Was genau machen CHP und AKP?

3 Antworten

Leider hast du hier fast nur einseitige Antworten bekommen, die wahrscheinlich genau das wiederspiegeln, was dir auch dein Freundeskreis erzählt. Mich ärgern solche Kommentare, weil sie bewusst die Wahrheit verdrehen. Die Erfolge von Erdoğan und der AKP werden hervorgehoben und ausgeschmückt, aber die Kritikpunkte werden mit keinem Wort erwähnt.

Ich möchte von daher im Folgenden einiges richtig stellen und dir die Gesamtsituation erklären:

Dass die Türkei von Atatürk gegründet wurde und über Jahrzehnte alleine seine Partei CHP regierte, weißt du denke ich mal. Kurz gesagt, haben die Kemalisten die Türkei stark modernisiert, weswegen man sie zivilisatorisch deutlich von den arabischen Nachbarländern unterscheiden kann. Zur Wahrheit gehört aber auch dazu, dass die Kemalisten ihre Reformen ziemlich schnell und teilweise auch radikal durchgeführt haben. Dazu kann man eben das Kopftuchverbot an Universitäten zählen, was eine sehr extreme und diskriminierende Art von Laizismus (Trennung zwischen Staat und Religion) ist. Auch hat die CHP mit ihrem Nationalismus dafür gesorgt, dass die Kurden ihre Sprache nicht benutzen durften, es durfte z.B. keine kurdischen Fernsehsender oder Bücher geben. Aus diesem Grund hatten die Kemalisten zwei Feinde: Die Kurden, die sich zurecht unterdrückt fühlten. Und die Befürworter des politischen Islam, die den Laizismus nicht akzeptierten und lieber das Kalifat zurückwollten. Letztere hatten natürlich, z.B. durch Organisationen oder Imame, großen Einfluss auf die konservativ-religiöse ländliche Bevölkerung.

Ein kleiner Sprung ins Jahr 2001: Dort gab es in der Türkei eine heftige Wirtschaftskrise, durch die viele Menschen ihre Arbeitsplätze verloren haben. Daraufhin wurde mit der AKP eine Partei gewählt, die für wirtschaftlichen Aufschwung stand sowie für konservativ-religiöse Werte. Erdoğan war schon damals umstritten. Auf der einen Seite war er als Oberbürgermeister von Istanbul beliebt, weil er die Infrastruktur von der Stadt verbessert hatte. Auch ist er rhetorisch sehr begabt, also er konnte schon immer sehr emotionale Reden halten. Auf der anderen Seite wurde er dafür kritisiert, dass er den Leuten seine sehr streng religiösen Ansichten aufdrücken wollte. Beispielsweise wollte er schon früher den Ballet-Tanz verbieten, weil er "zu pornographisch" sei, er wollte geschlechtergetrennte Schulbusse einführen und die Käufer von Pornofilmen staatlich registrieren lassen. Außerdem hat Erdoğan die Demokratie immer nur als ein Mittel zum Zweck betrachtet, er war nie von Herzen überzeugter Demokrat. Das beweist u.a. seine Aussage: "Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufspringen, bis wir am Ziel sind." aus dem Jahr 1998. Erdoğan ist seit seiner Jugend in den Parteien von seinem politischen Ziehvater Necmettin Erbakan gewesen. Erbakan war ein radikaler Islamist, dessen Mission darin bestand, den Laizismus zu bekämpfen, wenn nötig, mit Gewalt. Auch Erdoğan verfolgte dieses Ziel: Den Kemalismus zerstören. Aber er stellte sich damit deutlich cleverer an als Erbakan, indem er sich öffentlich meistens nicht so radikal äußerte. Außerdem arbeitete er mit Fetullah Gülen zusammen, der eine Untergrundbewegung gegründet hatte, eine "Sekte mit Unternehmensstruktur", mit der er langsam die kemalistische Elite in Justiz, Militär und Polizei unterwandern wollte.

Erdoğan kam also an die Macht und regierte in den ersten Jahren vorsichtig, um im In- und Ausland seine Position zu stabilisieren. Anfangs hat er tatsächlich gute Dinge umgesetzt: Der wirtschaftliche Aufschwung, damit verbunden neue Straßen und Einkaufszentren, Friedensverhandlungen mit der PKK. Aber mit der Zeit zeigten sich immer deutlicher seine wahren Absichten: Im sogenannten "Ergenekon-Prozess" wurden durch gefälschte Beweisführung hunderte (unschuldige) Kemalisten verhaftet... Militärs, Juristen, Geschäftsleute, Politiker und Journalisten. Kein Wunder, dass die Kemalisten auf Erdoğans Feldzug mit Widerstand reagierten und dazu alle demokratischen Möglichkeiten nutzten, von eben kritischen Presseberichten bis zu Demonstrationen. Erdoğan wiederum fing an, die demokratischen Möglichkeiten immer stärker zu beschneiden. Zudem arbeitete er akribisch daran, den politischen und konservativen Islam in die Köpfe des Volkes zu drücken, es wurden weitaus mehr Moscheen gebaut als Schulen, Universitäten oder Krankenhäuser, obwohl die Türkei großen Mangel an letzteren hat. Und das Schulsystem wurde so umgeformt, dass die religiösen Imam-Hatip-Schulen (die ursprünglich Koranschulen waren) zum Standartmodell wurden. In den Folgejahren kam es zu immer mehr Skandalen, die die Gegnerzahl Erdoğans vergrößerten und den Protest gegen ihn intensivierten. 2013 zog Erdoğan mit seinen Bauplänen im Gezi-Park den Zorn der Bürger auf sich, die sofort Proteste veranstalteten. Da die Polizei auf Befehl Erdoğans gewaltsam gegen die Demonstranten vorging, wandelten sich die Gezi-Proteste bald zu Anti-Erdoğan-Demonstrationen und die Situation eskalierte. Um mal kurz die Dimensionen deutlich zu machen: Es gab quasi bürgerkriegsähnliche Straßenkämpfe, die zu den größten Demonstrationen in der Geschichte der Türkei wurden. Noch nie zuvor wurde in der Menschheitsgeschichte (weltweit) so viel Tränengas gegen zivile Proteste eingesetzt wie 2013 in der Türkei.

Neben internen Machtkämpfen war Erdoğans Umgang mit den Gezi-Protesten auch ein Auslöser dafür, dass es zu einem Streit zwischen ihm und seinem einstigen Weggefährten Fetullah Gülen kam. Prompt kam im Winter 2013 der bislang größte Korruptionsskandal in der Geschichte der Türkei ans Licht, in den Erdoğan verstrickt war. (Gülen hat mit seinem Einfluss auf die Medien dafür gesorgt, dass dieser Skandal ans Licht kam.) Erdoğan sah sich aufgrund dieser unangenehmen Enthüllungen erneut dazu berufen, die Presse und die Justiz stärker zu kontrollieren. Der Skandal fiel schnell unter den Tisch und die Ermittlungen wurden eingestellt. Stattdessen wurde die auflagenstärkste Zeitung der Türkei, die Zaman (die von Gülen beeinflusst wurde), von der Polizei gestürmt und geschlossen. Von nun an wurde neben der Jagd auf die Kemalisten auch Jagd auf "Gülenisten" gemacht. Prinzipiell nicht falsch, denn die Gülen-Sekte ist tatsächlich kriminell und unterwandert den Staat. Nur: Erdoğan hat jahrzehntelang mit Gülen zusammengearbeitet, er wusste natürlich von den Machenschaften der Gülen-Sekte und hat sie geduldet, solange sie sich gegen den gemeinsamen Feind, gegen die Kemalisten richteten. Wenn Erdoğan heute die Gülen-Sekte als Terrororganisation bezeichnet und Gülen als Terroristen, die man tausendfach verhaften muss, dann ist das an Widersprüchlichkeit nicht zu überbieten! Ahmet Şık, ein berühmter Menschenrechtsaktivist und Journalist, wurde 2011 verhaftet, weil er in seinem Buch "Die Armee des Imam" die Gülen-Sekte kritisierte. Letztes Jahr wurde er verhaftet, weil er angeblich Propaganda für Gülen gemacht haben soll. Ist das nicht lächerlich? Es zeigt jedenfalls, in was für einem Zustand sich die Türkei befindet.

Zu guter Letzt kam es 2016 zu dem Putschversuch, den Erdoğan raffiniert zu seinen eigenen Vorteilen ausgenutzt hat. Es ist bis heute noch nicht komplett aufgeklärt wer dahinter steckt; vermutlich ein Zusammenschluss aus Erdoğan-Gegnern innerhalb des Militärs, also eine Mischung aus Kemalisten und Gülenisten. Fakt ist, dass Erdoğan durch den Geheimdienst schon vor dem Putschversuch wusste, dass dieser stattfinden würde. Statt ihn aber zu vereiteln, hat er ihn geschickt instrumentalisiert: Er hat ihn geschehen lassen, jedoch so, dass die Putschisten ihn früher als geplant starten mussten. Auch war der Staat natürlich schon vorbereitet. Somit scheiterte der Putschversuch kläglich und Erdoğan hat es so dargestellt, als ob das Volk, das er per Videobotschaft auf die Straße berufen hatte, den Putsch gestoppt hätte. So konnte er das Ganze als "Sieg der Demokratie" verkaufen und obendrein den Ausnahmezustand ausrufen. Nun kann er, ohne das ihn die letzten Überreste der sowieso schon kaum noch vorhandenen unabhängigen Justiz hindern, per Dekret regieren. Dadurch kam es zu den "Säuberungen", wo hunderttausende Menschen auf einmal ohne gerichtlichen Beschluss verhaftet wurden. Und zwar aus allen politischen Lagern: Kemalisten, linke Kurden und konservative Kritiker. Alle bekommen das Etikett "Terrorist" und werden durch diese Scheinlegitimierung verhaftet.

