was ist eigentlich mit Raumsemantik in einem erzählen Text gemeint?

3 Antworten

Erzählt wird nicht nur in der ZEIT. Die Erzählung schafft auch bestimmte Orte/Räume, die das Erzählte beeinflussen, färben, konterkarieren (z. B. Liebelei in einem Schlachthaus).

Topologisch: vom Inhalt her gesehen (innere Handlung, äußere Handlung; Homers Odyssee mit Götterhandlung (oben), Odysseus' Irrweg (unten) etc.

Räume können kontrastiv vorkommen: Kafkas Gerichtswelt (böse), Sonnenuntergang am Meer (vertraut, gut) etc.

Topographie: Kafka, Zimmer des Käfers; Kafkas Schloss oben auf dem Berg, Döblins Dschungel Berlin etc.

Dann versuchen wir es doch mal:
Topologische Oppositionen „hoch vs. tief“, „links vs. rechts“ oder „innen vs. außen“
Mein Beispiel: vor der Stadt lauerte der Tod, wie lange würde man die Feinde noch am übersteigen der Mauer hindern können. Ängstlich versteckten sich viele in der Kirche und im Rathaus, aber wie Würde der Schutz wirklich sein, wenn der Feind mit seiner ganzen Brutalität angriff und durchbrach.
—-
• Semantische Oppositionen (ursprünglich nicht-topologisch und häufig wertend) „gut vs. böse“, „vertraut vs. fremd“, „natürlich vs. künstlich“.
Beispiel: als die Männer im Boot sich der Insel näherten, sahen sie einzelne Feuer. Jetzt kam es darauf an, ob dies noch das Gebiet der Menschenfresser war oder ob man bereits bei denen war, die Zivilisation kennen gelernt hatten und Schiffbrüchige zur nächsten Siedlung geleiten würden.
—-

• Topographische Gegensätze Die semantisch aufgeladene topologische Ordnung wird durch topographische Gegensätze der dargestellten Welt konkretisiert. „Berg vs. Tal“, „Stadt vs. Wald“ oder „Himmel vs. Hölle“.
Beispiel: er war froh, als er die Stadt mit ihrem ganzen Gebrüll und Gewimmel hinter sich gelassen hatte und die Stille des Waldes fast körperlich spürte.

In welcher Veranstaltung brauchst du dieses sehr spezielle Wissen? Falls es in einer Oberstufenklasse ist, wirkt die Fragestellung auf mich wie unmittelbar aus einem Textlinguistik- oder Semantik-Seminar (Studium) entnommen.

Allein schon die Begrifflichkeiten sind doch recht anspruchsvoll für einen nicht-universitären Kontext (will euer Lehrer euch beeindrucken, oder ist er zu bequem, diese Termini in eine etwas angemessenere Oberstufensprache zu transportieren??).
Du müsstest sonst einzeln hergehen und die dir unbekannten Begriffe nachschlagen, um sie mit deinen Worten zu übersetzen, um sie zu verstehen. Dann erst kannst du schauen, was gemeint ist.

Ich bin von meinem Studium her noch mit linguistischen Fachtermini mehr oder weniger vertraut - aber diese Aufgabenstellung hier bedarf meiner Meinung nach eindeutig einer Umformulierung durch die Lehrperson. Vor lauter Fachbegriffen kommst du ja sonst gar nicht zum Inhalt, den du mit Hilfe dieser Begriffe bearbeiten sollst!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Sprachen machen Spaß!