Was soll ich tun, denn ich weiss nicht mehr weiter?
Guten Abend
Ich schreibe euch dies, weil ich mit meinen 23 Jahren (M) an einem Punkt in meinem Leben angelangt bin, an dem ich nicht mehr weiterweiss. Ich habe die grössten Selbstzweifel und Selbsthass, dass jeder Tag nur noch ein Dahinvegetieren ist.
Bereits seit meinem Ankommen nach Europa mit 8 Jahren aus dem Mittleren Osten, hatte ich weder Freunde noch soziale Kontakte. Hinzu kam noch, dass ich von der 2. bis zur 9. Klasse gemobbt und gehänselt wurde. Dementsprechend habe ich nicht viel Selbstvertrauen. Als wäre dies nicht genug, so habe ich auch die Lebensaufgabe meine Familie den sozialen Aufstieg zu garantieren, indem ich Medizin studiere, was ich versuche zu tun. Mein Leben war blöd gesagt bis hierhin einfach scheisse. Doch da traf ich mit 21 ein Mädchen, das mein Leben veränderte. Sie war alles, was ich mir je ersehnt hatte. Ich war endlich glücklich. Ich hatte mir geschworen, dass ich sie für immer lieben würde. Leider verliess sie mich Anfang dieses Jahres. Ohne einen Grund. Obwohl ich dachte, dass sie mich auch wirklich liebte, denn sie zeigte es mir. Sie bewies es mir.
Nun bin ich wieder allein. Ich habe meine Familie, zu der ich keinen wirklichen Draht habe. Sie nehmen mich nicht ernst, obwohl ich heute inzwischen 23 Jahre alt bin. Ich muss und darf keinen Willen haben, denn mein Vater weiss alles besser. Ich bin noch unerfahren, denn ich habe nicht das Wasser von sieben „Meeren“ gekostet.
In letzter Zeit habe ich immer mehr das Gefühl, dass mein Leben weder wert noch einen Sinn hat, da es nicht meins ist. Es ist mir bewusst wie egoistisch das tönt, aber ich hatte in meinem Leben nie etwas oder jemanden. Immer war ich der Ausländer, der nicht ins Bild passte. Obwohl ich in der Schule viel besser war, obwohl ich seit Jahren Fitness mache, d. h. an mir arbeite, obwohl ich die Landessprache besser beherrsche als sie selbst und obwohl ich mir grösste Mühe gebe ins Bild zu passen.
Ich fühle mich vom Schicksal selbst verflucht. Ich kann nicht mehr. Ich kann durch den Tag ein Lächeln aufsetzen, aber ich kann nicht mehr.
Es tut mir leid, dass ihr mein Selbstmitleid mit anhören müsst, aber ich musste dies loswerden. Was soll ich an mir ändern, was soll ich tun?
Das mit dem Arzt habe ich bereits versucht. Das bringt nichts.
3 Antworten
Du bist 23 und fremd gesteuert.
Versuche mehr dich selber zu sein und dich von der kurzen Leine deiner Eltern abzunabeln. Vielleicht fühlst du dich dann auch mehr wie ein Europäer und benimmst dich danach und kommst hier auch wirklich an.
Denn hier werden zb Männer (und Frauen) nicht so geschätzt, welche sich massiv von den Eltern gängeln lassen. Du kannst trotzdem noch viel für deine Familie tun, aber ev. mehr das was du freiwillig und auf deine Art geben willst und nicht was sie dir aufzuzwingen.
Das mit deiner Liebe tut mir leid, das passiert manchmal. Versuche herauszufinden, was passiert ist und arbeite an dir. Sprich rede bei einem Abendessen über eure Beziehung.