Deswegen mein Fazit zu Erdoğan und der AKP: Die AKP ist eine Ein-Mann-Partei geworden. Berühmte AKP-Politiker wie der ehemalige Staatspräsident Abdullah Gül, Ex-Fußballstar Hakan Şükür oder Ex-Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu mussten entweder ihr Amt niederlegen oder sind aus der Partei ausgetreten. Stattdessen hat Erdoğan die wichtigsten Ämter mit ihm folgsamen Personen oder sogar Familienmitgliedern besetzt. Alles hört auf sein Kommando. Ja, die Türkei hat einen tollen Wirtschaftsaufschwung, den Menschen geht es insgesamt finanziell besser, die Straßen, Stromleitungen etc. wurden erneuert. Aber da hört es auch schon auf. Erdoğan hat so viel Dreck am Stecken, da weiß man gar nicht, wo man anfangen soll. Er hätte nicht mal Präsident werden dürfen, weil er sich mit einem gefälschten Diplom eingeschrieben hat. Dann der Korruptionsskandal, ein Präsident, der sein Volk beklaut. Viele Türken sagen, ist mir alles egal, solange es der Türkei gut geht. Ich sehe das anders. Wer sein Leben lang nur geschummelt und betrogen hat und sich an keine Regeln oder Gesetze hält, ist kein rechtmäßiger Präsident. Vor allem steht ihm nicht die Vergötterung seiner Person zu, "dünya lideri" und was weiß ich nicht alles. Daran merkst du, Erdoğans Anhänger sind wie Schafe, sie trotten einfach hinterher, sie denken nicht mehr eigenständig. Und geht es der Türkei wirklich so gut? Vom wirtschaftlichen Standpunkt her, ja. Vom gesellschaftlichen, demokratischen und freiheitlichen Standpunkt her eindeutig HAYIR. Was ist die Türkei heute für ein Land? Es ist keine Demokratie, sondern eine Autokratie, die von einem Mann regiert wird. Zwar finden Wahlen statt, aber die sind nicht fair, weil die Kritik von vornherein mundtot gemacht wird und Erdoğan mehr Sendezeit im Fernsehen bekommt (mal abgesehen davon, dass die meisten türkischen Medien eh unter seiner Kontrolle sind). Die Justiz arbeitet nicht unabhängig. Polizei, Geheimdienst, Militär - alles hört auf Erdoğans Kommando. Die Türkei ist ein extremer Überwachungsstaat geworden, der Geheimdienst sammelt Daten über jeden. Alle Kritiker werden mundtot gemacht, weil Zeitungen geschlossen, Fernsehsender verboten und Journalisten zum Rauswurf gezwungen oder gleich verhaftet werden. Es herrscht ein Klima der Angst. Du hast als Bürger keine Rechte mehr, auf die du dich berufen kannst. Die Gesellschaft ist so gespalten und verfeindet wie nie zuvor, weil Erdoğan zu eigenen Machtzwecken und mit seiner provokanten Art alle gegeneinander aufhetzt. Der Streit geht quer durch Familien. Kemalisten, Bozkurts, Konservative, Gülenisten, Kurden - alle hassen sich gegenseitig. Kennst du einen Menschen, der eine neutrale Meinung zu Erdoğan hat? Ich nicht. Etwa 43 - 50 % des Volkes vergöttern ihn als sei er der Prophet höchstpersönlich, die restlichen 50 - 57% hassen ihn wie die Pest. Ist das der Präsident aller Türken?! In 94 Jahren türkischer Republik hat es ausgerechnet unter Erdoğan die größten und heftigsten zivilen Proteste gegeben. Den größten Korruptionsskandal (und das soll was heißen, in unserer Türkei^^). Die weltweit meisten inhaftierten Journalisten. Ein Ausnahmezustand, in dem allen Kritikern der Prozess gemacht wird. Folterstrafen in den Gefängnissen. Die Todesstrafe steht wieder zur Debatte. Freiheit gibt es nicht mehr. Ja, die AKP-Fans kommen mit dem Kopftuch-Argument. Hahaha, super. Es ist schön, dass Frauen jetzt auch Kopftücher an Universitäten tragen dürfen. Steht aber in keinerlei Relation zu den tausend anderen Freiheiten, die Erdoğan den Menschen wegnimmt. Übrigens, wo wir bei Regeln für Schülerinnen sind: Mädchen dürfen auf Befehl Erdoğans in der Schule kein Make-Up, Piercings oder Tattoos tragen. Was ist daran anders als am Kopftuch-Verbot von den Kemalisten früher? Vom Prinzip her gar nichts, außer dass diesesmal die Liberalen diskriminiert werden statt den Konservativen.

So, ich hoffe, du hast jetzt auch ein bisschen etwas über die andere Seite der Wahrheit erfahren, die dir die Erdoğan-Jünger hier extra verschwiegen haben. Du kannst alle Aussagen meines Kommentars nachrecherchieren und ihren Wahrheitsgehalt prüfen.


uyduran  14.11.2017, 21:26

Zur CHP lässt sich sagen, dass sie eine sozialdemokratische Partei, ist also mitte links. Nach wie vor aber mit nationalistischen Elementen, vor allem in Teilen ihrer Anhängerschaft. Die CHP steht für eine Türkei, die zum einen das Erbe Atatürks, also die kemalistischen Prinzipien verteidigt. Zum anderen aber vor allem für eine Türkei, in der die Menschen selbstbestimmt, mit möglichst wenig staatlicher Bevormundung in Freiheit leben können und in der es eine funktionierende Demokratie mit Gewaltenteilung gibt!

Das Problem der CHP ist Kemal Kılıçdaroğlu. Er ist seit 2010 Parteivorsitzender und hat nicht das nötige Charisma, um Wahlen zu gewinnen. Er ist eher ein besonnener, leiser Typ. Keiner, der mit seinen Reden Menschenmassen begeistern kann. Somit hat er alle seine Wahlen gegen Erdoğan verloren und wird es wohl auch in Zukunft tun. Die CHP bräuchte dringend einen neuen Spitzenkandidaten.

Die AKP steht, wie du inzwischen schon verstanden haben möchtest, für eine Erdoğan-Herrschaft, Wirtschaftswachstum und die Abschaffung des Laizismus. Atatürk und der Kemalismus sollen in Vergessenheit geraten, stattdessen will Erdoğan eine neue "osmanische" Identität schaffen, die streng religiös ist. Ausgerechnet Erdoğan, der Geld stiehlt, lügt und betrügt, in einem Protzpalast lebt, über Leichen geht und den Koran bei seinen Reden dazu missbraucht, um Wählerstimmen zu kriegen... ausgerechnet so ein Mensch macht einen auf religiös. Das ist genau so eine Doppelmoral wie im saudi-arabischen Königshaus, wo die Prinzen ihre eigene Alkoholbar und Stripclubs haben. ;-)


Am Ende musst du für dich selbst entscheiden, was für eine Türkei du willst. Ob dir Freiheit, Kultur, Bürgerrechte, gesellschaftlicher Frieden und eine funktionierende Demokratie wichtiger sind... oder lieber neue Straßen, Einkaufshäuser, Moscheen und "neo-osmanisches" Überlegenheitsgefühl.

