Was ist das Sinnloseste das du in der Schule gelernt hast?

8 Antworten

Ich empfinde Wissen nie als sinnlos, nur weil ich es nicht sofort in klingende Münze umsetzen kann.

Es wäre den Schulen schon viel geholfen, wenn die, die eh alles nur schlechtreden, gehen würden. Statt anderen den Sauerstoff wegzuatmen und den Unterricht mit schlechter Stimmung zu versauern, könnten sie eine Ausbildung machen oder was immer sie können und wollen und in das Berufsleben übertreten.

Es sei denn, sie erwarten für ihre antriebslose Präsenz auch noch ein Abiturzeugnis...


xVTSx  30.12.2023, 16:36

Dieser Unmut ist die Konsequenz unseres mangelhaften Bildungssystems.

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botanicus  30.12.2023, 17:11
@xVTSx

Es gibt an jedem Bildungssystem Möglichkeiten zur Verbesserung (insbesondere bei einigen der gehypten PISA-Sieger, denn z.B. die Suizidrate unter Schülern in Singapur wird dadurch nicht erfasst); meistens wird es allerdings von denen kritisiert, die gar nicht wissen, wie es aussieht. Also denen, die vor langer Zeit Schüler waren und weder eine heutige Schule von innen kennen, noch Lehrkräfte sind.

Was konkret wünschst du denn vom Bildungssystem, was es nicht gibt? Aber bitte konkret, nicht die pauschalen Vorwürfe.

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xVTSx  30.12.2023, 17:34
@botanicus

Mehr Abstimmung auf individuelle Interessen und individuelles Lernverhalten. Darunter freiere Fächerwahl und keinen 10 stündigen Frontalunterricht (wobei das wohl mit G9 wieder besser sein sollte, genauso wie die unstrukturierte Lehrinhalte). Digitalisierung an Schulen ist schon seit Jahren überfällig und Corona hat dies auch wunderbar gezeigt. Von der Ausstattung, bis hin zu Medienkompetenzen seitens der Lehrer und als Unterrichtsthema in Schulen. Faireres und vergleichbareres Bewertungssystem. Darunter bspw. das Abschaffen von mündlichen Noten, welche subjektiv sind. Ein Fokus weg vom Leistungsdruck hin zu mehr individueller Förderung wäre wünschenswert. Weiterhin liegen erhebliche Unterschiede im Bildungsniveau der Lehrveranstaltungen je nach Bundesland vor. Und vieles mehr. Aus meiner eigenen Erfahrung heraus kann ich feststellen, dass die Schulzeit für mich die Phase mit der geringsten Motivation zum Lernen war.

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botanicus  30.12.2023, 18:25
@xVTSx

Also, ich rede jetzt nur für mein Gymnasium in Bayern...

Freie Fächerwahl ist nicht durchführbar und im Interesse einer allgemeinen, breiten Bildung nicht wünschenswert. Dazu stehe ich. Die Schule kann jeder frei wählen.

10 Stunden hat kein Mensch am Tag, und "frontal" ist die Kampfvokabel für die, die gerne alles selber in Gruppen erarbeitet wissen wollen. Frontal heißt eigentlich nur, dass die Lehrkraft den Unterricht steuert, nicht, dass Schüler unbeteiligt zuhören. Dauernd Projekte, Gruppenarbeiten, Schülerselbsttätigkeit etc. ist extrem anstrengend und bei manchen Themen völlig untauglich. Die Schüler sind dementsprechend die ersten, die protestieren, wenn noch mehr in dieser Richtung gemacht wird. Das ist mittlerweile nämlich enorm verbreitet, aber in der Bevölkerung weiß und glaubt das keiner.

Ob die Lerninhalte strukturiert sind, hängt davon ab, wie die Lehrkraft es strukturiert. An Digitalisierung fehlt es bei uns nicht. Im Gegenteil, manche sollten mal wieder lernen, etwas mit den Sinnen und Händen zu machen. Aber wir haben alle erdenkliche Ausstattung, wir Lehrer kennen uns damit aus, im Unterricht wird es gelehrt und geübt.

Von den mündlichen Noten leben sehr viele Schüler, die vielleicht nicht immer 100% objektiv sind, dafür aber meist sehr viel wohlwollender. Wenn ich die abschaffe, verschlechtert das die Schnitte gewaltig. Und es gibt nicht wenige Schüler, die im Schriftlichen große Probleme haben – denen schießt du mit deinem Vorschlag heftig ins Knie.

