Was waren die Ziele von Scheidemann und Liebknecht?

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Die beste - wenn auch indirekte - Antwort darauf gibt dir Waldemar Pabst, der kommandierende Mörder von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg:

Tatsache ist: die Durchführung der von mir angeordneten Befehle ist leider nicht so erfolgt, wie es sein sollte. Aber sie ist erfolgt, und dafür sollten diese deutschen Idioten Noske und mir auf den Knien danken, uns Denkmäler setzen und nach uns Straßen und Plätze benannt haben! Der Noske war damals vorbildlich, und die Partei (bis auf ihren halbkommunistischen linken Flügel) hat sich in dieser Affäre damals tadellos benommen. 

Dass ich die Aktion ohne Noskes Zustimmung gar nicht durchführen konnte (mit Ebert im Hintergrund) und auch meine Offiziere schützen musste, ist klar. Aber nur ganz wenige Menschen haben begriffen, warum ich nie vernommen oder unter Anklage gestellt worden bin, und warum die kriegsgerichtliche Verhandlung so verlaufen ist, Vogel aus dem Gefängnis befreit wurde usw. 

Als Kavalier habe ich das Verhalten der damaligen SPD damit quittiert, dass ich 50 Jahre lang das Maul gehalten habe über unsere Zusammenarbeit. [...] Wenn es nicht möglich ist, an der Wahrheit vorbeizukommen und mir der Papierkragen platzt, werde ich die Wahrheit sagen, was ich auch im Interesse der SPD gern vermeiden möchte.

Google mal nach "Blut-Noske". Das war ein enger Freund Scheidemanns.

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In einem Satz zusammengefasst: Im Grunde ging es um den Streit, was auf die Monarchie folgen sollte.

  • Scheidemann wünschte sich einen "neuen Adel", der auch das elitäre Bürgertum an den Tisch ließ. Er wollte keine wesentlichen Veränderungen der Gesellschaft, er wollte nicht einmal ein gleiches Wahlrecht für alle; wohl aber eine fest zugesicherte Teilhabe an Macht und Ansehen für seine Partei-Eliten. Dafür klüngelte er mit Militär und reaktionären Kräften. Und dafür waren er und seine Genossen bereit, beliebig viele Menschen ermorden zu lassen bzw. - s. Noske - eigenhändig umzubringen. 
  • Liebknecht wünschte sich eine "sozialistische Demokratie". Dafür waren er und viele andere Leute um ihn herum bereit, auch mit der Waffe in der Hand gegen die Herrschenden aufzustehen.

Scheidemanns Ziel ist seit dem Tod August Bebels bis heute das Ziel der SPD. 

Liebknechts Ziel ist bis heute das Ziel der Linken, auch, wenn man sich mittlerweile dem Pazifismus verschrieben hat.