PS: Dass die meisten Deutschtürken Erdoğan toll finden, hat einen ganz einfachen Grund. Der Großteil der Gastarbeiter kam aus ländlichen armen Gebieten der Türkei, da wo man heute auch AKP wählt. Wenn die Mehrheit der Gastarbeiter aus Städten wie Izmir, Tekirdağ oder Aydın gekommen wäre, dann würden 90% der Deutschtürken heute gegen Erdoğan sein.

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Die AKP strengt sich für eine unabhängige, starke Türkei an.
Entsprechend ihrem Namen (Adalet ve Kalkınma Partisi = Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung/Entwicklung) hat die AKP der Türkei, seit sie gewählt wurde Gerechtigkeit und Aufschwung/Entwicklung gebracht.
Es geht den Menschen besser als je zuvor, seit der Gründung der Türkischen Republik.

Die CHP dagegen versucht wieder zurück zu der Diktatur zu schwenken, die Atatürk damals errichtet hat.
Dh. zu einer Türkei, in dem jede Religion unterdrückt, die Menschen unfrei und die Wirtschaft eine Ruine ist.
Jedoch steht Erdogan im Weg, weshalb ihr ganzes Wahlprogramm aus einer Erdogan-Feindschaft besteht.

Die AKP wurde bei ihrer ersten Wahl, an der sie angetreten hat, zur Regierung gewählt und wird seitdem auch weiterhin mit Stimmenanteilen gewählt, von dem andere europäische Länder nur träumen können.

Dennoch wird die Türkei ständig als undemokratisch und als eine Diktatur dargestellt.
Es gibt keinen Anlass für diese falschen Aussagen. Alle Argumente bewegen sich im Kreis. Selbst die CHP weiß keine Antworten und ist ständig dabei die AKP und Erdogan zu beleidigen. Das sowas in einer Diktatur zugelassen wird?!?!?

uyduran  15.11.2017, 09:12

Total einseitiger und fehlerhafter Beitrag.

Ja, die AKP (die inzwischen zur Ein-Mann-Partei geworden ist) hat der Türkei wirtschaftlichen Aufschwung gebracht. Aber der Preis, den die Menschen dafür zahlen müssen, sind der Verlust von Demokratie, Bürgerrechten, Freiheiten und gesellschaftlichem Frieden/Zusammenhalt.

Und erzähl hier nicht, das wären Lügen der Opposition, Zahlen und andere handfeste Beweise belegen das Gegenteil.

Ein demokratischer Rechtsstaat zeichnet sich dadurch aus, dass es Gewaltenteilung gibt. Die gibt es in der Türkei nicht mehr, Legislative, Exekutive und Judikative arbeiten nicht unabhängig voneinander, sondern alles hört auf Erdoğan. Beweise dafür gibt es genug, angefangen bei hundertfachen Entlassungen (= Unterwanderung des Personals) bis hin zu zahlreichen symbolträchtigen Gerichtsbeschlüssen oder polizeilichen bzw. militärischen Einsätzen, die eindeutig zeigen, dass keine Gewaltenteilung mehr existiert.

Ein demokratischer Rechtsstaat zeichnet sich durch Pressefreiheit aus, also dadurch dass Journalisten ihre Arbeit frei von staatlicher Einschüchterung durchführen können. In der Türkei sitzen die weltweit meisten Journalisten im Gefängnis, zahlreiche oppositionelle Zeitungen wurden geschlossen, es werden regelmäßig Nachrichtensperren verhängt und im Internet zensiert nur die chinesische Regierung mehr als die türkische.

Ein demokratischer Rechtsstaat zeichnet sich durch die Achtung der Menschenrechte aus. In der Türkei werden zivile Proteste regelmäßig gewaltsam von Polizei und Militär niedergeschlagen, in den Gefängnissen werden die Insassen gefoltert und Erdoğan befürwortet die Todesstrafe.

Was also soll an der Türkei eine Demokratie sein? Demokratie ist viel mehr, als in regelmäßigen Zeitabständen zur Wahlurne zu gehen. Mal abgesehen davon, dass ein Wahlkampf nicht fair ist, wenn kritische Journalisten und Oppositionelle eingeschüchtert werden, die Regierung mehr Sendezeit für Wahlwerbespots bekommt und sich ein zur Unparteilichkeit verpflichteter Staatspräsident in den Wahlkampf einmischt. So viel zu deinem eigens aufgeführten Vergleich mit anderen europäischen Ländern.

Der CHP einen "Schwenk zurück zur Diktatur" vorzuwerfen, ist absolut lächerlich und hat keine Faktengrundlage. Die CHP steht für eine liberale Türkei mit Bürgerrechten und einer lebhaften Demokratie. Erdoğan hingegen macht selber das, was er den Kemalisten vorwirft: er regiert autoritär, baut seine eigene konservative Elite auf,  betreibt Vetternwirtschaft und untergräbt die Religionsfreiheit, indem er das Volk zwingt, nach konservativ-sunnitischen Regeln zu leben (z.B. werden sunnitische Moscheen staatlich finanziert, alevitische Cemevis nicht, Mädchen dürfen in der Schule kein Make-Up, Piercings oder Tattoos tragen usw.).

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Beide Parteien CHP und AKP sehen sich in ihrem Programm der Republik, dem Laizismus und der Sozialen Demokratie verpflichtet. Diese Prinzipien seien mit Entschlossenheit zu schützen (CHP) und weiterzuentwickeln (AKP).

