Warum wird Mercedes wegen 4-Zylinder AMG so gehated?

4 Antworten

Von Experte rotesand bestätigt
Warum wird Mercedes wegen 4-Zylinder AMG so gehated?

Ich arbeite in einer Autovermietung. Neulich stand ein solches Fahrzeug hier, es war eine C - Klasse als W206 AMG mit 2,0 - Liter - Vierzylindermotor. Gestartet, und ein lautes, "furzend" klingendes Auspuffgeräusch vernommen, welches einer ollen, vierzylindrigen Gurke mit weit vorne weggegammeltem Auspuff extrem ähnelt. In den Fahrzeugschein geschaut, und dort ein Leergewicht von sagenhaften 2190 kg gesehen - für ein Fahrzeug der Mittelklasse! Zum Vergleich: Eine C - Klasse als W204 AMG mit 6,2 - Liter - V8 liegt bei 1810 kg. Auch nicht wenig, aber immerhin fast 400 kg leichter. Und dessen Motor klingt warm, grollend, bassig, exklusiv und wohlig bedrohlich, Gänsehaut über den Rücken jagend. Ein Fest für die Sinne.

Noch Fragen?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Weil das nur noch hochgezüchteter Schrott ist der schneller im Arsch ist. Selbst wenn ich das Geld hätte, würde ich mir diesen Müll nicht kaufen.

Die objektiven Gründe hat checkpointarea schon hinreichend und zutreffend erwähnt: Ein AMG ist nichts Besonderes mehr, auch das Design bei Mercedes wirkt bei aktuellen Modellen billig, beliebig und unseriös. Ich habe neulich eine ganz neue E-Klasse gesehen und mir nur gedacht ... da ist von der klassischen Schlichtheit meines W211 nix mehr übrig und ich als klassische Zielgruppe der E-Klasse fühle mich da fast schon veralbert.

Dann erinnere ich an die klassische "AMG-Clan-Zielgruppe" (Stichwort "Achmed und Dilara"), über die man sich gern lustig macht und die immer mal wieder negativ auffällt auch bei der Polizei - Stichwort Poser. Allzu oft ist da ein AMG im Spiel.

https://www.youtube.com/watch?v=HbdogiAOHKg

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
checkpointarea  25.04.2024, 10:40
...auch das Design bei Mercedes wirkt bei aktuellen Modellen billig...

Wohl wahr. Eine längere Strecke war ich am Montag mit einem W206 unterwegs, allerdings war es nicht der AMG, sondern der kleinste Ottomotor namens C180 mit 1,5 Litern Hubraum. Spontan fiel mir die nicht intuitive Bedienung auf, aber auch die Federung und der Geräuschkomfort waren nicht gerade "mercedeslike", eine Zeit lang dachte ich auf der Autobahn, dass ein Fenster einen kleinen Spalt offen war. Und;: Hartplastik, wohin das Auge blickt. Nur obenherum noch gepolstert. Kein Vlies mehr im Handschuhfach, was man dort hineinlegt, scheppert somit. Auch kann das Fach nicht mehr gekühlt werden - insgesamt eine eher magere Vorstellung. Positiv jedoch: Das fast ruckfrei schaltende Automatikgetriebe, welches bei Tacho 100 gerade einmal rund 1300 U/min. "erzeugte". So wenig hatte früher nicht mal der V12 Biturbo im S600. Minimalverbrauch: 4,7 Liter/100 km bei 100km/h, senationell für einen Ottomotor in einem 1,6-1,7 - Tonnen - Fahrzeug. Auch wunderbar: Das nahtlose Startverhalten dank "Dynastarter". Trotzdem fiele mir für das viele Geld spontan Besseres ein.

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rotesand  25.04.2024, 10:46
@checkpointarea

Glaube ich; mir hat schon der W204 nicht mehr gefallen und die ersten Exemplare, die ich Anfang 2007 sah fand ich nicht überzeugend. Mir war damals schon klar, dass der nie gekauft wird und den W202 habe ich dann auch gegen einen W211 ersetzt, weil ein W204 noch heute nicht in Betracht kommt. W203 kann man nur mit M111 EVO Motor (bis 2002) kaufen, aber das sind dann die Roster - selbst die schönen Rentnerauto mit 80.000 auf der Uhr sind meist stark angeknabbert und wenn nicht, sind sie es nach einem Winter.

Wenn mein W211 noch einige Jahre hält, ist das gut, doch weiß ich nicht, was ich dann mache. Verkaufen ist aktuell vom Tisch, dafür ist er zu gut und man kriegt zu wenig dafür gemessen an dem, was auch der Vorbesitzer gemacht hat - ich könnte mir ggf. vorstellen, wieder einen 211er (von 2008/09, einen der Letzten) zu kaufen oder auf eine andere Marke zu gehen, etwa auf einen Mondeo, Superb oder Mazda 6 oder eine Passat Limousine. Mal sehen!

Mercedes ist seit dem W204 nicht mehr das, was es war. Gut fahren tut auch der 204er, aber er ist mir innen und außen zu billig gestaltet, wobei der 204er vor der Modellpflege besser verarbeitet war als der danach, obwohl alle das Gegenteil behaupten und sich von Plastik-Chrom beeinflussen lassen. Allein das Handschuhfach und die Radiosysteme sind ein himmelweiter Unterschied auch in der Bedienung. Der W204 war für mich der Japaner aus Stuttgart; ich habe nach der Probefahrt dem Verkäufer gesagt, dass er mir nicht gefällt und ich da gleich einen Kia Magentis oder so was kaufen kann, der kostet die Hälfte und ist nicht mal wirklich schlechter. Er hat zunächst ein langes Gesicht gezogen, aber verstanden hat er mich am Ende schon.

