Was macht die Menschen im Osten so anders, obwohl das selbe Land, ist dort auf Wahlkarten fast alles blau?

8 Antworten

Die Geschichte ist eine andere als im Westen und diese andere Geschichte endetet nicht mit der Wende.

Ich halte die sog. Wiedervereinigung in der Form, in der sie stattfand für einen Fehler - selbst wenn viele Ostdeutsche damals zuerts damit einverstanden waren, es war schlussendlich eine Annektion - sowas wirkt lange nach.

Die Geschichte macht die anders. Rund 40 Jahre DDR lösen mit damit einhergehenden Denkmustern und Strukturen lösen sich ja nicht einfach in Luft auf. Auch nicht nach 35 Jahren Wiedervereinigung.

Man ist eben verschieden über Generationen geprägt worden, das braucht auch wieder Generation zur gegenseitigen Angleichung.

Ich bin Jahrgang 89. Ich hab diese Zeiten also nicht mitbekommen. Mein Eindruck war aber immer, dass Ostdeutschland als unterentwickelte Region betrachtet und auch so behandelt wurde und das eher im negativen Sinne. Also Herabwürdigung statt Wertschätzung der Leute, die dort leben. Da ist es doch kein Wunder, dass viele dort lebenden sich von den (westlichen) Parteien nicht vertreten fühlen und sich einer Partei zuwenden, die ihnen das Gefühl vermittelt verstanden und wertgeschätzt zu werden. Besonders in Zeiten wo du Leute mit großen realen Problemen zu kämpfen haben und besorgt und verunsichert sind.

Der Inhalt des Parteiprogramms ist da zweitrangig. Es geht um Gefühle und nicht um den Verstand.

Sie fühlen sich verraten und sind enttäuscht, weil die Versprechungen - die ihnen gemacht worden sind - nicht wahr geworden sind.

Vom Volksvermögen haben sie nichts gesehen - es wurde verscherbelt. Alles was ihre Eltern aufgebaut haben, wurde ins Negative gezogen, obwohl es auch gute Dinge gab. Das ist ungerecht und sehr frustrierend.

In den neuen Bundesländern ist das Einkommen 35 Jahre nach der „Wende“ noch immer wesentlich niedriger, der Aktuelle Rentenwert wurde erst 2023 angeglichen, die Arbeitslosigkeit ist höher und in vielen Dörfern haben Jugendliche kaum eine Perspektive.

Die Wessis leben noch ganz gut von dem, was ihre Eltern und Großeltern seit 1945 erarbeitet haben. Sie können noch verdrängen, dass durch Merkel und Ampel das Land wirtschaftlich und sozial in eine Sackgasse geführt wurde. Die Ossis, DDR-geschädigt, spüren viel schmerzlicher die Folgen der grünen Energieverknappung, die extremen Strompreise, die hohen Steuern, die Entindustrialisierung usw.

Punkt 2: Die Ossis kennen den Sound linker Volksbeglückungsparolen aus der SED-Zeit. Sie sind viel kritischer gegenüber linken Schalmeienklängen. Sie haben auch die schöne Erfahrung, eine verkrustete Politkaste aus eigener Kraft gestürzt zu haben. Viele Wessis dagegen sind naive, träge und langmütige Schlafschafe. Man grummelt eine bisschen, und dann wählt man, v.a. als Rentner, doch wieder die Etablierten. Man glaubt auch im Westen eher den lächerlichen Behauptungen, mit Weidel (und gar mit Merz) käme das neue Nazireich. Die Ossis wissen, was eine Diktatur ist, sie sind "helle".


Zwergschenke  20.02.2025, 14:25

Du lebst bestimmt noch ganz gut von dem, was deine Eltern und Großeltern seit 1945 erarbeitet haben.

Im Verhältnis zur Geschichte ist der Osten noch nicht so lange Teil vom gesamten Deutschland. Im Osten war man sehr Russland-nah. Eine ganz andere Staatsform war dort Usus. Und viele denken eben immer noch so und wählen dann auch entsprechend. Nennt man Demokratie. Da darf eben jeder wählen, wie er möchte.