Die CHP sieht sich als Wächterin der Prinzipien Mustafa Kemal Atatürks und seiner „Revolutionen“ nach Ausrufung der Republik der Türkei im Jahr 1923. Die kemalistische Haltung der CHP macht sie Nationalistisch. Sie sind aber sehr Sozial (Links) eingestellt. Die CHP steht noch heute hinter den Verboten, die von Atatürk eingeführt wurden und würden diese nie antasten. Dazu gehören: Verbot der kurdischen Sprache und Lieder und mit Kopftuch durfte man nicht an die Uni studieren gehen. Ihre grösste Zustimmung findet die CHP bei säkularen, religiös liberal eingestellten Türken, besonders im Westen der Türkei. Die Westlichen Regionen waren immer Modern und benötigen keine Änderung. Deshalb wählen sie die konservative CHP. In Deutschland vergleichbar mit den Sozialdemokraten mit einem Hauch Nationalismus.

Die AKP ist heute die wählerstärkste Partei, weil diese die Spaltung der Türkei zwischen dem reichen Westen (30%) und dem armen Osten (70%) aufgehoben haben. Die AKP diehnt der ganzen Türkei. Den bedürftigen am Meisten. Deshalb gibt es heute 30% reiche und nur noch 10% Arme Menschen. Die übrigen 60% sind Mittelschicht geworden. Auf der einen Seite ist die AKP sehr Sozial und auf der anderen Seite sehr Wirtschaftsorientiert. Sie ist deshalb eine Mitte-Partei und ist Wächterin der Gerechtigkeit, die den Fortschritt bevorzugt und gegen aussen sehr Liberal wäre, wenn auch das Ausland mitmachen würde. Die AKP ist in Deutschland vergleichbar mit der CDU.

Und was die AKP von der CHP unterscheidet ist die Tatsache, dass die AKP die Religions- und Kulturfreiheit wieder eingeführt hat. Die Kurden Verbote von Atatürks CHP wurden alle wieder aufgehoben. Auch das Kopftuchverbot von Atatürks CHP wurde gelockert.

Die AKP ist transparent und jeder Bürger weiss, was das Ziel dieser Partei ist. Und das merken sie auch im Alltag. Das macht die AKP stark gegenüber den untransparenten übrigen Parteien, die viel sagen aber nichts ins positive verändern konnten.

 - (Politik, Geschichte, Türkei)
uyduran  15.11.2017, 18:46

Deine Beschreibung der CHP ist so weit zutreffend, wobei der Satz "Die CHP steht noch heute hinter den Verboten, die von Atatürk eingeführt wurden und würden diese nie antasten." nicht ganz richtig ist. Sowohl das Kopftuchverbot an Universitäten als auch die Verbote, die sich gegen die Kurden richten, sind parteiintern sehr umstritten. Die verschiedenen Politiker der CHP haben unterschiedliche Meinungen dazu. Manche Politiker, wie z.B. Emine Ülker Tarhan, haben die CHP deswegen verlassen. Ebenso finde ich die Bezeichnung "konservative Partei" ein bisschen unglücklich. Ja, die CHP will natürlich den Erhalt des Kemalismus, aber mit "konservativ" ist im Politikjargon ja Wertekonservatismus gemeint, also eher das, wofür in der Türkei AKP und MHP stehen.

Deine Beschreibung der AKP ist sehr einseitig und durch die rosarote Brille geschrieben. Dass die AKP für wirtschaftlichen Aufschwung gesorgt hat und vor allem die Landbevölkerung Zentralanatoliens von ihrer Politik profitiert, stimmt. Aber: Kein Wort darüber, dass Erdoğan die Türkei zu einem autoritären Regime gemacht hat (im Moment, solange der Ausnahmezustand gilt, sogar zu einer De-Facto-Diktatur)? Es gibt keine Gewaltenteilung mehr und auch die Pressefreiheit wurde ganz extrem eingeschränkt. Kritiker aus allen gesellschaftlichen Lagern werden als Terroristen etikettiert und weggesperrt. Die AKP ist zu einer Ein-Mann-Partei geworden; alles dreht sich um Erdoğan, um ihn herum sind nur noch ihm blind folgsame Leute bzw. Familienmitglieder. Transparent sind Erdoğan und seine AKP keineswegs - dem Volk werden diverse Machenschaften verheimlicht: Egal ob es sich um die jahrzehntelange Zusammenarbeit mit der Gülen-Sekte und die damit verbundene Unterwanderung des Staatsapparates dreht, um den größten Korruptionsskandal in der Geschichte des Landes oder um die Unterstützung von Al-Nusra, dem Al-Qaida-Ableger in Syrien.

Die AKP mit der CDU zu vergleichen, ist völlig an der Realität vorbei. Ja, wirtschaftspolitisch gibt es viele Parallelen. Aber ansonsten gleicht die AKP eher der AfD, wenn man sich einmal anhört, was deren Abgeordnete so von sich geben. Wie war das noch mit den rassistischen Äußerungen Erdoğans gegen Cem Özdemir, der "kein echter Türke" sei und einen Bluttest machen solle? Aussagen in dem Stil sind typisch AfD oder NPD. Und wie reden AKP-Politiker über Frauen? Frauen sollten in der Öffentlichkeit nicht laut lachen, weil das unsittlich sei, findet Bülent Arınç. Ein anderer Politiker, sein Name fällt mir gerade nicht ein, hat gesagt, Frauen ohne Kopftuch seien wie ein Haus ohne Gardinen, zu verkaufen oder zu vermieten. Erhan Emekçi behauptete: "Wenn die Mädchen studieren gehen, dann finden die Jungen keine Mädchen mehr zum Heiraten". Und Mehmet Demir hat sogar gesagt, Frauen könne man mit leichten Schlägen einschüchtern. So rückständig und frauenfeindlich äußert sich noch nicht mal eine AfD, obwohl sie ein traditionelles Familienbild fordert.

