Was ist der Unterschied zwischen Lehnprägung und Lehnbedeutung?
2 Antworten
Lehnprägung ist ein Oberbegriff und von der Lehnbedeutung zu unterscheiden.
Zunächst zur Erläuterung des Begriffs „Lehnprägung”: Sie ist der Oberbegriff für alle Formen von semantischer Entlehnung. (siehe unten). Eine Lehnprägung ist also der Vorgang und das Ergebnis der Nachbildung eines fremdsprachigen Inhalts mit den Mitteln der Muttersprache.
Während bei Entlehnung in Form von Fremdwörtern bzw Lehnwörtern im engeren Sinne ein fremdes Wort und sein Inhalt in die eigene Sprache genommen werden, beruht Lehnprägung auf der Anpassung der eigenen Sprache an neue Inhalte.
Die Adaptation der neuen Inhalte kann auf verschiedene Weise erfolgen:
a) Lehnbedeutung durch Wandel bzw. Erweiterung der Bedeutung heimischer Wörter:
Beispiel:
- althochdeutsch toufen wird zu „taufen”, also mit dem christlichen Sakrament der Taufe versehen, ursprünglich nur eintauchen.
- Heiland statt lat. salvator
b) bei denen Lehnschöpfung durch formal unabhängige Neubildung.
Beispiele:
- Zartgefühl für französisch délicatesse
- Sinnbild für gr. symbolon
- Umwelt für französisch milieu
c) Lehnübersetzung:
- Mitlaut für Konsonant
- Rechtschreibung für Orthographie
- Geistesgegenwart für présence d'esprit
- Halbwelt für demi-monde
- Gewissen für conscientia
d) durch Lehnübertragung als freier Form der Übersetzung:
- Vaterland für lateinisch patria
- Dunstkreis für gr. atmosphaira
- Wolkenkratzer für sky-scraper
Quelle: Hadumod Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, 2. Aufl., Stuttgart 1990
(Es geht also auch ohne Wikipedia)
wiki weiß das