief, konnte auch verhältnismäßig flache Gewässer durchfahren und an flachen Stellen anlegen. Im Nord- und Ostseeraum konnte dies Bedeutung haben. Ein Schiff mit mehr Tiefgang hätte mache Stellen nicht erreicht und einen teurer Mehraufwand (Einsatz kleiner Schiffe oder Boote) wäre erforderlich gewesen, um die waren an Land zu bringen.

  • Hochseetüchtigkeit: Die Kogge war auch bei verhältnismäßig viel Wind hochseetüchtig und für lange Strecken geeignet (Fernhandel). Mit Kiel und Steuerruder am Heck hatte sie verbesserte Segeleigenschaften. In ihrer Anfangszeit waren die Leistungen im Vergleich ordentlich. Später übertrafen andere große Schiffstypen die Kogge.

1962 wurden in der Weser bei Bremen Überreste einer Kogge gefunden (jetzt zusammengesetzt im Schifffahrtsmuseum Bremerhaven aufbewahrt) etwas über 23 Meter lang. Die geschätzte Tragfähigkeit beträgt 120 Tonnen (andere Schiffe dieser Zeit werden auf bis zu 25 Tonnen geschätzt). Die Bauzeit lag nach Holzuntersuchung um das Jahr 1380.

Der Holk, ein anderer Schiffstyp, erhielt einen Kiel und einen zusätzlichen Steven, übernahm also Element des Koggeschiffes, hatte um 1400 die Kogge an Größe übertroffen, trug deutlich größere Lasten als die Kogge (bis zu 150 Last [damalige Maßeinheit, 1 Last = 2 Tonnen) und verfügte zudem über zwei oder sogar drei Masten. Dadurch hatte sie bessere Segeleigenschaften. Der Holk begann die Kogge zu verdrängen.

Mitte des 15. Jahrhunderts begann sich das Kraweel durchzusetzen.

Nachschlagewerke zum Mittelalter und Bücher über die Hanse oder über Seefahrt können weiterhelfen, z. B.:

Karl Pagel, Die Hanse. Neu bearbeitet von Friedrich Naab. Braunschweig : Westermann, 1983, S. 143 - 144

Uwe Schnall, Kogge. In: Lexikon des Mittelalters, Band 5: Hiera-Mittel - Lukanien. München ; Zürich : Artemis, 1991, Spalte 1247 - 1248

Uwe Ziegler, Die Hanse : Aufstieg, Blütezeit und Niedergang der ersten europäischen Wirtschaftsgemeinschaft ; eine Kulturgeschichte von Handel und Wandel zwischen 13. und 17. Jahrhundert. 1. Auflage. Bern ; München ; Wien : Scherz , 1994, S. 304 – 312

S. 304 – 305: „Paul Heinsius definiert: «Die Kogge waren ein geradliniger, hochbordiger Fahrzeugtyp mit ziemlich geradem und recht steilem Steven. Sie führte ein großes viereckiges, mit zwei Schoten dirigiertes, an einer beweglichen Rah befestigtes Segel. Außerdem zeigen einige Reliefs auf Siegeln, daß die Fahrzeuge oft eine recht gedrungene Form hatten. Trotzdem war ihr Unterwasserschiff verhältnismäßig scharf gebaut und zum Segeln gut geeignet.»“

S. 305: „Kiel und gegebenenfalls Ballast verliehen der Kogge vorteilhafte Fahreigenschaften, man kann mit ihr sogar gegen den Wind fahren.“

S. 307: „Die Kogge bietet mit ihrem geringen Tiefgang und ihrem breiten flachen Boden ein Maximum an Frachtraum und erweist sich zugleich als ideal für die flachen Gewässer von Ost- und Nordsee, insbesondere dann, wenn entsprechende, in tiefere Fahrwasser hineinragende Hafenanlagen fehlen – und wenn man nicht auf der Reede liegen und die Fracht auf kleinere Prahme und Boote umladen wollte.“

Dieter Zimmerling, Die Hanse : Handelsmacht im Zeichen der Kogge. Lizenzausgabe. Herrsching : Pawlak, 1984. S. 13 - 29

Die Grösse, Junge, die Grösse!

Wie macht man Gewinn? Indem man mehr Einnahmen bei gleichen Kosten erzeugt, oder weniger Kosten bei gleichen Einnahmen, richtig?

Und jetzt überleg mal: wie ist das mit der Kogge?

Leon666 
Fragesteller
 01.07.2012, 19:16

ja daran habe ich auchschon gedacht. ich kenne mich bloß mit der der schifffahrt kein bisschen aus und habe nicht gewusst ob es noch andere vorteile gab

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derdorfbengel  01.07.2012, 19:38
@Leon666

Ne, das ist im Grund eeinfachste Betriebswirtschaft, wie sie jeder versteht, sobald er auch nur Kaugummis auf dem Schulhof verkaufen will (wie der Gründer von Ikea angeblich).

Die vorherigen Schiffe waren ja nicht mehr als Boote, in der Bauart aus dem Wikinger-Drachenboot entsrtanden, das ja nicht mal einen Raum unterdeck hatte, sondern nur das eine Deck.

Mit gleichem (oder nur wenig mehr) Personal (Besatzung) viel mehr Waren befördern -> senkt die Kosten pro Einheit -> mehr Gewinn oder niedrigere Kosten für den Kunden -> mehr Handel, mehr Wirtschaft, mehr Wohlstand.

Eine technisch revolutionierende Neuheit kam erst mit dem Schiffstyp Holk (in Südeuropa Karacke und Karavelle). Das waren Mehrmaster, mit denen man mehr seglerische Möglichkeiten hatte, und damit in Verbindung mit dem Kompass, auch Hochseeschiffahrt ohne Küstenkontakt möglich wurde.

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