Was soll ich machen, mein Lebensgefährte hat sich komplett verändert?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Dein Lebensgefährte scheint mit dem Tod des Vaters nicht wirklich klarzukommen. Er hatte sicher keine schöne Kindheit und hat es all die Jahre versäumt, diese aufzuarbeiten. Jetzt wird ihm bewusst, daß es niemals mehr eine Aussprache zwischen ihm und seinem Vater geben kann, mit dem Tod ist alles endgültig und unwiderruflich festgesetzt. Er fühlt sich ganz sicher nicht wohl in seiner Haut und möchte das alles wahrscheinlich gar nicht, was er Dir und den Kindern antut. Aber leider weiß er nicht, wie er damit umgehen soll. Er hat nie gelernt, sich selbst zu reflektieren und kann eben jetzt, wo all die alten Gefühle hochkommen, absolut nicht damit umgehen. Er sollte sich dringend therapeutische Hilfe suchen!

Ob Du diesen Weg, der sehr lang und steinig werden kann, mit ihm gehen möchtest oder nicht, musst Du selbst entscheiden. Ich würde an Deiner Stelle jedoch klare Grenzen ziehen und ihm das auch so mitteilen. Nach dem Motto: Ich verstehe Dich und möchte Dich nicht verlieren, aber bis hier hin und nicht weiter! Damit zwingst Du ihn quasi in die Handlung. Wenn er das alles nicht kann oder möchte, dann sehe ich ehrlich gesagt schwarz für Euch. Dann liegt ihm nichts mehr an Dir und Ihr könnt Euch getrost trennen.

Alles Gute!

Ohne entschuldigen zu wollen: Es passiert oft, dass sich Verhaltensweisen weiter tragen. Ich bin heute so ziemlich wie mein Opa geworden, merke das auch immer wieder, selbst bei manchen Verhaltensweisen, die objektiv falsch sind. Ich habe schon versucht dagegen anzugehen, aber es kommt immer wieder durch - weil so was tief in einem drin ist.

Ich bin froh, dass meine Freundin das dann anspricht und mir sagt, aber sie tut es auf eine Art und Weise, die bei mir ankommt und mir in wenigen Worten sagt, was Sache ist - so was ist auch immer die Frage des Tonfalls.

Wirklich "rausbekommen" wird man so was aus einem Menschen wahrscheinlich nicht oder nur mit sehr viel Arbeit und der nötigen Gelassenheit. Viele "Junge" machen es den "Alten" unbewusst nach, es sei denn, sie rebellieren komplett. Verhaltensweisen und Wertevorstellungen werden mehr oder weniger weiter vererbt, selbst wenn man sie ablehnt. Viele Kinder werden so wie ihre Eltern oder andere Bezugspersonen, bei mir war der Opa die Hauptbezugsperson.

Eventuell ist das auch seine Form der Trauerarbeit, aber da müsste man dann fast schon therapeutisch etwas machen und sollte offen darüber reden. Einfach "schnell trennen" halte ich für falsch - konfrontiere ihn immer wieder damit, was er euch alles anlastet, sage ihm aber auch, dass du ihn eigentlich liebst und das nicht verstehst, ihm dabei hilfst, dass es wieder besser wird - aber dass es auch nicht so weitergehen kann, wie es ist.

Es gibt Optionen, mit solchen Situationen klarzukommen - eventuell können deinem Partner auch Bücher helfen. Mir haben verschiedene Bücher geholfen, meine eigene problematische Familiengeschichte in den Griff zu bekommen, das war wirklich gut, aber da muss man auch bereit dazu sein.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Adlerhorst1976 
Fragesteller
 09.03.2024, 11:59

Ich weiß schon, das der Verlust eines nahestehenden Menschen traumatisch sein kann und ich habe ihn mehrfach ganz ruhig und sachlich auf sein Verhalten angesprochen.

Es gab von mir anfangs keine Vorwürfe, aber such ich bin nicht unendlich belastbar.

Auch riet ich ihm, womöglich außerhalb der Familie vielleicht einmal mit einem Menschen seines Vertrauens zu sprechen.

Nichts hilft es wird immer drastischer.

Er ist komplett verkapselt!

Er war immer ein „Muttersohn“ und ich habe immer mehr das Gefühl, dass ich jetzt ausbade, was seine Mutter durch ihren Mann ertragen musste.

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rotesand  09.03.2024, 12:13
@Adlerhorst1976

Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Er wird dir auch deswegen keine Vorwürfe machen, weil er selbst mit sich in der Lage nicht zufrieden ist und weiß, dass das nicht in Ordnung ist. Er wird auch wissen, dass er euch damit quält und trifft und dass man so was nicht macht.

Es ist möglich, dass er durch dieses Erleben die Erinnerungen an seine Kindheit wieder präsent gemacht bekam und dagegen anzukämpfen versucht. Ganz direkt gesagt sind Männer, die so auf ruppig, zynisch, frech und cool machen meist sehr instabile Charaktere, die durch dieses Verhalten von ihrer eigenen Schwäche und Unsicherheit abzulenken versuchen - und es wird ihm derzeit ziemlich mies gehen, was aber kein Grund ist, dieses Verhalten zu entschuldigen.

Eigentlich muss man da therapeutisch gegen vorgehen. "Einfach trennen" macht alles noch schlimmer, dann ist er allein und sucht sich womöglich Halt im Alkohol oder sonst wo - klar bist du nicht dafür verantwortlich, aber eigentlich sollte man auch in schlechten Zeiten zusammenhalten und versuchen, es irgendwie zu schaffen.

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vielleicht hat er aufgrund des Todes ein Trauma erlitten

sollte sich auf jeden Fall psychologische Hilfe holen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung