Was ist mit „Gott fällt nicht unter unsere Begriffe“ gemeint?

4 Antworten

Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Knauer und http://peter-knauer.de/51.html

Alles ein furchtbares Geschwafel bzw. Gedankennebel ... ein Jesuit halt.

Es läuft darauf hinaus, dass Du nicht denken sollst sondern "hören" und gehorchen.

Ok, Du musst wohl da was schreiben. Schau Dir dazu die "Negative Theologie" an: im wesentlichen: Gott ist kein alter Mann mit Bart, und auch sonst nichts was wir irgendwie beschreiben könnten.

Hab da grade ein schönes Wort neu gelernt: die Alterität Gottes = egal was Du denkst, Gott ist anders.

(das ist so was wie die Menge aller Mengen die sich nicht selbst enthalten, aber mit frommen Worten ...)

mulan  28.06.2022, 13:54

Zum „immer anders“ fällt mir was ein bzw. das erinnert mich an folgendes:

Für Katholiken ist ein Grundpfeiler der sog. ignatianischen Spiritualität (d.h. des Ignatius von Loyola, 1491-1556) die augustianische Maxime „Deus semper maior“, welche auf den Kirchenvater St. Augustinus (St. Augustinus von Hippo, 354-430) zurückgeht (Enarratio in Psalmum LXII, 16 : CCL 39, 804; vgl. Enzyklika Veritatis splendor v. Papst Johannes Paul II. v. 06.08.1993, S. 44, Nr. 41). Diese Maxime bedeutet "der je größere Gott" im Sinne von "Gott ist (immer) größer (als)". Ohne diese Grundlage wäre Loyola wohl auch nicht zu verstehen, indem alles Denken und Tun ausschließlich zur größeren Ehre Gottes geschehen solle. Das ist übrigens dasselbe wie das muslimische „Allahu Akbar“.

In der Bibel wird das auch diverse Male gesagt:

Psalmen 96.4: „Denn der HERR ist groß und hoch zu loben, wunderbar über alle Götter.“ (Luther) – Hebr.: כִּי גָדוֹל יְהוָה וּמְהֻלָּל מְאֹד נוֹרָא הוּא עַל־כָּל־אֱלֹהִים (ki gâdôl YHWH û-məhullâl mə’ôd nûrâ’ hû’ ‘el-kâl-elohîm)

Jeremia 10.6: „Aber dir, HERR, ist niemand gleich; du bist groß, und dein Name ist groß, und kannst es mit der Tat beweisen.“ (Luther) – Hebr.: מֵאֵין כָּמוֹךָ יְהוָה גָּדוֹל אַתָּה וְגָדוֹל שִׁמְךָ בִּגְבוּרָה (me’eyn kâmôxâ YHWH gâdôl atâh we-gâdôl shimxâ bi-gəvûrâh)

Johannes 10.29: „Der Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer denn alles; und niemand kann sie aus meines Vaters Hand reißen.“ (Luther) – Griech.: ὁ Πατήρ μου ὃ δέδωκέν μοι ,πάντων μεῖζόν ἐστιν ,καὶ οὐδεὶς δύναται ἁρπάζειν ἐκ τῆς χειρὸς τοῦ Πατρός. (ho Patēr mou ho dedōken moi pantōn meizon estin kai oudeis dynatai harpazein ek tēs cheiros tou Patros.)

1. Johannes 3.20: „daß, so uns unser Herz verdammt, Gott größer ist denn unser Herz und erkennt alle Dinge.“ – Griech: ὅτι ἐὰν καταγινώσκῃ ἡμῶν ἡ καρδία , ὅτι μείζων ἐστὶν ὁ Θεὸς τῆς καρδίας ἡμῶν , καὶ γινώσκει πάντα . (hoti ean kataginōskē hēmōn hē kardia hoti meizōn estin ho Theos tēs kardias hēmōn kai ginōskei panta.)

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rr1957  28.06.2022, 15:05
@mulan

mir ist dazu nun noch eingefallen, dass man dieses "immer anders", die "Alterität" ja grundsätzlich immer auch umdrehen kann: Wenn irgendwer - Priester o.ä. - von Dir irgendwas fordert mit Bezugnahme auf Gott, kann man immer einwenden das Gott ja bekanntlich immer anders ist und das gar nicht wirklich fordert ...

Das ist also auch für Gläubige die perfekte Ausrede für alle Gelegenheiten.

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mulan  28.06.2022, 15:29
@rr1957

Naja, Gläubige sehen das nun einmal so. Die sehen das nicht als Ausrede, sondern als eine Möglichkeit, etwas, was nicht erfassbar ist, zumindest verbal definieren zu können. Und so ist das Wort vom Gott, der immer anders oder immer größer ist (als alles außer Gott) eigentlich verständlich und folgerichtig. Aus der Perspektive eines Gläubigen natürlich. Einfach von einer anderen Warte aus betrachtet.

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rr1957  28.06.2022, 16:07
@mulan

Diese "Alterität" ist etwas, das wir in der Logik ein "Paradoxon" nennen würden. In der Logik ist ein Paradoxon etwas, was man vermeiden muss und ausschliessen möchte, weil als Folge eines Paradoxons alle Aussagen beweisbar werden und damit die Differenzierung zwischen wahr und falsch verloren geht.