Wir fördern uns bereits individuell tot. Wir fördern jeden Pups, auch die, die längst überfordert sind und für die das Gymnasium nicht geeignet ist.

Aus welchem Bundsland und welcher Schulerfahrung beziehst du deine Erkenntnisse?

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xVTSx  30.12.2023, 20:31
@botanicus

Also, ich rede jetzt nur für mein Gymnasium in Bayern...

Das trifft sich gut, denn das Gymnasium in Bayern habe ich besucht.

Freie Fächerwahl ist nicht durchführbar und im Interesse einer allgemeinen, breiten Bildung nicht wünschenswert. Dazu stehe ich. Die Schule kann jeder frei wählen.

Von freier Fächerwahl rede ich nicht, sondern von grundsätzlich mehr Optionen.

10 Stunden hat kein Mensch am Tag

Nicht ununterbrochen, aber ich hatte z.T. Schultage von 8 bis nach 17 Uhr. Meine Schulzeit ist nur wenige Jahr her (und das kann man wohl dem G8 zuschreiben).

"frontal" ist die Kampfvokabel für die, die gerne alles selber in Gruppen erarbeitet wissen wollen. Frontal heißt eigentlich nur, dass die Lehrkraft den Unterricht steuert, nicht, dass Schüler unbeteiligt zuhören.

Frontalunterricht macht auch die Wissensvermittlung in erzwungener Geschwindigkeit auf demselben Anspruchsniveau aus und schließt neben Gruppenarbeit, selbst gesteuertes Lernen und individuelle Förderung aus.

An Digitalisierung fehlt es bei uns nicht.

Hier ist dein Gymnasium womöglich fortschrittlich, jedoch kannst du nicht pauschal für alle Gymnasien in Bayern sprechen. Meine Schule und auch andere weisen eine schlechte Ausstattung auf, auch wenn sich hier zugegebenermaßen positive Entwicklungen zeigen.

Ob die Lerninhalte strukturiert sind, hängt davon ab, wie die Lehrkraft es strukturiert.

Nicht ausschließlich. Auch Lehrer müssen sich an die vorgegebenen Lehrpläne und Bildungsstandards halten. Beispielsweise haben in Bezug auf lernpsychologisch sinnvollen interdisziplinären Unterricht Lehrer aufgrund der Rahmenbedingungen nur begrenzte Handhabe. Dies ist kein Punkt der ausschließlich Lehrer betrifft. Apropos, es liegt doch auch ein Lehrermangel vor, der zu weniger gut qualifiziertem Einsatz von Lehrern, Überlastungen etc. führt.

Von den mündlichen Noten leben sehr viele Schüler, die vielleicht nicht immer 100% objektiv sind, dafür aber meist sehr viel wohlwollender. Wenn ich die abschaffe, verschlechtert das die Schnitte gewaltig. Und es gibt nicht wenige Schüler, die im Schriftlichen große Probleme haben – denen schießt du mit deinem Vorschlag heftig ins Knie.

Es klingt für mich grundsätzlich nicht sinnvoll mündliche Noten als Instrument einzusetzen, Schüler mit schlechten Leistungen notentechnisch abzuholen. Das stellt in gewisser Weise die Bekämpfung eines Symptoms eines Problems dar, wodurch die eigentlichen Ursachen in den Hintergrund geraten. Wobei diese Vorgehensweise seitens der Lehrer nachvollziehbar ist und die Kritik eher der bestehenden Notwendigkeit gilt.

Wir fördern uns bereits individuell tot. Wir fördern jeden Pups, auch die, die längst überfordert sind und für die das Gymnasium nicht geeignet ist.

Ich denke dieser Förderbedarf ergibt sich durch das starre Bildungssystem und der fehlenden Anpassungsfähigkeit an individuelles Lernverhalten, Interessen und Rahmenbedingungen.