Erdoğan und seine Gefolgschaft wollen eine neue "osmanische" Identität schaffen, eine ultrakonservative und chauvinistische Identität, die sich überlegen fühlt. Ähnlich wie der Urvater des Faschismus, Benito Mussolini, wird Erdoğan nicht müde, das osmanische Reich (bei Mussolini war es das römische Reich) zu lobpreisen und zu idealisieren. Gleichzeitig stellt er sich in die Opferrolle und spricht von Unterdrückung und Ungerechtigkeit. Daraus erschafft er dann, genau wie damals Mussolini, den Wunsch nach einem Wiederaufleben des osmanischen Reiches und einer Scheinlegitimierung für Unterdrückung auf umgekehrte Weise.

Wie die meisten machtbesessenen Führer in der Menschheitsgeschichte verbirgt sich auch hinter Erdoğan eine tiefe Doppelmoral. Er inszeniert sich als Galionsfigur einer streng religiösen Identität, doch sein eigenes Leben ist das genaue Gegenteil: Er betrügt, wo er nur kann (gefälschtes Diplom, diverse Gesetzesmissachtungen), klaut Geld (Korruptionsskandal), geht über Leichen (mutwillige Re-Eskalation des Kurdenkonfliktes) und besitzt dann noch die Dreistigkeit, bei seinen Reden mit dem Koran herumzuwedeln, die heilige Schrift also dafür zu missbrauchen, Wählerstimmen zu ergattern.
Woran erkennt man einen Despoten? Daran, dass es keine Menschen gibt, die eine neutrale Meinung zu ihm haben. Trifft auf Erdoğan genau so zu wie z.B. auf Stalin. Fanatische Anhänger auf der einen Seite, scharfe und hasserfüllte Kritiker auf der anderen.

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AnoInfo  15.11.2017, 22:56
@uyduran

Du kannst dein Bild von Erdogan haben. Das ist schon ok. Ich finde es aber viel einseitiger, wenn Du jene Themen bringst, welche Fetullah Gülen und seine Leute in ihren Interviews gegen Erdogan verwenden. Wie kannst Du dieser Propaganda folgen und Erdogan als Mensch so herablassen, ohne die Beweise dafür zu haben? Natürlich hat er auch Fehler gemacht und ist nicht perfekt. Aber wer ist das schon auf dieser Welt?

Ich finde, den Umständen entsprechend (Terror und Putschversuch) hat Erdogan mit der AKP, CHP und MHP (gehören alle zur Regierung) bisher alles richtig gemacht. Der Ausnahmezustand ist für den Schutz der Bevölkerung eingeführt worden und das Volk schätz das sehr. Übrigens entscheidet das nicht Erdogan. Erdogan hätte den Ausnahmezusatnd aufgehoben.

Die Türkische Maffia, welche in der Türkei geherrscht hatte (Tiefer Staat, Staat im Staate), wird nun zur Rechenschaft gezogen, was nichts als richtig ist, wenn Du als Bürger Gerechtigkeit empfinden möchtest. Die Zeiten von Vitamin B und gefälschten Diplomen als Lehrer, Richter und Polizei unter der Maffia sind vorbei. Natürlich mussten die Betroffenen damit ablenken und es Erdogan in die Schuhe schieben, dass er ein sog. gefälschtes Diplom habe.

Wer wach und klug handelt, fragt den beroffenen selbst, was er über Frauen und Minderheiten wie Kurden, Todesstrafe oder Osmanisches Reich denkt. Jene, die Erdogan wählen, machen das deshalb, weil sie spürbar die positive Veränderung in der Türkei wahrnehmen. Hör doch die Reden Erdogans und nicht die Reden seiner Gegner im Ausland und Du wirst erkennen, was Erdogan und die AKP tatsächlich denken. Es gibt eine Seite "Frag doch Erdogan gleich selber!", überzeuge dich von der direkten Quelle aus dem Mund Erdogans, wenn Du die Wahrheit wissen möchtest.

https://turkey2023.weebly.com/

Eine mutwillige Re-Eskalation im PKK Konflikt gab es nicht. Und sprich hier nicht von Kurden. Sonst beleidigst Du mich auch. Wenn die Waffenarsenale der PKK (Terrororganisation) nicht aufgestockt worden wären, dann hatte der Konflikt, der übrigens von Erdogan damals beendet wurde, nicht erneut in der unregierbaren Zeit begonnen. Du erinnerst dich sicher noch daran, dass es die Zeit war, als eine Regierungsbildung hätte stattfinden sollen. Das hatte die PKK ausgenutzt. Aber mit dem Präsidialsystem, welches schon Özal einführen wollte, wird so etwas nun nicht mehr möglich sein.

Wenn einzelne Politiker etwas behaupten oder vorschlagen, kannst Du nicht dafür die Regierung verantwortlich machen. Es gab im Parlament auch schon den Vorschlag, die Sharia einzuführen. Wie das aber in der Demokratie ist, wurde es von der AKP abgelehnt. Das ist gelebte Demoktratie in der Türkei. Auch das knappe Resultat beim Referendum zum Präsidialsystem war deshalb, weil im Parlament auch AKP Abgeordnete ein Nein gaben. Nur deshalb kam es vor das Volk. In der Türkei finden wir eine gesunde Demoktratie, denn der Willen des Volkes wird umgesetzt.