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checkpointarea  25.04.2024, 10:51
@rotesand

Der W203 soll angeblich nach der Modellpflege ("Mopf") deutlich weniger rosten. Ob es stimmt, weiß ich nicht, aber wenn ich einen stark knusprigen 203er sehe, ist es tatsächlich meist kein Mopf.

Die Billigschiene zieht sich bei Mercedes bis hin zur S - Klasse - von 2003 bis 2006 war ich bei Siemens VDO tätig, welche die Comandsysteme für den W220 fertigten (die mit dem beweglichen Bildschirm, MOPF - Modelle). Die wackeligen, teils arg rauh laufenden Drehregler aus billigstem Kunststoff fand ich grenzwertig, kein Vergleich zum sich geschmeidig drehenden, bombenfesten Kleinod, welches man zum Beispiel bei Audi im A8 findet.

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rotesand  25.04.2024, 10:56
@checkpointarea

Der kann da immer noch rosten, aber es stimmt, so schlimm ist es nicht mehr. Deutlich besser ist in beiden Fällen ein W202 aus dem Werk in Bremen - mein 1997er war noch 2022 weitestgehend rostfrei trotz 287.000 Kilometern, der sah deutlich besser aus als viele "Rentnerautos" und war nie (!) nachlackiert oder entrostet worden, ich hatte ja die ganze Akte seit 1997 und auch Einsicht in Rückrufe und Ähnliches.

Audi war Anfang der 2000er tatsächlich erheblich besser als Mercedes, auch die gummierten Klimaregler etwa am W203 sind Mist. Der W211 hat vieles besser gemacht, leider versagte dort dann SBC (der peinliche Rückruf war ein Klassiker; meiner war schon nach einem guten Jahr bei Mercedes einbestellt worden und 2019 war die Einheit dann wieder erneuert worden).

BMW war um 2000 herum ziemlich gut, hat aber nach etwa 2004/05 (nach dem Auslaufen des E46) stark abgebaut.

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checkpointarea  25.04.2024, 14:53
@rotesand

Der W202 aus dem Bremer Werk war besser? Ist das eine Meinung oder eine Tatsache? Und wo wurde er noch gebaut?

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rotesand  25.04.2024, 14:58
@checkpointarea

Der war von der Lackqualität her erheblich besser, Bremen hat viel später auf Wasserbasislack umgestellt. Auch beim 190er war das so zu beobachten - und vor allem beim W202 T-Modell, das nur in Bremen gebaut wurde. Inzwischen sind die Kisten so alt, dass sie von allein rosten, aber man hatte um 2016 durchaus noch die Chance, einen allenfalls mäßig gepflegten und dennoch weitestgehend oder sogar komplett rostfreien W202 als Limousine oder T-Modell zu finden, wenn man einen aus dem Werk Bremen bekam.

Ich habe damals großen Wert auf ein in Bremen produziertes Fahrzeug gelegt und wurde nicht enttäuscht. Habe über die Jahre viele Bremer W202 gesehen, die auch im teilweise nachlässigen Pflegezustand blechmäßig besser waren als ein W202 aus Sindelfingen, der eventuell besser gepflegt wurde.

Die C-Klassen aus Sindelfingen waren deutlich schlechter, was am Wasserbasislack lag - spätestens ab 1995 gab es hier Rostprobleme ohne Ende. In Rastatt wurde der W202 meines Wissens nicht gebaut, aber die 124er und 190er aus Rastatt waren wegen des Wasserlacks schon 1992 vom Start weg schlechter lackiert und konserviert wie die 124er und 190er aus Bremen (ehemaliges Borgward-Werk).

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checkpointarea  25.04.2024, 15:13
@rotesand

Aha, interessant. Ich hätte ja gemeint, dass Mercedes gerade zu dieser Zeit einen überall gleich hohen Qualitatsstandard hätte. Kaum auszudenken, wie dann ein in Afrika produzierter W205 abschneidet.

Konnte man den Unterschied bzgl. der Lackqualität auch im Neuzustand sehen?

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rotesand  25.04.2024, 15:18
@checkpointarea

Ich hatte zumindest mal die Ehre, zwei zehn Jahre alte imperialrote W202 aus dem selben Baujahr zu sehen, die identisch gepflegt und gefahren wurden mit jeweils etwa 100.000 Kilometern, beide von Rentnern. Der Bremer glänzte noch wie neu, der Sindelfinger hatte zumindest beginnend abblätternden Klarlack auf den Stoßfängern und auf der Heckklappe. Kann aber auch Zufall sein. Ich kannte beide Autos und beide Besitzer, die Autos standen nebeneinander.

Generell waren die Metallic-Lacke beim W202 erheblich besser, ich hatte damals bewusst einen mit Metallic-Lack bevorzugt, obwohl mir z.B. Imperialrot besser gefallen hätte als Turmalingrün-Metallic, das ich dann hatte.

Ich hatte auch mal einen frühen Bremer W202 in Hellelfenbein (der aber nie als Taxi lief, war sogar ein Elegance mit Chrom hier und da ... sah interessant aus) als Winterauto, der war nicht ausgeblichen und auch nicht übel verrostet, aber speziell rund um die vorderen Türgriffe verkratzt - der hatte Gebrauchsspuren, die mein Grüner so nicht hatte - dessen Lack war sehr kratzfest.

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Grundsätzlich, weil deutlich weniger Hubraum und Hälfte der Zylinder WIE FRÜHER.

Im Gegensatz zu den ganzen JDM Sportwagen gibts nun eben kein Alleinstellungsmerkmal mehr.

Woher ich das weiß:Hobby