Warum werden Linke oder Leute, die sich als Antifa verstehen öfter als Faschisten bezeichnet?
Manche sagen sogar der Faschismus war schon immer links.
Wie lässt sich diese Behauptung halten?
3 Antworten
Das ist natürlich in sich völliger Quatsch. Faschismus baut auf einem Personenkult auf, der insbesondere gemäßigten Linken schon einmal völlig fremd ist. Mit ganz viel Fantasie könnte man den Personenkult zwar auch bei radikalen Linken finden, denn die "Vordenker" u.ä. haben durchaus einen gewissen Personenkult um sich herum.
Weitere Merkmale des Faschismus sind allerdings insbesondere auch Anti-Liberalismus und Anti-Kommunismus, was konsequent gegensätzlich zu gemäßigten oder auch radikalem linken Gedankengut stellt.
Zum Teil 1 deiner Warum-Frage, also nach der Antifa: Hier gibt es ein Begriffsproblem, an dem allerdings sowohl Linksradikale als auch Rechtsradikale Schuld tragen. So haben Linksradikale ihre Straftaten (Geschäfte anzünden, Straßenschlachten mit Polizei u.ä.) seit vielen Jahren mit dem Banner des Antifa-Gedankens geschmückt. Rechtsradikale haben das befeuert, indem sie quasi von Tag 1 an jeden Antifaschisten direkt mit diesen linksradikalen Straftätern gleichgesetzt haben. Der Begriff ist somit verbrannt und hat einen Bedeutungswandel hinter sich. Wie auch immer: Heutzutage wird man von eigentlich fast allen direkt in die radikale Schublade gesteckt, obwohl das im Grunde erst mal keinen Sinn ergibt. Ist halt so...
Teil 2 deiner Warum-Frage, wieso man überhaupt solche Schubladen aufmacht und wieso man auch den Begriff des Faschismus völlig falsch belegt: Das ist ein gerne genommenes Muster bei den Rechtsradikalen. Aber auch andere radikale Gruppen machen so etwas gerne. Das erinnert stark an Sekten. Man will:
A) spalten und ausgrenzen. Denn so schafft man eine verschworene Gemeinschaft innerhalb der eigenen Gruppe und gleichzeitig ein Feindbild. Die Kluft dazwischen wird vergrößert, bis sie so groß ist, dass der Ausstieg aus der eigenen Gruppe quasi unmöglich wird.
B) eine eigene deutsche Sprache erschaffen bzw. eigene Begriffsdefinitionen. Ziel ist es, auch Sachdiskussionen quasi unmöglich zu machen. Man arbeitet sich gar nicht mehr an Inhalten ab, sondern streitet nur noch darüber, wer wen beleidigt usw. Du findest diesen Mechanismus auch an anderer Stelle sofort wieder. Der Satz "Ich bin für Meinungsfreiheit" wird dir sofort von ganz vielen unterzeichnet. Auch von den vielen Rechtsextremisten. Keiner sagt offen "Nein, es darf nur eine Meinung geben und die muss vom Führer diktiert werden." Das Dumme ist aber: Am rechtsradikalen Rand versteht man etwas total gegensätzliches, nämlich ein "Wenn wir eine Meinung haben, dürfen wir die überall erzählen und alle haben die Klappe zu halten, denn jede Kritik ist ja ein Angriff und ein Behindern unserer Meinungsfreiheit".
C) Die offene Diskussionskultur gegen sich selbst richten. Am rechtsradikalen Rand gibt es keine offene Diskussionskultur. Die wird dort massiv unterdrückt. Sieht man immer wieder, wie massiv dort Leute rausgemobbt werden, die auch nur den Hauch einer eigenen Meinung zeigen.
Doch wie wendet sich die Diskussionskultur gegen sich selbst? Es geht unglaublich viel Energie verloren, wenn man erst mal diskutiert, was Faschismus überhaupt ist und wenn man diskutiert, ob irgendwo vielleicht am linken Rand doch irgendeine Spur von Faschismus vorhanden sein könnte. Wenn dann vielleicht doch irgendwas gefunden wird (Beispiel von oben, also der Personenkult) oder wenn Radikale wie BSW auch einen Hauch von Antiliberalem und autoritären Gehabe zeigen, kommen die Rechtsradikalen sofort und sagen "Siehste, haben wir ja gesagt. Alle Linken sind so". Schon hat man die nächste energieraubende Diskussion, nämlich die Frage, ob das allen Linken gemein ist und ob Linksradikale sich von gemäßigten Linken unterscheiden. Es gibt viele weitere Schritte, wie beispielsweise ein "Aber schau dir Einzelfall X an... Sind alle so..."
Ziel ist hier, die Diskussion abzulenken. Man diskutiert nicht mehr über die Rechtsradikalen, die sich auch immer weiter radikalisieren und dem Faschismus u.ä. annähern, sondern diskutiert nur noch in sich selbst über völlig falsche Dinge und mit völlig falschen Mitteln. Der eigentliche Grundgedanke, sich also dem Faschismus zu erwehren, der tritt völlig in den Hintergrund und wird damit extrem geschwächt.
Weil Faschismus als politischer Kampfbegriff für alles was schlecht ist benutzt wird um zum einen die Linken die die echten Faschisten bennen durch den inflationären gebrauch des Begriffs zu diskreditieren und um sie als Böse zu difamieren. Politikwissenschaftlich ergibt das Wort linksfaschismus keinen sinn weil Faschismus die Vorbildsideologie des Rechtsextremismus ist genau so wie Stalinismus die des Linksextremismus.
Die Gleichsetzung von Linken oder Antifa-Anhängern mit Faschisten ist meist das Ergebnis politischer Rhetorik. In der heutigen politischen Debatte wird der Begriff "Faschismus" oft als Kampfbegriff verwendet. Personen, die sich gegen extrem rechte Ideologien oder Gewalt aussprechen, können von politischen Gegnern als "Faschisten" bezeichnet werden, um ihre Position zu diskreditieren. Dies ist oft eine Übertreibung, die darauf abzielt, eine bestimmte Agenda zu fördern oder zu verteidigen.
Die Idee, dass Faschismus links ist, wird oft von extremen Rechten vertreten, um eine Verbindung zwischen sozialistischen Ideen und autoritären Regimes herzustellen. Diese Argumentation ignoriert jedoch die fundamentalen Unterschiede zwischen Faschismus und sozialistischen oder kommunistischen Ideologien. Während beide Ideologien in bestimmten Aspekten autoritäre Züge aufweisen können, liegt der Hauptunterschied in der Ideologie selbst: Faschismus betont Nationalismus und oft Rassismus, während Sozialismus und Kommunismus auf soziale Gleichheit abzielen.
LG aus Tel Aviv
Klingt ziemlich ChatGPT like.
Der Punkt ist auch ein ganz anderer. Faschismus ist rein von der Wortdefinition her rechts und jeder Demokrat ipso facto ein Antifaschist.
nach dem Führerprinzip organisierte, nationalistische, antidemokratische, rechtsradikale Bewegung, Ideologie
Wie schreibt man „Faschismus“? ▶ Rechtschreibung | Duden
Wer Faschist für linke Personengruppen verwendet, hat Defizite mit der deutschen Sprache. Es ergibt keinen logischen Sinn einen Antifaschisten als Faschist zu bezeichnen. Das ist so sinnvoll wie Wasser anstelle von nass als trocken zu beschreiben.