Man behandelt Ausländer wie Ausländer, wenn diese sich so fühlen nicht weil sie es sind. Würdest du dich als Europäer sehen oder zumindest Mischling oder so, wärs gar keine Thema. Kenne viele wie dich, die sind voll integriert mit vielen Freunden. Natürlich ist es schwierig seine Einstellung und Gefühle zu ändern, wenn man dummerweise auf Rassisten getroffen ist zu beginn. Positives umprogrammieren hilft. Geh an Orte wo man dich schätzt und gut aufnimmt, einfach als Person. Sportvereine, Musikvereine, Job usw. und versuche dich selber nicht als Ausländer sondern Europäer zu sehen.
Und noch zuletzt, kapute Liebe macht einen immer fertig. Es dauert Monate bis man wieder auf den Beinen ist, egal ob Ausländer, gemobbter, mobber, reicher, Armer, weiss, Schwarz , was immer. immerhin bist du Beziehungs- und Liebesfähig, das ist schon sehr viel.
- bitte nicht aufgeben!!! Es werden garantiert wieder gute Zeiten im Leben kommen.
- einen Psychotherapeuten aufsuchen! Ein Psychotherapeut bringt dich mit großer Wahrscheinlichkeit wieder mental auf die Beine. Das hat schon etliche Leute in ein normales Leben zurückgeführt und ist völlig normal. Falls du mit Arzt einen Physiotherapeuten gemeint hattest, versuche es bitte noch einmal. Vielleicht hatte es bei diesem einfach nicht so gut gepasst wie vielleicht bei einem anderen.
- Lass dich von anderen nicht unterkriegen. Ich weiß, das ist so einfach dahingesagt, aber versuche bitte, an dich selber zu glauben. Viele Leute können dich in dem Punkt absolut verstehen, da es einigen so geht.
Das mit deiner Freundin tut mir sehr Leid. Es wäre sicher gut, du würdest mit einer vertrauten Person oder einem Therapeuten darüber sprechen. Und sei ruhig bereit dazu, Emotionen zuzulassen. Deine Augen sind wie ein Sieb: Je öfter man weint, desto besser verarbeitet man Probleme.
Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen. LG
Hallo lieber masson1324,
es gibt eine Volksweisheit, die besagt: Wer es allen recht machen will, macht es niemandem recht.
Wer es allen recht machen will, liefert sich freiwillig dem Mitmachzwang aus. Man muss arbeiten, wenn nicht aus Lust an der Arbeit, dann aus Verzweiflung.
Also mache es nur Dir recht und ignoriere Forderungen anderer an Dich, deren Berechtigung Du nicht einsiehst.
Es ist Deine Lebensaufgabe, Deinen Weg und Platz im Leben zu finden. Dabei kann Dir Dein Vater oder sonst wer nicht helfen, wenn er nicht vorher genau den selben Weg gegangen ist. Also befreie Dich von den unpassenden Vorstellungen Deiner Familie.
Folgenden Fragen solltest Du nachgehen:
- was sind meine Stärken und Schwächen?
- in welchem Beruf möchte ich arbeiten?
- Passen meine Stärken und Schwächen zum Berufswunsch?
- Welche sozialen Kompetenzen habe ich - welche möchte ich noch erlernen?
- wie will ich in z.B. 5 oder in 10 Jahren leben?
Finde Dich selbst! und steuere Deine guten Ziele konsequent an.
Bleibe aber ausgewogen. Damit meine ich: Geh mit offenen Augen und einer helfenden Hand für andere Menschen durch das Leben. So findest Du auch Menschen mit denen Du Dich wohl fühlst. Sei ihnen der Freund, den Du Dir für Dich wünschst.
Liebeskummer und Enttäuschungen sind völlig normal. Sie gehören zum Leben der meisten Menschen. Wenn wir uns jedoch nicht unterkriegen lassen, machen uns Enttäuschungen nur klüger. Menschen sind lernende Wesen....
Und jammere nicht. Kämpfe für Dein Leben. Wenn Du es nicht tust, wer denn sonst?
wenn Du weitere Fragen hast, darfst Du mich gerne direkt anschreiben.