Warum zählt der Puma zu den Kleinkatzen, obwohl er eine der größten Katzenarten ist?

3 Antworten

Die moderne systematische Zoologie (das ist die Wissenschaft, die sich mit der Einordnung der Arten im Tierreich beschäftigt), ordnet die Arten nach ihren tatsächlichen verwandtschaftlichen Verhältnissen zueinander ein. Ziel ist es also nicht mehr, wie früher üblich, die Arten bloß nach ihrer oberflächlichen Ähnlichkeit (z. B. wurden Wale früher zu den Fischen gestellt, obwohl sie Säugetiere sind und verwandtschaftlich den Flusspferden besonders nahestehen) einzuteilen, sondern ihre wirklichen evolutionären Abstammungsbeziehungen zueinander widerzuspiegeln. Die erstellten Stammbäume geben damit quasi die korrekte Entwicklungsgeschichte der Arten wieder. Gesützt werden die Stammbäume auf gemeinsame abgeleitete Merkmale (Apomorphien). Dazu gehören morphologische und anatomische Merkmale. In jüngerer Zeit werden aber vorwiegend molekularbiologische Merkmale angewendet, z. B. der Vergleich von DNA-Sequenzen. So beruht auch der Stammbaum der Katzen heute auf DNA-Sequenzen.

Alle rezenten (heute lebenden) Katzenarten gehören einer gemeinsamen Abstammungslinie an, den Felinae. Die felinen Katzen sind eine vergleichsweise junge Linie der Katzenfamilie. Eine ältere Linie bildeten die Säbelzahnkatzen (Machairodontinae), von denen es heute aber keine lebenden Arten mehr gibt.

Vor etwa zehn Mio. Jahren spalteten die felinen Katzen sich in zwei große Gruppen auf, die Pantherini (Großkatzen) und die Felini (Kleinkatzen). Zu den Großkatzen gehören die Vertreter der Gattung Panthera, der Pantherkatzen. Das sind die "eigentlichen" Großkatzen: Tiger, Irbis, Jaguar, Leopard und Löwe. Außerdem gehören die beiden Nebelparderarten zu den Großkatzen. Wegen einiger besonderer anatomischer Merkmale werden sie meist in eine eigene Gattung (Neofelis) gestellt. DNA-Vergleichen zufolge könnten sie aber auch zur Gattung Panthera gestellt werden.

Alle anderen Katzen gehören zur zweiten Entwicklungslinie, den Felini, und sind damit, unabhängig von ihrer Größe, Kleinkatzen.

Die Kleinkatzen spalten sich in sieben in sich geschlossene (monophyletische) Gruppen auf: die Catopuma-Linie (Asiatische Goldkatzen), die Caracal-Linie (Afrikanische Goldkatzen), die Ozelot-Linie, die Luchs-Linie, die Geparden-Linie, die Bengalkatzen-Linie und die Wildkatzen-Linie, zu letzterer gehört die Wildkatze (Felis silvestris) inklusive der aus ihr domestizierten Hauskatze.

Der Puma gehört zur Geparden-Linie. Die Gepardenlinie ist wahrscheinlich amerikanischen Ursprungs. Über eine damals bestehende Landbrücke (Beringia) wanderten Vertreter dieser Linie nach Eurasien und nach Afrika aus. Früher gab es Verwandte des Geparden auch in Europa (wie es übrigens auch Löwen und Jaguare gab). Hier starben sie jedoch später weitgehend aus. In der alten Welt gibt es rezent nur eine Art, den Gepard, der in nennenswerter Zahl nur noch in Afrika lebt. Die asiatischen Populationen sind fast vollständig ausgestorben. Von den amerikanischen Vertretern der Geparden-Linie blieb ebenfalls nicht viel übrig, lediglich der Puma (Puma concolor) und die mit ihm in dieselbe Gattung gestellte Jaguarundi oder Wieselkatze (Puma yagouaroundi). Andere Vertreter wie die Amerikanischen Geparde (Miracinonyx) sind ausgestorben.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Hallo,

solche Einteilungen beziehen sich auf Verwandschaftsverhältnisse. Der Puma ist eben mit den anderen Vertretern der Kleinkatzen wesentlich enger verwandt als mit den Großkatzen.

Mag ja sein, dass in seinem Fall der Name seiner Unterfamilie, der Kleinkatzen, unglücklich gewählt ist, aber tendenziell passt er schon, die meisten Kleinkatzen sind halt kleiner als die meisten Großkatzen.

Gelegentlich gibt es das einfach, dass ein Name vergeben wurde, der im Einzelfall zu einer Art nicht wirklich passt. Unser häufigster Vertreter der Hirschartigen, das Reh, lebt von Natur aus zwar nur hier bei uns in Europa, zählt aber zu folgender Gattungsgruppe:

https://brockhaus.de/ecs/enzy/article/neuwelthirsche

Dort leben eben die meisten seiner engeren Verwandten.

Es geht nicht um die Körpergröße, sondern um die Verwandtschaftsverhältnisse der Katzenarten untereinander:

Die Einteilung der Katzen in die Unterfamilien der Großkatzen und Kleinkatzen beruht nicht auf der Körpergröße, sondern auf den Verwandtschaftsverhältnissen.
Ein Unterscheidungsmerkmal zwischen Großkatzen und Kleinkatzen ist der Bau des Zungenbeins. Keine Art der Kleinkatzen kann brüllen, aber einige Arten der Großkatzen (jedoch nicht alle). Kleinkatzen können miauen, Großkatzen nicht. Alle Katzen können schnurren – die Großkatzen jedoch nur beim Ausatmen, die Kleinkatzen beim Einatmen und beim Ausatmen.
Die schlitzartige Verengung der Pupillen der Augen ist nur bei Kleinkatzenarten zu beobachten, Großkatzen haben grundsätzlich runde Pupillen.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Kleinkatzen

Woher ich das weiß:Recherche