Warum schlug meine Mutter mich?

3 Antworten

Manche Menschen verhärten innerlich, wenn sie unter schlechten Bedingungen aufwachsen. Das ist offenbar bei deiner Mutter der Fall gewesen.
Sie hat zu leiden gehabt und mit ihrem Schmerz hat sich sehr viel Wut entwickelt im Laufe der Zeit, die sie dann - dem (schlechten) 'Vorbild' ihrer Mutter entsprechend an dir ausgelassen hat.
Eine solche Entwicklung ist nicht selten, aber es kann auch - wie bei dir - eine andere Entwicklung möglich sein. Dass man sich zum Beispiel 'schwört', es später auf jeden Fall anders machen zu wollen!
Es freut mich, dass du dir ein 'fühlendes Herz' hast bewahren können!

Hallo,

Ja, zuerst muss ich natürlich feststellen, dass es niemals gut ist, ein Kind zu schlagen. Leider war das früher sowieso "so gut wie üblich", und heute ist man sich (zumindest in unserer Kultur und in glaubwürdigen Studien, wie ich sagen würde) darüber einig, dass dies niemals ein Weg sein kann für eine gute Erziehung und dass dies ziemlich einen Vertrauensaufbau des Kindes zu den Eltern beeinträchtigt. Oft diesen sogar verhindert.

Und mich erinnert es auch ziemlich an meine Kindheit (Anm: diese war in den 70ern). Mein Vater, eigentlich ein liebevoller Mensch, der sich immer mit seinen Kindern, also meinem jüngeren Bruder und mir, sehr viel beschäftigt hat , mehr sogar als die meisten Väter in der damaligen Zeit, tat dies relativ oft, und zwar dann, wenn es ihm zuviel wurde. Wenn wir uns seiner Meinung nach falsch verhielten, oder "frech" waren, also etwas sagten, was Kinder nie sagen dürften punkto Ausdrücken, die als Schimpfwörter gewertet wurden. Oder wir ihn vermeintlich angelogen hätten usw. Oder als er einmal der Meinung war, dass unser Zimmer viel zu unordentlich war und wir obendrein noch zu laut waren beim Spielen, explodierte er einmal. Meine Mutter tat es so gut wie nie. Sie hatte selbst aber in ihrer Kindheit mit ihrem Vater schlechte Erfahrungen gesammelt, da er auch sehr streng war. Sie glaubte aber, dass es für meinen Vater mit dem Schlagen (bzw Ohrfeigen, wie es immer genannt wurde) o.k. war, weil man in den 70ern dies noch als gängige Erziehungsmethode wertete, und eine Frau einem Mann eben damals noch eher wenig dreinreden sollte, wenn es ernst wurde.

Und nun kommt möglicherweise etwas, was mit deiner Frage zu tun haben könnte:

Mein Vater war schnell zornig, und Minuten später wieder ganz sanft und emotional. Man kann eigentlich sagen, er war eine gespaltene Persönlichkeit. Und: Er war stets überzeugt davon, dass dies mit den Schlägen "sein musste", wegen seiner Verantwortung die Erziehung betreffend. Das man sich gewisse Dinge als Kind "nur auf diese Weise merkte". Wahrscheinlich waren (und sind glaube ich auch noch heute) viele Eltern der Meinung, dass dies sogar mit Liebe den Kindern gegenüber zu tun hat, "weil es gut für sie sein könnte". Oder Eltern sind sich gar nicht darüber bewußt, was sie hier eigentlich für einen Schaden anrichten, und handeln eigentlich aus Kurzschluß, und sagen dann , "es war notwendig". Soweit habe ich das auch noch nicht durchblickt. Auf mich hatte es glaube ich keine großartigen Auswirkungen. Möglicherweise aber traute ich mich deshalb dadurch nicht so schnell meine Meinung zu gewissen Dingen sagen, da ich insgeheim "Angst" hatte, dass dies böse Konsequenzen haben könnte. Ich baute mir das dann erst langsam auf. Aber über das Leben nachzudenken, dies hat es möglicherseise sogar gefördert.

Ich jedenfalls habe es als Kind nie verstanden und war teilweise ziemlich rebellisch meinem Vater gegnüber. Aber eher im Stillen. Ich verschloss mich ihm gegenüber ziemlich und redete über tiefsinnige Sachen eher nur mit meiner Mutter.

Kurze Zeit später (um 1980 herum) gab es dann schon eine Kampagne punkto Erziehung "Liebe statt Hiebe", also gewaltfreie Erziehung der Kinder. Dies fand mein Vater (was ich mich erinnern konnte) noch eigenartig. Wahrscheinlich weil er sich nicht vorstellen konnte, dass man Kinder auch anders erziehen konnte ?

