Was bedeutet "ich treibe vor Anker"?

13 Antworten

Ich kenne es als eine alte Redewendung die man vor etlichen Jahren im Seemansjargon verwendete. Das bedeutete soviel wie ich spiele mit dem Gedanken.

Also z. B. ich treibe vor Anker... zu gehen, um die und die Frau zu heiraten und damit sesshaft zu werden, denn man fuhr damals oft Monate auf hoher See bis man am Ziel war und dann Monate wieder zurück in den Heimathafen.

Oder ich treibe vor Anker... um mir nach dieser Fahrt mit der Heuer (dem Lohn für Seeleute) ein Stück Land zu kaufen usw.

Natürlich war das ganze auch mit etwas Wehmut verbunden, denn wenn man gerne zur See fuhr war dieser Ausstieg nicht leicht und nicht selten packte einige Leute nach ein paar Jahren dieser Reiz, irgendwo auf hoher See zu sein erneut und wenn man nicht zu alt dafür war ging es wieder los.

Ist wie gesagt schon sehr alt die Redewendung aber nicht ausgeschlossen das sie unter einzelnen alten Seeleuten immer noch verwendung findet.

Es ist ein sehr selten verwendeter sinnverwandter Begriff für "vor Anker liegen", das Boot treibt natürlich immer noch, wenn auch nur im Radius der Ankerkette.

In diversen Wörtenbüchern zur deutschen Sprache aus der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts wird dieser Begriff erwähnt....

https://books.google.de/books?id=4T2owFssdsoC&pg=PA873&lpg=PA873&dq=vor+Anker+treiben&source=bl&ots=2YVqp6AtCQ&sig=rqAH7wI8ty08ZtB-sgy-Ny1U3qo&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiw9b3LvKzPAhWBA8AKHT6xBuM4ChDoAQgnMAM#v=onepage&q=vor%20Anker%20treiben&f=false

Hallo defy123456789,

ich kann mich Hamburger02 anschließen. Ich kenne den Ausdruck in Zusammenhang mit einem nicht fest haltenden Anker. 

Damit der Anker sicher hält, muss man vor allem einen guten Ankerplatz finden. Da gibt es einiges zu beachten. Hier ist das zum Beispiel ganz gut erklärt: http://www.segeln360.de/seemannschaft/segelmanoever/vor-anker.html

LG Micha

Sehr interessant, wie viele unterschiedliche Antworten eingegangen sind. Ich füge noch eine weitere hinzu: Man treibt vor Anker, wenn man einen Treibanker ausgebracht hat. Ein Treibanker hat große Ähnlichkeit mit einem Fallschirm und die Funktion die Fahrt herabzusetzen. So kann man z.B. in tiefen Gewässern, wo der Anker den Boden gar nicht erreichen kann, bei geringer Abdrift pausieren.

Kann mich dirksowieso überhaupt nicht anschließen. In der Seefahrt bedeutet vor Anker treiben immer und ausschließlich: Treiben mit ausgebrachten Anker - soweit ich das in meinen 50 Jahren Seefahrt kennengelernt habe. 

Treibt man vor Anker, dann hält schlicht und ergreifend der Anker nicht. Das kann vielerlei Gründe haben, meist wird der Ankergrund nicht gut haltend sein (z. B. glatte Felsformationen vor Kapstadt), auch kann der Grund zu schlammig sein, so daß der Anker nicht greift - hier ebenso beispielhaft die Reede vor Ningbo (China). Möglich wäre auch ein beschädigter Anker oder im schlimmsten aller Fälle eine gebrochene Kette und damit der komplette Verlust des Ankers. 

In all diesen Fällen wird man dann trotz ausgebrachten Ankers Fahrt machen, die man nicht beabsichtigt hat, meist über den Achtersteven, abhängig von den Strömungs- und Windverhältnissen.

Anders verhält es sich, wenn man vor Anker liegt und um den Anker - wieder den Strömungs- und Windverhältnissen ausgesetzt - um den Anker schwoit! Das hat allerdings nichts mit dem Treiben zu tun, sondern wird ebenfalls gleichzusetzen sein mit "vor Anker liegen". Dabei ist die Wassertiefe und ausgesteckte Kettenlänge der entscheidende Faktor, der den Schwoikreis/radius bedingt.