Oder bring mir wahre Tatsachen, worüber wir im Detail austauschen können. Und mach nicht Partei-Vergleiche die kaum denkbar sind. Die AfD und ähnliche von Dir angegebene Parteien machen das Gegenteil von dem, was AKP und Erdogan mit den Flüchtlingen und der Aussenpolitik (Wunsch in die EU zu kommen) machen. Schau in meinen gegebenen Link, um die Antworten zu bekommen, die auch wirklich von Erdogan kommen. Meine Empfehlung: Ganz unten findest Du, was Erdogan wirklich über Frauen denkt.

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uyduran  16.11.2017, 19:46
@AnoInfo

Du hast mir jetzt zwei Mal vorgeworfen, ich würde Behauptungen ohne Beweise aufstellen. Bitte, welches von mir genannte Argument ist deiner Ansicht nach nicht wahr? Ich lege dir dann gerne entsprechende Beweise vor.

Zunächst einmal zu Erdoğan als Person: Wer sich selber so in den Vordergrund stellt, einen riesen Personenkult um sich herum betreiben lässt und sich alle Erfolge auf seine eigenen Fahnen schreibt, der soll sich bitte nicht wundern, wenn seine Person genau unter die Lupe genommen wird und es im Umkehrschluss auch er selbst ist, der für Missetaten gerade stehen muss. Und Erdoğan als "nicht perfekt" zu beschreiben ist sehr schmeichelhaft, bei all dem Dreck, den er am stecken hat.

Von welcher "Mafia" sprichst du? Ich kenne keine Statistik, die irgendwie darauf hinweist, dass es seit Erdoğan weniger Korruption oder Vetternwirtschaft in der Türkei gibt. Ganz im Gegenteil ist es Erdoğan höchstpersönlich, der jahrelang ein Weggefährte Gülens war und die Unterwanderung des türkischen Staates durch FETÖ mitgetragen hat, solange sie sich gegen den gemeinsamen kemalistischen Feind richtete. Und was Vitamin B betrifft, informiere dich bitte einmal, welche Positionen Erdoğans Familienmitglieder innehalten...

Selbstverständlich kam die Re-Eskalation des Kurdenkonfliktes von Erdoğans Seite aus. Die Türkei schloss sich der internationalen Koalition zur Bekämpfung des IS an. Im Herbst 2015 hat die türkische Luftwaffe aber PKK-Stellungen sowohl in Syrien als auch im Nordirak bombardiert. Klar gibt es dann irgendwelche offiziellen Begründungen für die Tatmotive. Aber wie so oft muss man sich doch fragen, cui bono? Rein zufällig passierte es (nach jahrelangen Friedensverhandlungen) kurz vor den Neuwahlen im November 2015, in denen Erdoğan dringend Wählerstimmen vom nationalistischen Bevölkerungsteil brauchte. Rein zufällig änderte sich kurz vor den Neuwahlen auch die Rhetorik gegen die bewaffneten Streitkräfte der Kurden. Und rein zufällig wurde die gerade aufstrebende HDP mit ihrem charismatischen Spitzenkandidat Demirtaş (die einzig ernstzunehmende Opposition, im Gegensatz zu den einschläfernden Dauerkandidaten Kılıçdaroğlu und Bahçeli), die sich zu dieser Zeit auf ihrem Höhepunkt befand, nach diesen Vorfällen kriminalisiert, in der Öffentlichkeit dämonisiert und durch zahlreiche Verhaftungen zermürbt. Komisch, all diese Zufälle, oder? Cui bono, der PKK, der HDP oder Erdoğan? Die Friedensverhandlungen, um die sich die PKK jahrelang bemüht hatte waren passé, die HDP war politisch tot und Erdoğan hatte plötzlich seine 49% zurück...

Die öffentlichen Aussagen Erdoğans als Bewertungsgrundlage für seine Absichten zu nehmen, ist sehr naiv. Was zählt, sind die wirklichen Taten, nicht das, was in der Öffentlichkeit schwadroniert wird. Kim Jong Un sagt auch mit unverfrorener Miene, er sei demokratisch mit 100% der Stimmen gewählt worden - dass das nichts mit der Realität zu tun hat, muss ich nicht näher erläutern. Wobei du dir mit dieser Argumentation ohnehin selbst widersprichst: Du nennst Erdoğan einen Demokraten, obwohl er selbst öffentlich die Zeile "Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufspringen, bis wir am Ziel sind" zitiert hat.

Mit Demokratie hat die Türkei in ihrem aktuellen Zustand wenig zu tun. Das ist ganz einfach zu ermitteln: Existiert Gewaltenteilung? Nein. Legislative, Judikative und Exekutive arbeiten nicht unabhängig voneinander. Es gibt zahlreiche symbolträchtige Vorfälle, an denen man das festmachen kann. Und in den vergangenen Jahren wurde das Personal durchgewaschen, tausende Staatsanwälte, Polizeioffiziere, Polizisten und Militärs wurden entlassen oder verhaftet. Existiert Pressefreiheit? Nur in sehr eingeschränkter Form. Die Türkei ist das Land mit den weltweit meisten inhaftierten Journalisten. Google hat bekannt gegeben, dass die Türkei nach China das Land ist, in dem im Internet die größte Zensur stattfindet. Und auf dem Index der Pressefreiheit von der NGO "Reporter ohne Grenzen" steht die Türkei auf Platz 155 von 180 Staaten (Stand April 2017). Werden die Menschenrechte geachtet? Nicht wirklich, denn die Versammlungsfreiheit ist stark eingeschränkt, es kommt regelmäßig zu Polizeigewalt und in den Gefängnissen findet Folter statt. Die NGO Freedom House bewertet die Türkei 2017 mit nur 38 von 100 verfügbaren Punkten. Auch Amnesty International und andere Menschenrechtsorganisationen üben scharfe Kritik an der Menschenrechtslage in der Türkei.

