Warum war das Handelshaus der Fugger so erfolgreich?

2 Antworten

Eine Voraussetzung für einen länger andauernden Erfolg war Geschäftstüchtigkeit von Familienmitgliedern. Dazu gehört Klugheit/praktische Intelligenz, umsichtige Panung, sorgfältiges Durchrechnen, Durchsetzungsvermögen, Spürsinn für Chancen und Entwicklungen.

Besonders herausragend waren Jakob Fugger (1459 – 1552) – auch seine Brüder Ulrich und Georg waren fähige Kaufleute - , der das Handelshaus stark ausweitete, und sein Neffe Anton Fugger (1493 – 1560), sein erfolgreicher Nachfolger.

Die größte Blütezeit lag in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Unter schwieriger gewordenen Rahmenbedingungen konnte durch Konzentration auf wenige Geschäftsbereiche, Erhöhung des Stammkapitals und verringerte Abhängigkeit von Fremdmitteln wirtschaftliche Tätigkeit der Handelsgesellschaft noch einige Zeit erfolgreich fortgesetzt werden, aber im 17. Jahrhundert liefen die Geschäfte zunehmend schlechter.

Der Aufstieg der Familie und der Ausbau der Handelgesellschaft zu einem Großunternehmen fiel in eine Zeit günstiger wirtschaftlicher Entwicklung. Der süddeutsche Fernhandel nahm einen Aufschwung.

Die Handelsgesellschaft hatte eine Reihe von Faktoreien (festen Außenstellen/Filialen/Niederlassungen) in Europa. Fernhandel war wegen der Möglichkeit hoher Gewinnspannen (z. B. beim Gewürzhandel) besonders gewinnträchtig.

Anfangs waren Textilien ein Schwerpunkt, andere Warengeschäften kamen hinzu, dann wurden Finanzgeschäfte und Montanunternehmen (Bergwergsbetrieb mit Förderung von Metallen/Erzen und Handel mit ihnen) besonders wichtig.

Die Fugger hatten ein weitgespanntes und zuverlässiges Kommunikationsnetz, durch Berichte aus den Faktoreien, von Geschäftspartnern und besonderen Beauftragten, mit Briefttansport und Boten. So waren die Fugger besonders umfangreich und schnell mit Informationen versorgt. Der Informationsvorsprung konnte für Entscheidungen genutzt werden, z. B. für Wechselgeschäfte.

Die Fugger haben Beziehungen zu Fürsten, Königen, Kaisern und Päpsten gehabt. Gesellschaftliche und politische Macht wurden erreicht.

Die Fugger gaben Kredite/Darlehen an Herrschende, die Geldbedarf hatten (vor allem wegen politischer Unternehmungen und nur begrenzter Möglichkeit, dies mit Steuermitteln zu fianzieren; teure Kriegskosten konnten aus den normalen Mittel des Haushaltes nicht gedeckt werden). Dafür bekamen sie als Gegenleistung Sicherheiten und wirtschaftliche nutzbare Rechte. Besonders wichtig waren die Beziehungen zu den Habsburgern. Die Fugger konnten so Bergwerke betreiben, in denen Metalle/Erze wie Kupfer, Silber, Quecksilber und Zinnober gewonnen wurde und mit hohem Gewinn Handel damit treiben. In einigen Bereichen hatten sie zeitweise eine marktbeherrschende Stellung.

Die starke Verbindung mit den Habsburgern bewirkte auch Gefährdungen durch eine Abhängigkeit, indem diese wegen hoher Verschuldung bei den Fuggern nicht gut fallengelassen werden konnten und immer wieder neue Kreditwünsche kamen, ohne viel von den Schulden zurückzuzahlen. Die Gegenleistungen blieben nicht immer so einträglich wie in der ersten Zeit. Die Fugger erlitten durch mehrmaligen spanischen Staatsbankrott (unter den Königen Philipp II. und Philipp III.) Verluste.

eine nützliche Kurzdarstellung zum Thema:

Markus A. Denzel, Fugger. In: Enzyklopädie der Neuzeit. Im Auftrag des Kulturwissenschaftlichen Instituts (Essen) und in Verbindung mit den Fachwissenschaftlern herausgegeben von Friedrich Jaeger. Band 4: Friede - Gutsherrschaft. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2006, Spalte 93 - 95

Die Fugger haben das Dumping erfunden, also Konkurrenten mit Niedrigpreisen ausschalten. Die Fugger haben ihr Geschäft in Norditalien gelernt. Die Bankerbegriffe sind heute noch italienisch. Italien, vor allem Venedig, hatte über die Mittelmeerschifffahrt schon früh weite Handelsbeziehungen. Mit der Entdeckung Amerikas und der Asienschifffahrt verlagerte sich der internationale Handel in die Hansestädte.