Welche Gemeinsamkeiten findet ihr an dem Text und „Die Räuber“ von Friedrich Schiller?

2 Antworten

Die Vagantenschicht bestand zum Großteil aus Mitgliedern unterbäuerlicher Schichten und städtischen Armen, sowie vor allem den Kindern der beiden Gruppen. Zusätzlich machten bestimmte Berufe Mobilität notwendig, wie z. B. Korbmacher, Krämer, Scherenschleifer, Besenbinder, etc. Hinzu kamen wandernde Handwerksburschen, Tagelöhner, sowie ein Teil der unehrlichen Leute. Zu diesen gehörten ganze Berufsgruppen, wie z. B. Abdecker, Scharf-richter, Amtsdiener, Zöllner, Chirurgen, Schäfer, Gerber, Töpfer, Müller, Köhler und Schausteller, aber auch unehelich geborene Kinder, Prostituierte und Bettler, Diesen Gruppen war mit der Aufnahme in Zünfte meistens auch eine gesicherte Lebensgrundlage verwehrt, so dass sie häufig in die Vagantenschicht abrutschten.

Die Zahl der Vaganten schwanke sehr stark und stieg in Notzeiten oft deutlich an. Insgesamt machten sie einen recht beträchtlichen Anteil von ca. 3-15 % der Gesamtbevölkerung aus. Fast alle Vaganten lebten im Bereich zwischen krimineller und ehrlicher Armut. Zwischen ihnen und den Diebes- und Räuberbanden bestanden häufig Kontakte und Wechselbeziehungen. So waren viele Vaganten teilweise, wenn auch nur im Bereich des Mundraubs oder Gelegenheitsdiebstahls kriminell, während viele Diebe und Räuber zeitweise auch versuchten ihr Überleben legal zu sichern. Hinzu kam, dass Vaganten häufig von staatlicher Seite aus kriminalisiert und wie Kriminelle verfolgt wurden, da sie unerwünscht waren und man in ihnen Baldowerer von Diebes- und Räuberbanden vermutete, was auch in manchen Fällen zutraf.

All das rückte die Schicht der Vaganten so nahe an die Diebes- und Räuberbanden, dass klare

Unterscheidungen oft nicht möglich waren.

Das heute allgemein gängige, romantisierte Bild von Diebes- und Räuberbanden ist stark von der Literatur bestimmt, entspricht aber in vielen Teilen nicht der damaligen Realität. So lebten Diebe und Räuber selten längere Zeit in Wäldern, sondern benutzten diese nur als kurzzeitiges Versteck vor Verfolgung. Grundsätzlich waren Diebstahl und Raub eher städtische als ländliche Phänomene, da über 50 % der Delikte in Städten begangen wurden. Der größte Teil aller Straftaten entfiel auf Klein- und Kleinstkriminalität bis hin zu Hühnerdiebstählen und Mundraub. Dieses lag teilweise auch an der großen Armut weiter Bereiche der sesshaften Bevölkerung, wo außer Nahrungsmitteln oder Kleidung nicht viel zu holen war.

Auch andere Klischeebilder entpuppen sich als falsch. So waren Diebe und Räuber häufig schlecht ausgerüstet und besaßen weder Pferde noch Waffen. Ebenso waren gutaussehende Kriminelle eher die Ausnahme, da viele von Krankheiten entstellt waren. Die Religiosität der christlichen Banden wird in der Literatur unterschiedlich bewertet. Während grundsätzlich davon ausgegangen wird, dass christlicher Glaube und religiöse Werte kaum eine Rolle spielten, scheinen doch viele den letztendlichen Bruch mit der Religion gescheut zu haben.

Gegen Ende der Frühen Neuzeit wurde sowohl die Situation der Vaganten, als auch die der Diebes- und Räuberbanden immer schwieriger, da Vagantentum immer stärker kriminalisiert wurde. Außerdem wurden Bettel- und Landstreichereiverbote erlassen, welche die Zahl der Vaganten deutlich reduzierten und den Diebes- und Räuberbanden so ihr soziales Milieu entzogen. Mit dem Entstehen von Nationalstaaten Anfang des 19. Jahrhunderts und dem damit einhergehenden Aufbau effektiverer Verwaltungs- und Verfolgungsapparate wurde es dann für die Banden fast unmöglich zu agieren.

QUELLE: Lars Tiede: Diebes- und Räuberbanden

Aus den tatsächlich durchgeführten Straftaten entwickelte sich im Laufe der Zeit (und bis heute gültig) sogenannte „Räuberromantik", die in Literatur und Film immer wieder gerne heraufbeschworen wird.

Bekannte „Räuber" aus Literatur und Film der Neuzeit:

Räuber Hotzenplotz (für Kinder)

Schinderhannes

Robin Hood

Al Capone

Karl Moor ist der Sohn eines regierenden Grafen. Damit ist er sozial extrem weit entfernt von der Schicht, aus der sich Räuberbanden rekrutierten. Es bedarf einer sehr persönlichen Motivation, damit er sich für eine Existenz als Räuber entscheiden kann.

Gemeinsamkeiten mit der geschilderten Schicht liegen im wesentlichen nur bei den Mitgliedern der Bande.