Rückblickend würde ich sogar behaupten, dass kein Schulsystem mit Frontalunterricht für mich geeignet ist. Ich habe mehr Spaß daran mir Inhalte eigenständig zu erarbeiten. Frontalunterricht in Themenbereichen außerhalb meiner Interessen (und wenn die Lehrkraft nicht außerordentlich talentiert ist) führt bei mir persönlich dazu, dass ich gedanklich und auch physisch in Schlaf falle (- ohne an dieser Stelle zu übertreiben). Wobei eine gänzliche Abschaffung an dieser Stelle natürlich kein Lösungsvorschlag sein soll und zudem auch unrealistisch wäre. Es ist nicht alles schlecht.. Als jemand der sich vom Bildungssystem gar nicht abgeholt gefühlt hat, mit einhegender Dämpfung bzgl. Lernmotivation habe ich natürlich ein negatives geprägtes Gesamtbild und führe hier auch nur negative Punkte an. Aber auch du nennst doch einzelne Kritikpunkte, wie beispielsweise der übermäßige Förderbedarf sowie Unterschiede in schriftlichen Leistungsnachweisen? Wo siehst du Verbesserungspotenzial?

Es sei denn, sie erwarten für ihre antriebslose Präsenz auch noch ein Abiturzeugnis..

Die Lösung kann doch nicht sein, dass man das Abiturzeugnis Schülern vorbehält, welchen das beschriebene Bildungssystem liegt und andere nur über massive Umwege Zugang zu einem Studium erhalten.

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botanicus  31.12.2023, 12:27
@xVTSx

Die Aussage "für mich nicht geeignet" klingt schon ganz anders als "alles schlecht". Natürlich ist nicht jede Schule für alle gleich gut. Es gibt aber enorm viele Wege zu enorm vielen Bildungsabschlüssen, auch viele Wege, die letztlich zum Abitur führen. Während der Coronazeit konnte man an den Schulen beobachten, wie unterschiedlich die Bedürfnisse sind. Es gab die, die am besten für sich alleine zuhause gelernt haben (das ist eh niemandem verwehrt), es gab aber auch welche, die am meisten vom gut strukturierten Lehrervortrag profitiert haben. Und viele viele andere.

Die Schule sollte den Mut haben, viel zeitiger klar zu sagen, wenn ein Weg in die Irre führt. Wir bemühen uns darum, und manchmal bekommen wir auch dankbare Rückmeldungen dafür von Eltern, auch Jahre später von ehemaligen Schülern, wenn sie vorbeischauen und erzählen, wie sie einen erfolgreichen anderen Weg beschritten haben. Leider gibt es auch verbohrte Eltern, die darauf warten, dass ihr Kind nach Jahren endgültig an die Wand gefahren ist. Verlorene Zeit – das sorgt für Frustration, und leider wird auch dann oft die böse Schule verantwortlich gemacht.

Ich möchte noch anmerken (ich weiß, mein Text ist alles andere als ordentlich strukturiert, aber ich habe noch andere Dinge auf meiner To-do-Liste), dass ich jeden Tag sehr viele zufriedene, motivierte und im Grunde gerne kommende Schüler erlebe.

Und zu den mündlichen Noten wiederhole ich mich gerne: Die mündlichen Noten sind für viele Schüler die enorme Chance, vergeigte schriftliche Arbeiten wettzumachen. Ich kenne keinen Fall, wo das eine Disziplinierungsmaßnahme ist, ich müsste sehr suchen, wo sich jemand durch die mündlichen Noten verschlechtert hat. Nachdem ich nie unangekündigte Arbeiten schreibe, ist die mündliche Note für manche – das ist richtig – eine kleine extrinsische Motivation, sich ordentlich vorzubereiten. Mündliche Noten bieten auch die einmalige Chance, eine schlechte Leistung ganz unbürokratisch nach pädagogischem Ermessen aufzuhübschen oder auch mal ganz unter den Tisch fallen zu lassen. Weil's nicht wirklich nachweisbar ist. Ungerecht? Subjektiv? Zweimal ja – aber pädagogisch begründbar und zum Vorteil des Schülers.

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Diese ganzen Matheformeln, Bruchrechnen, etc. und wie die ganze Scheiße heißt. Habe ich nie wirklich gekonnt und auch nie mehr gebraucht. Im Job muss ich nie rechnen, das macht mein Programm von selbst und wenn ich mal was muss, macht das der Taschenrechner.

Latein.

Mit weitem Abstand.

Null praktischer Nutzen.

Religion, Geographie und Geschichte. Weil es mich nur begrenzt interessiert hat und ich mich daher nur mäßig beteiligt habe. Wobei ich Kenntnisse in den Fächern nicht als sinnlos betrachte, aber ich anderweitig eingesetzte Zeit rückblickend als sinnvoller betrachte.

Was mir als erstes einfällt: wie man eine Bewerbung schreibt.

1. Kann man das sowieso nachgucken

2. Bewerbe ich mich sowieso nirgendwo als Lohn Sklave.