Mir scheint, dass in der Theologie diese Alterität etwas Erwünschtes ist, weil als Folge der Alterität alle Aussagen beweisbar werden und damit die Differenzierung zwischen wahr und falsch verloren geht.

Allerdings fällt auf (Zitat aus der verlinkten Quelle): "In der Theologie wurde die Berechtigung Negativer Theologie kaum grundsätzlich bestritten, es wurde aber verschiedentlich versucht, ihre Bedeutung einzugrenzen und den Zugang zu ihr zu erschweren." - das heisst, Theologen verstehen durchaus, dass dies eine mächtige Methode ist, die genauso gegen sie eingesetzt werden kann, und die darum der Gegenseite verwehrt werden soll.

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mulan  28.06.2022, 16:41
@rr1957

Finde ich ausgesprochen interessant. Der (gläubige) Mensch steckt nur im ewigen Dilemma, etwas erfassen und erklären zu wollen, was eigentlich außerhalb seines Begrenztseins im Denken und Reden existiert. Wie gesagt, aus Sicht eines Gläubigen. Für einen Atheisten gelten andere Maßstäbe.

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rr1957  30.06.2022, 09:54
@mulan

es ist kein ewiges Dilemma - dieses Dilemma hat einen einfachen Ausweg: hör einfach auf, etwas nachweislich absurdes zu wollen.

(ich leide auch an dem ewigen Dilemma, dass ich gerne 2m gross wäre aber nicht bin ...)

Oder wenn man den Link zu Peter Knauer öffnet: dort sagt er mit vielen Worten, was man kurz auch mit "Gott existiert eigentlich nicht" sagen könnte, und bietet dann als Lösung "Es wäre bereits ein schwerer, alles verunklarender Fehler in der Reihenfolge des Denkens, wollte man statt dessen zuerst fragen, ob es ihn denn tatsächlich gebe." - oder kürzer gesagt: Du sollte Dir die Frage, ob es Gott gibt, einfach gar nicht stellen.

(d.h. ich sollte meine Grösse niemals messen und einfach glauben, dass ich 2m gross bin.)

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mulan  30.06.2022, 10:38
@rr1957

Ich habe nur eine kleine bescheidene Bitte: Hör auf, mir vorschreiben zu wollen, was ich zu glauben habe.

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rr1957  30.06.2022, 11:19
@mulan

es ist nur als Rat gemeint, und eigentlich nicht an Dich Mulan speziell, sondern an Dich "jeden Leser" im allgemeinen. Ich schreibe nur "Du solltest" und nicht "man sollte" weil das besser wirkt.

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rr1957  30.06.2022, 14:24
@mulan

noch 3 Ergänzungen:

  1. ich bin kein Atheist, sondern Polytheist euhemeristischer Ausrichtung, d.h. ich kenne mich mit Göttern sehr gut aus
  2. Wieso sollten für Gläubige andere Maßstäbe gelten als für Atheisten ?
  3. Wie kommst Du zu der Behauptung, das Denken und Reden der Gläubigen sei begrenzt? Das ist es keineswegs, ausser sie begrenzen sich selbst.
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mulan  30.06.2022, 15:03
@rr1957

Zu 1. Habe ich natürlich eine andere Meinung.

zu 2. meine ich die unterschiedliche Weltsicht. Der eine glaubt an Gott usw., der andere nicht oder anders.

  • zu 3. kein Mensch kann sich z.B. Unendlichkeit vorstellen. Definieren kann er sie. Irgendwie. Aber sich vorstellen? Unsere Sprache ist insofern begrenzt, dass wir z.B. Gott nicht vollumfänglich weder im Gedanken noch in Sprache erfassen können. Wir können viel denken und sagen, aber nicht abschließend. Übrigens betrifft das alle Menschen.

Wer kann sich schon Septemoktogintazentillion (1.000.000187) vorstellen oder Zentilliarde = 1.000.000100+½ = 10(100+½)⋅6 = 10600+3 = 10603.
Klar, sowas lässt sich schreiben, berechnen, theoretisch beschreiben. Aber es geht doch über unser Vorstellungsvermögen hinaus.

… So sehe ich das. Wenn du anderer Meinung bist, ist das okay.

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Ich nehme an, dass damit verbunden ist, dass Gott mit nichts und niemandem vergleichbar ist. Man kann Gott keine Form, kein Geschlecht, keine Vorstellung zuordnen. Man kann Gott nicht als Begriff verstehen. Begriff kommt von begreifen. Und da man Gott weder sehen noch messen noch gedanklich erfassen kann, fällt das sozusagen flach. … Vielleicht hilft das.

Gott ist in präziser Weise nicht Begreifbar auch nicht als Unbegreifbares. Egal, was du über ihn sagst , nichts trifft.

Das ist die Standard-Ausrede, wenn es darum geht, "Gott" rational zu kritisieren. "Gott" ist nicht real, sondern nur eine von vielen menschlichen Ideen. Und eine extrem fehlerhafte dazu.

Real und quantifizierbar sind Kraftfelder, Energiefelder und Materie. "Gott" ist nichts davon, unsichtbar, aber angeblich in der Lage, ein Universum und Leben auf einem einzigen Planten zu schaffen, nachdem er natürlich auch diesen Planeten geschaffen hat. Einfach so.