Warum wird die Linke nicht als Populistisch gezählt?

5 Antworten

die Linke ist sicherlich in Teilen populistisch.

Die AfD hingegen ist komplett populistisch und teilweise sogar extremistisch. Zudem ist die AfD rechtspopulistisch. Jetzt mag man denken oder sagen "ist doch egal welche Seite, Populismus ist Populismus", nur leider hat sich Rechtspopulismus durch die Akteure, die darin einzuordnen sind, als eine grundsätzlich anti-demokratische Haltung ausgezeichnet. Denn: was Rechtspopulismus auszeichnet ist einerseits eine anti-Eliten Haltung. Die haben die Linkspopulisten jedoch genauso. Bei den Linken geht es in der Regel gegen wirtschaftliche Eliten, bei den Rechten um politische Eliten (wobei, wenn man sich die Feindbilder der AfD anschaut, kann man auch wissenschaftliche Eliten dazuzählen). Beim Rechtspopulismus kommt aber noch ein Punkt dazu, der ihn eben gefährlich für die Demokratie macht: die anti-Vielfalt Haltung. Rechtspopulisten haben ein ganz klares Bild eines idealen Menschen im Kopf und machen immer wieder deutlich, dass sie wenig Toleranz gegenüber anderen Menschen aufbringen. Der ideale Mensch für Rechtspopulisten ist: "bio", also im Land geboren, möglichst seit vielen Generationen (sodass man im Prinzip keine ausländische Herkunft interpretieren kann), heterosexuell, familienorientiert (sprich: Kinderwunsch), klassische Geschlechterrollen werden begünstigt (Frau bleibt daheim, Mann arbeitet und versorgt die Familie), konservativ und traditionell. Schaut man sich an, wie Rechtspopulisten über Minderheiten sprechen (Gender, Sexualität, Herkunft, Religion, all das sind typische Ausgrenzungsmerkmale) merkt man schnell: die finden diese Minderheiten nicht so toll.

Vielfalt ist jedoch der Grundpfeiler von einer funktionierenden Demokratie. Denn: man braucht nicht die Möglichkeit, wählen zu gehen und verschiedene Interessensvertreter:innen in den Parlamenten zu haben, wenn sowieso alle das gleiche wollen. Und da ist eben das Paradoxon, denn Parteien wie die AfD wollen, dass alle das gleiche wollen. Andere Parteien versuchen zwar auch, die meisten Stimmen für sich zu mobilisieren, aber sie erkennen die Notwendigkeit anderer Parteien und Meinungen an. Das tut die AfD nicht. Das merkt man beispielsweise, wenn immer wieder davon gesprochen wird, sie sei die "einzig wahre Volkspartei" und alle, die sie noch nicht wählen seien noch "schlafende Schafe" (beides kam schon diverse Male wörtlich so). Da liegen gefährliche Grundgedanken dahinter:

  1. Es gibt einen geeinten Volkswillen und entsprechend eine Volkspartei. Allein das spricht ja schon gegen vielfältige, heterogene Individuen. Der Glaube, es gäbe es einen Willen der für das gesamte Volk gut ist. Wie soll denn die gleiche Politik für eine alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, die 3 Jobs hat gut sein wie für den Daimler-Chef, dessen Frau zuhause putzt und aufräumt, kocht, auf die 3 Kinder aufpasst während er hunderte Tausend Euro nach Hause bringt?
  2. Alle, die nicht die AfD unterstützen müssten noch aufwachen. Das spricht Menschen komplett ab, dass sie ihre eigenen Interessen, Werte, Ideale, Meinungen usw. haben und bedient genaugenommen Verschwörungstheorien von manipulativen Kräften, die ja vermeintlich verhindern wollen, dass die "einzig wahre Volkspartei" regiert.

Das Rechtspopulisten zudem NICHT für das gesamte Volk eintreten, sondern nur für diejenigen, die sie wählen (und nicht einmal für die. Die AfD wird überwiegend von Menschen gewählt, denen ihr Programm finanziell schaden würde. Die AfD ist programmatisch eine Partei für Überreiche), zeigen unzählige Beispiele. Donald Trump, der Menschen, die sich nicht im binären Geschlechtermodell identifizieren können, ihre Selbstbestimmung abzusprechen. Frauen zu verbieten, Abtreibungen vornehmen zu lassen und damit über ihren eigenen Körper zu bestimmen. Linke Medien zensieren, politische Gegner aus Institutionen entlassen, und und und...

Oder auch Viktor Orban, der Kulturgeld daran knüpft, ob man regime-treue Kunstangebote macht. Macht man hingegen regime-kritische Kunst, bekommt man sämtliche staatliche Förderung entzogen. Das sind - falls du in Geschichte aufgepasst hast - typische Mechanismen, die Diktaturen verwenden, um jegliches Andersdenken zu unterbinden. Orban beispielsweise sammelt um sich herum regime-treue Menschen, mit denen er etwa 95% aller Medienangebote in Ungarn unter Kontrolle hat. Erinnert dich das nicht auch ein wenig an Putin?

Ich hoffe, ich konnte dir verständlich aufzeigen, warum Rechtspopulismus als anti-demokratisch eingestuft wird.

Ob Populismus generell gefährlich oder sogar eine Chance ist, darüber herrscht in der Wissenschaft ein Streit.

Von wem? Natürlich kann man die Linke als populistisch einordnen und sie nutzt natürlich die Sorgen vieler Leute, um damit Politik zu machen. Aber dafür gibt es keine einheitliche Wertung.

Die bsw ist klar Populistisch!?


Charalambos  15.02.2025, 19:15

Ja. Aber dafür nicht links. Das BSW ist eine krude Mischung aus (bei den Linken geklauten) sozialpolitischen Forderungen, gemixt mit einer Art "das Boot ist voll"-Rhetorik und AfD-light-Positionen. Garniert mit einer "Friedenspolitik" die bei Lichte betrachtet weniger mit Frieden zu tun hat, als mit einem großen Verständnis für russischen Imperialismus.

Naja nicht so ganz.

Die Linke kann z.B. ihr ganzes Parteiprogramm nachweislich gegenfinanzieren, das kann z.B. die AfD nie und nimmer.

Manche Slogans (XY enteignen!!!) sind aber schon populistisch, weils nicht möglich ist bei der aktuellen Gesetzeslage - und es soll nur Stimmung machen.

Die linksversifften Medien, allen voran der öffentlich-rechtliche Rundfunk, sorgen durch einseitige und verzerrte Berichterstattung dafür, daß Rechte als "undemokratisch" oder "faschistisch", Linke hingegen als "demokratisch" und "verfassungstreu" gewertet werden.