Spätestens in den 90ern war dies ziemlich offiziell, mit der gewaltfreien Erziehung. Meine Frau und ich haben eine Tochter (heute auch schon erwachsen), und diese wurde von uns selbstverständlich niemals geschlagen. Ich hätte das niemals zusammengebracht. Es gab aber auch meiner Meinung nach niemals einen Grund dazu. Sie war stets ein Kind, das ruhig war und sich auch gut mit sich selbst beschäftigen konnte und es war für sie auch wichtig, dass wir mit ihr immer über alles redeten. Aber selbst, wenn es einen Anlass "zum wild werden" gab, war dies niemals eine Option.

Ich kann verstehen, dass du es heute noch gerne erforschen willst, warum du geschlagen worden bist. Du kannst deine Mutter dies ruhig fragen, dass sie es dir zumindest erklären soll, was für einen Sinn sie darin gesehen hat. Ich kann verstehen, dass sie dir als Mutter nicht egal ist. Wenn sie sagt, sie war noch viel zu zimperlich, kann ich das ehrlich gesagt nicht verstehen. Also dass es ihr nicht irgendwie leid tun könnte. Glaubst du, dass es ihr sogar egal ist, keinen Kontakt mit dir zu haben ? Wenn sie allerdings einen wollte, sollte sie schon die Vergangenheit zusammen mit dir konstruktiv bearbeiten, oder sich Mühe geben darin. Das könnte sie dir in diesem Fall ruhig erklären, was sie daran als gute Erziehung gesehen hat. Und sie sollte es schon verstehen, dass man dann als Kind deshalb keinen Kontakt will.

Bei meinem Vater war es so, dass ich ihn eigentlich später als ich erwachsen war, nur wenig darauf angesprochen hatte (aber es später schon schaffte, eine recht normale Sohn-Vater-Beziehung zu ihm zu haben). Meine Mutter war ca 10 Jahre vor ihm verstorben und das machte ihm ziemlich zu schaffen. Als meine Tochter klein war, wäre er als Großvater aber nie auf die Idee gekommen, wenn sie bei ihm war (bzw bei meinen Eltern alleine, was aber selten vorkam), dass er sie schlagen würde, da er es "heutzutage als nicht mehr üblich" ansah, bzw er eben meinte, Erziehung sei die Sache der Eltern. Manchmal konfrontierte ich ihn mit ein paar Geschichten aus unserer Kindheit , und sprach "das mit den Ohrfeigen" an, und er meinte dann immer eher beifällig: "Na ja, damals war das halt so !" Meine Frau hatte auch stets die Meinung über ihn (also über ihren Schwiegervater), dass er wahrscheinlich ziemlich gespalten war, denn einmal regte er sich fürchterlich über Dinge des Alltags auf und dann wieder war er ganz anders und redete total nett und viel, also ein typischer Choleriker. Oft wechselte er die Themen sehr schnell, vielleicht auch ein weiterer Beweis, welch sprunghafter Mensch er war.

Es ist auch die Frage, wie andere Verwandte deine Mutter finden. Hat man da auch Meinungen, dass sie eine eigenartige Persönlichkleit sei, oder gibt es auch Probleme mit anderen Verwandten ? Sofern hier natürlich Kontakt da ist. Dies muss ja nicht sein.

Das waren eben ein paar versuchte Analysen über Personen, die ihre Kinder schlagen bzw dies ab und zu so taten. Wie gesagt, ich verstehe dies bis heute nicht, aber es kommt leider oft genug vor.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Leider ist es so, dass man (viele Menschen) das weiterführt, was man kennt.

Selbst wenn man weiß, wie schlimm es ist, man ist in Mustern gefangen, die man nur schwer alleine durchbrechen kann. Das scheint bei deiner Mutter so zu sein.

Na ja, da sie sagt, du sollst nicht so zimperlich sein, wird sie sich sicher (noch nicht) bei dir entschuldigen.

Warte noch etwas und wenn du wirklich dazu bereit bist, kannst du das Gespräch mit ihr suchen.

Du solltest ganz ruhig und so wenig anklagend wie möglich sagen, dass du eine Erklärung haben möchtest, dass du das hinter dich bringen willst und ihr auch sagen, was das mit dir gemacht hat.

Du wirst ja sehen was dann passiert. Vielleicht schafft es deine Mutter darauf einzugehen und ihr könnt beide etwas damit anfangen.

Wenn sie es nicht tut, musst du leider damit leben. Du kannst dir aber therapeutisch helfen lassen damit dich das nicht das ganze Leben verfolgt.

Alles Liebe für dich.