Warum sehe ich keine Fortschritte bei Calisthenics?

2 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Auf jeden Fall Respekt für dein Durchhaltevermögen und was du schon geleistet hast. Hast dir ein tolles, gesundes und sinnvolles Hobby ausgesucht, denn die Kraft, Beweglichkeit und Körperbeherrschung, die du jetzt aufbaust, hilft dir ein Leben lang und kann dir auch die Tore in andere Sportarten öffnen, wenn gerade wenn du z.B. irgendwann mal z.B. Klettern für dich entdeckst oder bei Ninja Warrior teilnehmen willst.

Ich habe deine Daten mal durch einen BMI-Rechner gejagt und der kommt zu dem Schluss: Normalgewicht und das mittendrin. Jetzt ist der BMI natürlich immer nur begrenzt sinnvoll nutzbar (Arnold Schwarzenegger wäre nach BMI fettleibig), aber die Tatsache, dass du sagst, du hättest einen sichtbaren Sixpack - das heißt, du hast einen brutal-niedrigen Körperfettanteil - und das mittendrin im Normalgewicht, wo Andere keinen sichtbaren Sixpack haben, heißt wohl: Da ist schon gut was an Muckis da.

Was die optische Wahrnehmung angeht: Man selbst sieht sich ja mehrmals am Tag im Spiegel. Das macht es besonders schwer, Veränderungen wahrzunehmen, weil du dich mit jeder kleinen Veränderung siehst und diese sich direkt normalisiert. Wer dich häufig sieht, wird ein bisschen was sehen, und wer dich längere Zeit nicht gesehen hat, wird vermutlich vor Staunen vom Stuhl kippen. Was du machen kannst: Filme deine Trainings (nicht für Social Media, sondern für dich - um deine Technik zu beurteilen und Fehler nachzubessern, und um deine Fortschritte zu tracken) und wenn du körperliche Veränderungen sehen willst, mache einmal die Woche ein Foto unter immer gleichen Bedingungen (gleiches Licht, gleicher Kamerawinkel, gleiche Pose, gleiches Alles).

Was das Muskelvolumen angeht, musst du zwei Dinge berücksichtigen. Erstens betreibst du Calisthenics, was große Verbundübungen beinhaltet. Diese generieren weniger Muskelvolumen, sondern mehr Muskeldichte, heißt relativ kleine Muskeln, die aber enorm leistungsstark sind. Das könntest du z.B. durch Ringtraining (also Turnringe) mit ein paar Körpergewichts-Isolationsübungen verbinden. Ergänzt sich sehr gut. Heißt erst die Skills, dann die Isolation mit den Ringen. So hast du das Beste aus beiden Welten. Das Andere kann auch sein: Du baust weniger schnell auf, Stichwort ektomorpher Körpertyp (guck mal hier - ignorier die Supplement-Empfehlungen, Supplemente sind optional und nicht zwingend erforderlich, auch für Ektomorphe, und es gibt bessere Preis-Leistungs-Verhältnisse, als bei ESN, aber die drei Körpertypen sind sehr gut erklärt: Verschiedene Körpertypen ➡️ Ektomorph, Mesomorph & Endomorph – ESN)

Aber das ist alles nicht weiter tragisch. Du steigerst dich ja, verbesserst und erweiterst deine Skills - das heißt auch, dass du stärker wirst, und das ist wichtiger, als voluminös. Wenn dich mal irgendwann ein aufgepumpter Typ als Lauch bezeichnen sollte, mach einen Handstand oder (wenn du sie bis dahin kannst) am nächsten Straßenschild die Human Flag und sag "nachmachen" - denn pure Muskeln, die nie Zusammenarbeiten gelernt haben, können das nicht, egal, wie dick sie sind. Aber ich glaube, der klassische "Lauch" bist du auch nicht, halt nur kein Bodybuilder.

Was deinen Trainingsplan angeht: Du machst Fortschritte, also ist er vermutlich nicht falsch. Es kann aber sein, dass deine Regenerationspausen zu kurz sind. Und dann baut man langsamer auf, als mit mehr Regeneration und entsprechend weniger Training. Normalerweise ist Push-Pull-Leg ideal, weil die Muskeln dadurch genug Ruhepause haben, während du die Anderen trainierst. Wenn das mit dem Ektomorph (kannst pumpen wie ein Weltmeister und dabei fressen, wie ein Scheunendrescher, aber weder Muskeln noch Fett werden sichtbar mehr) stimmt, dieser Typ braucht etwas längere Ruhepausen. Hast du, wenn du ins nächste Training gehst, noch Muskelkater vom vorherigen auf der gleichen Muskelgruppe? Dann war die Pause zu kurz.


