Warum sagen die deutschen Mohrrübe, wenn Mohr doch rassistisch sein soll?
Mir ist das echt unklar, warum das bei "Mohrrübe" vollkommen legitim sein soll und bei "Mohr im Hemd" pudelt man sich auf, als ob's um die Wurscht geht!
7 Antworten
"Mohrrübe" entstammt wiederum nur dem Wort "Möhre" und hat keine gemeinsame etymologische Herkunft mit "Mohr-" wie in "Mohrenkopf".
Bei Letzterem ist die Assoziation mit Menschen mit dunkler Hautfarbe ohnehin optisch ersichtlich. Und da "Mohr" immer abwertend gegenüber Menschen mit dunkler Hautfarbe gemeint war - und auch noch ist - sollte man auf solche Begriffe aus Respekt verzichten - denke ich.
Ich frage mich außerdem, warum deswegen so eine Sprachpolitik gemacht wird, die ansonsten nur Menschen wie mir, die auf solche Begriffe verzichten möchten, vorgeworfen wird. Auf meine "Sprachpolitik" wird mit einer eigenen Kontra-Sprachpolitik gekontert. Ich halte das für absurd.
"Die Deutschen" (Deutsche als Substantiv schreibt man groß) sagen das nicht, nur Norddeutsche; bei ihnen sagt man auch "Wurzeln". Ansonsten sagen wir Möhren, Karotten oder (in Bayern) gelbe Rüben.
Und die Rassismusdebatte im Zusammenhang mit solchen Wörtern hängt mir nur zum Hals raus, ich kann sie nicht ernst nehmen.
Die Herkunft des Wortes Möhre ist nicht wirklich klar. Es gibt im Deutschen auch die Morchel (ein eßbarer Pilz), und außergermanisch vergleicht sich βράκανα brákana (ein Wildgemüse); wenn alle diese Wörter zusammengehören, könnte man sie auf eine indogermanische Wurzel mr̥kuh₂ zurückführen, aber das wäre mutig, weil es keine Belege im Italischen oder Indo–Ārischen gibt. Im Deutschen ist das Wort seit dem 10. Jhd. belegt.
Innerhalb des Germanischen findet man das Wort im Deutschen und seinen westgermanischen Verwandten; die nordgermanischen Sprachen haben es auch, aber bezeichnen damit eine andere Pflanze (Potentilla erecta).
Im Slavischen gibt es eine ähnliche Bezeichnung für Karotten, z.B. ukraïnisch морква morkva. Lautlich passen die zwei aber nicht ganz zusammen, und es ist möglich, daß sowohl die Slaven als auch die Germanen (und die Griechen) das Wort von irgendwelchen anderen Sprachen aufgeschnappt haben.
Dagegen ist Mohr nach der Selbstbezeichnung der Einwohner von Mauretanien entstanden, vermittelt über das mittelalterlich–lateinische Maurus ‘Mensch aus Mauretanien oder sonstwie Nordafrika’ und seit dem 8. Jhd. im Deutschen belegt.
Du siehst, daß zwischen den beiden Wörtern kaum eine Verbindung besteht. Maurus war ein Vokabel der geographieinteressierten Mönche, Möhre eines der schreibunkundigen Bauern. Selbst wenn Möhre erst im frühen Mittelalter entstanden wäre (wogegen die Verbreitung innerhalb der germanischen Sprachen spricht), warum sollten die Bauern die Pflanze nach fremden Menschen benennen, die sie nie gesehen haben?
Logische Schlussfolgerung: Möhre - unter der Erde - und da ist es dunkel ;)))
Ich kann den Debatten über den Begriff "Mohr" nichts abgewinnen und sehe nicht, dass das gegen Rassismus hilft. Wer sich abfällig über Menschen mit dunkler Hautfarbe äußert, ist ein Rassist. Wer eine Busreise bei der Firma "Mohr" bucht oder in Heidelberg in der "Gaststätte zum Mohren" aß, ist deswegen noch kein Rassist. (Letztere wurde umbenannt in: "Mohr!". Aha.)
Noch weniger kann ich den Debatten über Debatten Begriff "Mohr" abgewinnen.
Mohrrübe ist das einzige Wort das mir in diesem Zusammenhang einfällt, wo man den Begriff nicht mehr verwenden sollte. Der Grund ist aber ein anderer: Wir im Süden sagen Karotte und wollen nicht, dass bei amtlichen Bezeichnungen immer die norddeutschen Begriffe verwendet werden!
So funktioniert Demokratie aber nicht.
Mohrrüben sind Karotten. Der Begriff ist und bleibt korrekt.
Im Süden nennt man sie Gelbrüben: https://www.duden.de/rechtschreibung/Gelbruebe