Was soll ich tun? Wie wird es besser?
Hallo,
ich bin aktuell in meiner Beziehung an einem schweren Punkt angelangt.
Mein Freund und ich haben eine Art „Streit“ es war nicht wirklich eine Meinungsverschiedenheit sondern mein Freund etwas falsch gemacht hat.
Nach ca. 1 Jahr Beziehung (mittlerweile 3) habe ich mich ihm anvertraut und ihm vieles über die Scheidung meiner Eltern erzählt. Unter anderem auch von der Spielsucht meines Vaters (was ich hier nur erzähle weil meine Frage anonym gestellt ist) ausser ihm habe ich es nie jemand anderem erzählt. Niemanden. Mein Vater hat damals nicht nur sich selber sondern auch meine Mutter tief ins Minus gezogen. Nach der Scheidung meldete meine Mutter Insolvenz an und ihr Leben ging wieder bergauf. Mein Vater allerdings will es bis heute nicht tun, es hat sich zwar gebessert (sowohl finanziell als auch seine Sucht) aber nie komplett weg. Er hat immernoch seine Schulden von damals und immernoch alle möglichen Wettseiten auf seinem Handy. Er hat mich als Kind teilweise stundenlang im auto nachts vor der Tipico Halle warten lassen. Meine Mutter hatte Schichtdienst und hat es nie mitbekommen bis ich es ihr irgendwann erzählt habe. Vor ca. 5 Jahren stand eine Spedition vor der Wohnung meines Vaters und schmiss ihn raus wegen unbeglichenen Rechnungen. Meine Mutter nahm ihn daraufhin bei uns auf und er lebte wieder mit uns. Nach 3 Monaten ging das nicht mehr und mein Vater zog zu seiner Mutter für ca 2 Jahre. Mittlerweile konnte er wieder in eine eigene Wohnung umziehen und ein eigenständiges Leben leben (einigermaßen)
Als ich es meinem Freund erzählt habe war es vorallem deswegen da ich ihn vom Tipicoschein abhalten wollte. Ich würde einfach sehr ungern ein Freund haben der sowas macht wie mein eigener Vater. Die Scheidung hat mich kaputt gemacht ich war lange in Therapie. Mein Bruder weiss nicht mal was eine Familie ist er war viel zu klein.
Vor einem Jahr erzählte mein Freund seinen Kumpels von der Situation meines Vaters nach dem sie ihn fragten warum er für mich auf Tipico verzichtet. Damals tat es mir schon sehr weh dass er es ihnen mir nichts dir nichts erzählte. Aber ich habe darüber hinweg gesehen da ich mit diesen Jungs kaum was zu tun habe. Ich habe da schon gesagt dass mich das verletzt dass die Menschen jetzt so ein negatives Bild von meinem Papa haben.
Er war kein guter Ehemann aber er ist wirklich ein guter Vater trotz vielen Schulden und Sorgen hat er mich auf jede Klassenfahrt geschickt, mir ein neues Handy geholt als meins kaputt ging mir ein Laptop gekauft mir meinen Führerschein finanziert. Er war auch seelisch immer für mich da und hat mich getröstet wenn es mir nicht gut geht, hat am Lautesten für mich geklatscht bei meiner Abi- Feier.
Ich will nicht dass Menschen schlecht über ihn denken wegen seiner Sucht.
Die Mutter von meinem Freund hat vor zwei Wochen meinen Freund über mein vor kurzem angefangenes Studium ausgefragt. Natürlich kam das Thema Bafög auf. Als mein Freund erwähnte dass ich keines bekomme wunderte sich seine Mutter da sie bis dahin nicht wusste dass mein Vater eine höhere Position in einem Unternehmen hat. Nachdem mein Freund es ihr erzählte und erklärte dass sein Gehalt der Grund dafür sei dass ich kein Bafög bekomme fragte sie ihn warum er dann in so einer normalen Wohnung in einem so normalen Wohngebiet wohnt. Mein Freund erzählte ihr also seine ganze Geschichte bzw die Geschichte meiner Familie und der Scheidung
Jetzt ist es so dass ich einfach nicht davon absehen kann dass er mich und meine Gefühle mal wieder übergangen hat und es mind 4 Leute erzählt hat die es einfach nichts angeht. Bei seinen Freunden konnte ich irgendwie darüber hinwegsehen da ich sie nicht sehen muss aber nun muss ich seiner Mutter ins Gesicht sehen in dem Wissen dass sie Sachen weiss die sie nicht wissen sollte. Meine Familiengeschichte ist für mich wirklich ein wunder Punkt und dass ich in Therapie war ist mir bis heute noch unangenehm.
Heute habe ich mit ihm nach 1 Woche Funkstille wieder über Telefon gesprochen. Er meinte dass es ihm wirklich gut geht und dass er nicht wie eine depressive Person darüber nachdenken möchte wie er unsere Lage ändern kann da er meint dass das lediglich in meinem Machtbereich liegt ob ich weiter mache als wäre nichts oder ihn einfach weiter ignoriere. Er lebt sein Leben.
Ich weiss absolut nicht was ich machen soll. Es ist so eine schlimme situation für mich
2 Antworten
Dein Vater war und ist Suchtkrank. Es macht ihn per se nicht zu einem schlechten Mensch.
Dass, was die sucht aber in deiner Kindheit angestellt hat, spürst du heute noch.
Im Grunde macht dein Freund genau das richtige: er legt die Karten auf dem Tisch. Er hilft deinem Vater nicht weiterhin - wie du - seine Sucht zu verschleiern.
Und genau das würde die auch gut tun; darüber offen reden zu können und eben nicht mehr das Versteckspiel deines Vaters mitzutragen und ihn mit deinem schweigen weiter zu decken.
Du kannst deinem Freund nicht verwehren mit seiner eigenen Mutter über probleme, die ihn nunmal auch betreffen zu sprechen
War nicht nett von ihm, aber ist auch nicht nett, vor seiner eigenen Mutter zu schweigen.
Du hast ihm eine Woche Funkstille gegeben, um zu zeigen, dass es dich verletzt hat. Nun sollte doch wieder gut sein?