Anhand deiner Ausdruckweise erkenne ich, dass du nicht ungebildet bist. Insofern kann ich mir denken, dass du die wirkliche Faktenlage sehr wohl kennst (wenn auch in abgeschwächter Form, da du dich nehme ich mal an, in erster Linie durch regierungsnahe Medien informierst). Du verleugnest sie hier aber anscheinend absichtlich, weil für dich der Machterhalt Erdoğans wichtiger ist als seine Missetaten und die Abschaffung demokratischer Standarts. Diese Meinung sei dir gegönnt, aber dann stehe doch bitte auch dazu, statt die Wahrheit zu verdrehen.

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AnoInfo  18.11.2017, 22:41
@uyduran

Ich möchte mit Dir nicht ins leere reden. Das bringt gar nichts. An deinen Ässerungen sehe ich, dass Du als Gegner von Erdogan und seiner AKP fungierst. Ist ja auch ok. Das ist eben Demokratie und Du gehörst zur Minderheit damit, denn wer wurde unter 400'000 Wahbeobachtern gewählt?

Wenn ich etwas von jemandem Wissen möchte, was diesen gleichen Menschen auch berifft, dann frage ich direkt bei diesem Menschen nach, denn wer könnte es besser beantworten als er?

Also höre ich die Stellunungnahme der Regierungsnahen Zeitungen und Medien an, wenn etwas über die Regierung gesagt wird. Der Grund dafür, warum ich diese auch recherchiere, ist, weil ich in den Oppositionszeitungen wie Söscü etwas mitbekomme, was ich gerne kritisch untersuche. Das gilt auch umgekehrt. Meinst Du wirklich, dass AKP Wähler Kilicdaroglu nicht anhören würden, wenn Erdogan etwas negatives über ihn berichten würde. Nein, so einfach ist es nicht.

Leider machen das die Deutschen nicht. Ist ja auch verständlich, denn sie verstehen kein Türkisch. In westlichen Zeitungen kann geschrieben stehen "Türkei erlaubt Sex mit Minderjährigen", das wird von Deutschen, Österreicher und Schweizern nicht hinterfragt, was da wohl die Wahrheit ist. Und so glaubt man es, obwohl man hier genau das gleiche Gesetz hat, wie in der Türkei. So läuft eben Propaganda.

https://www.blick.ch/news/ausland/missbrauchs-verbot-wird-abgeschafft-tuerkei-erlaubt-sex-mit-kindern-id5368543.html

Dann die Erklärung aus Türkischer Sicht:

https://www.islamische-zeitung.de/nein-die-tuerkei-hat-sex-mit-kindern-nicht-erlaubt/

Dass Du das mit der Maffia nicht mitbekommen hast, zeigt wie sehr Du die Türkishe Geschichte kennst. Hör Dir doch bitte mal Historiker an, die über die Türkei berichten. Dann haben wir vielleicht die gleiche Diskussionsbasis:

Historiker Danielle Ganser über die Türkei:
https://www.youtube.com/watch?v=utdQpfJp4Hc

Ein weiterer Historiker erzählt über Gülens Netzwerk:https://www.youtube.com/watch?v=4KhXSmfhKjQ

Übrigens, beweise mir bitte die Ansicht der AKP und Erdogan, dass sie die Frau nicht einen Stellenwert in der Gesellschaft haben soll.

https://www.youtube.com/watch?v=MVaCYFT-iqc




 

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AnoInfo  23.11.2017, 00:17
@uyduran

Uyduran, Du wolltest mir noch die Beweise liefern?

Uyduran:  Kein Wort darüber, dass Erdoğan die Türkei zu einem autoritären Regime gemacht hat (im Moment, solange der Ausnahmezustand gilt, sogar zu einer De-Facto-Diktatur)?

Beweise mir doch bitte deine genannte Diktatur Erdogans.
Woran erkennst Du diese? 

https://www.youtube.com/watch?v=Z0bOOV0eaLo

Hast Du auch wirklich die Abstimmung vom April richtig
verfolgt und dich informiert? Weisst Du was wirklich geändert hat?

https://www.youtube.com/watch?v=jqhzDG3hm5A&pbjreload=10

Uyduran:  Es gibt keine Gewaltenteilung mehr und auch die Pressefreiheit wurde ganz extrem eingeschränkt. Kritiker aus allen gesellschaftlichen Lagern werden als Terroristen etikettiert und weggesperrt.

Beweise mir doch bitte auch deine Aussage zur fehlenden
Gewaltenteilung und eingeschränkter Pressefreiheit. Wer wurde ohne Grund weggesperrt?

https://www.youtube.com/watch?v=we6lQzly\_0c

Uyduran:  Wie war das noch mit den rassistischen Äußerungen Erdoğans gegen Cem Özdemir, der "kein echter Türke" sei und einen Bluttest machen solle?

Und findest Du, dass Özdemir die Wahrheit spricht, was die
Armenier Resolution angeht?

https://www.youtube.com/watch?v=yQe9Qs49fY8

https://www.youtube.com/watch?v=IjzzSRbjzM8

Uyduran:  Erdoğan und seine Gefolgschaft wollen eine neue
"osmanische" Identität schaffen, eine ultrakonservative und
chauvinistische Identität

Könntest Du mir auch das beweisen bitte? Welche Quellen würdest Du da nennen? Und warum empfiehlt dann Erdogan den Laizismus für die muslimische Welt?

https://www.youtube.com/watch?v=8E6PSUHxKpk

Und warum lehnt Erdogan die Sharia für die Türkei ab?

https://www.youtube.com/watch?v=Sn40RdX7\_l4

Auf deine Beweise warte ich gerne. Aber bleibe bitte bei den Themen, die ich Dir hier genannt habe. Danke....

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