Turteltaube653 
Beitragsersteller
 25.04.2025, 19:53

Du scheinst ja echt viel zu wissen, was das thema angeht!

Ich werde mal darauf achten wie sich mein Körper mit der Zeit verändert, indem ich Fotos und videos mache👍

Den Artikel hab ich mir mal angeguckt, vermutlich bin ich wirklich ein Ektomorph, zumindest passt das was dort steht.

Was die Regeneration angeht, sollte ich erstmal mehr schlafen, glaube ich.

Und klettern mache ich zwar sehr gerne, allerdings wollen meine Eltern nicht noch extra Geld fürs boldern oder ähnliches ausgeben, da wir generell nicht soviel Geld haben. (Allerdings bin ich viel draußen und klettere dort oft auf Bäume oder Felsen, sobald ich welche sehe😅)

Vielen vielen Dank auf jeden Fall!

Erstmal: Richtig stark, was du da machst. Mit zwölf schon zwei Jahre Calisthenics hinter dir zu haben und inzwischen auch Skills wie den Handstand zu trainieren, zeigt, wie diszipliniert du bist. Dass du den Handstand schon fünf Sekunden halten kannst, ist echt kein „nur“ – das ist super und ein riesiger Fortschritt, auf den du stolz sein kannst.

Dass du optisch nicht so viel Veränderung siehst, ist total normal. Wenn man sich jeden Tag im Spiegel sieht, fällt einem der Fortschritt einfach nicht so auf. Das ist ähnlich wie beim Zeichnen oder wenn man eine neue Sprache lernt – man entwickelt sich konstant, aber der Fortschritt wirkt irgendwann weniger deutlich. Wenn dein bester Freund dir regelmäßig sagt, dass du ziemlich trainiert aussiehst und du sogar Muskeln hast, die für dein Alter eher ungewöhnlich sind, dann ist das ein sehr gutes Zeichen. Außenstehende merken Veränderungen oft viel schneller als man selbst. Vielleicht hilft es dir, mal ein paar alte Fotos mit neuen zu vergleichen – du wirst sicher überrascht sein, wie viel sich getan hat.

Was dein Training angeht, klingt das alles ziemlich durchdacht. Du hast einen guten Push/Pull/Legs-Plan und trainierst sechs Tage die Woche. Wenn du dich nicht müde oder ausgelaugt fühlst und du merkst, dass du bei den Übungen stärker wirst und neue Skills lernst, dann läuft dein Training definitiv richtig. Manchmal denkt man, man müsste noch mehr tun, aber dabei ist es eher so, dass der Fortschritt einfach Geduld braucht – gerade wenn man ihn optisch sehen will.

Wenn du das Gefühl hast, du isst viel, aber trotzdem nicht zunimmst, ist das mit zwölf auch ganz normal. Dein Körper ist im Wachstum, dein Stoffwechsel wahrscheinlich ziemlich schnell, und viele Jungs in deinem Alter nehmen eher in die Länge zu als in die Breite. Gerade wenn du einen niedrigen Körperfettanteil hast und trotzdem Kraft aufbaust, ist alles völlig im grünen Bereich. Solange du dich fit fühlst, genug Energie hast und nicht ständig müde bist, ist dein Gewicht auch absolut okay. 45 bis 46 Kilo bei einer Körpergröße von 1,61 m ist für dein Alter und deine sportliche Aktivität komplett im Rahmen, vor allem bei niedrigem Körperfettanteil.

Insgesamt machst du wirklich alles richtig: Du trainierst smart, du entwickelst Skills, du achtest auf deinen Körper und du bleibst dran. Dass du selbst deinen Fortschritt nicht so deutlich siehst, ist völlig normal – du entwickelst dich gerade, du wirst stärker, und das ist das Wichtigste. Wenn du dranbleibst, wird sich auch optisch noch einiges tun, vor allem in den nächsten Jahren.

Bleib so motiviert wie du bist – du bist auf einem richtig guten Weg!

LG Dennis

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Turteltaube653 
Beitragsersteller
 25.04.2025, 00:05

Danke, sehr gute Antwort, ich bleib dran und LG zurück!