Warum nutzte man den Sozialdarwinismus, um den Imperialismus zu legitimieren?

4 Antworten

Das Argument der Sozialdarwinisten geht in etwa so:

Laut Darwin entwickelt sich ein System dann zum Optimum hin, wenn die Starken überleben und sich vermehren, während die Schwachen untergehen und sich nicht vermehren. Irgendwann gibt es dann nur noch Starke.

Dieses Argument dient in vielen Fällen tatsächlich oder vermeintlich Starken als Selbstrechtfertigung, ihre Stärke zum eigenen Vorteil hemmungslos auszunutzen zu dürfen ohne jegliche Rücksichtnahme auf vermeintlich schwächere.

Diese Argumentation diente den Kolonialisten als Rechtfertigung, in der dritten Welt zu wüten, die minderwertigen "Wilden" auszurotten und auszubeuten.

Diese Argumentation diente den Sklavenhaltern als Rechtfertigung, mit Sklaven nach eigenem Gutdünken umzugehen.

Diese Argumentation dient Imperialisten als Rechtfertigung, schwächere Länder zu erobern, zu unterdrücken und auszubeuten.

Diese Argumentation diente Hitler als Rechtfertigung, dass die überlegene arische Rasse "minderwertige Völker" wie Slawen und Juden unterdrücken, versklaven und ermorden durfte.

Diese Argumentation dient den Reichen Amerikas als Rechtfertigung, ihren Reichtum und Macht hemmungslos und mit allen Mitteln weiter mehren zu dürfen und irgendwelche Sozialleistungen für die Armen abzulehnen. Nur nebenbei: auch Trump ist offensichtlich ein überzeugter Sozialdarwinist, was viele seiner Handlungen erklärt.

Zunächst mal einige Vorbemerkungen, die wichtig sind, festzustellen;

Der Sozialdarwinismus ist keine legitime Übertragung der Evolutionstheorethischen Erkenntnisse Charles Darwin´s.

Warum ist das so?

  1. Darwin sprach NIE vom "Überleben des Stärkeren" (wie es der Sozialdarwinismus tut), sondern vom "Survival of the Fittest". Dies ist, im Evolutions- theorethischen Kontext seiner Arbeiten SO zu verstehen, das eine Art die andere aufgrund dessen überlebt, weil die Eine aufgrund ihrer Unfähigkeit (siehe unten), ausstirbt und die andere -in der jeweiligen Zeit und im jeweiligen Lebensraum, aufgrund ihrer zufälligen Genetischen Erbanlagen und ihrer so erworbenen Eigenschaften, in demselben Lebensraum besser angepasst ist,

ODER

sich in einem für das Überleben notwendigen Zeitraum besser (= ausreichend schnell, um dem Aussterben zu entgehen), in diesem Lebensraum und seinen Herausforderungen an das Überleben, (Beispiele; Große Hitze, Trockenheit, geringe bzw. unzugängliche Nahrungsvorkommen, Viele Fressfeinde, etc.)anpassen kann!

Nochmal zur Klärung;

Damit eine Art in einem bestimmten Kontext überlebt, muss sie sich rechtzeitig an einen neuen oder kürzlich geänderten Lebensraum anpassen können, d.h. ihre Eigenschaften (Zb; Aufrechterhaltung der Körpertemperatur vs. Wechselwarmer, Vielseitigkeit der akzeptablen Nahrungsformen und für viele Nahrungsformen geeignetes Verdauungssystem (inkl. Zähne!), Brutpflege und Nesthocker vs. Nestflüchter-Verhalten sowie Geschwindigkeit der Reproduktionsfähigkeit) so nutzen können, das sie, ungeachtet der Widrigkeiten in diesem Lebensraum, überleben kann.

Während viele Arten bei einer Änderung des Lebensraumes (zb. Trockenheit, Veränderung der Landschaft infolge des Klimawandels), einfach aussterben, schaffen es einige, wenige Arten, durch ihre genetischen Anlagen und Eigenschaften, einen entscheidenden Selektions-Vorteil zu erreichen. Dieser besteht eben in einer oder mehrerer Eigenschaften, die in diesem Lebensraum den entscheidenden Ausschlag zum Überleben geben.

Logischerweise geben dann diese Arten ihre Eigenschaften an ihre eigenen Nachkommen weiter- wodurch dann im Laufe sehr langer Zeiträume immer weitere Unterschiede in Äußerlichkeiten, Körperbau, Organen, Sinneswahrnehmungen und vielen anderen Fähigkeiten entstehen.

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Soweit die THeorie. Vielleicht dürfte dir dies schon bekannt sein. Jetzt im Absatz 2 das Problem mit dem Sozialdarwinismus.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

(Teil 2)

Natürlich ist dies genau das, was die Evolution ausmacht. Wären diese Selektionsvorteile nicht vorhanden gewesen, alles Leben auf der Erde wäre nie über den Stand einer einfachen EInzelligen Lebensform hinausgelangt.

Der entscheidende Motor der Evolution ist also;

--Genetische Mutation (zufällig und durch die kosmische Strahlung als Mutagen)

-- Ein eintretender Selektionsdruck durch die Veränderung des Lebensraumes

und!

-- der daraus folgende evolutionäre Wettbewerb.

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Aber hieraus zu schlussfolgern- so wie es die Sozialdarwinisten getan haben- eine "Höher" entwickelte Art ,(wer entscheidet eigentlich, WELCHE Art "Höher" entwickelt ist?), wäre "stärker"- also immer und überall einer anderen gegenüber im Vorteil-, diese Lesart ist rundheraus Falsch!

Denn ich sagte ja bereits; Dieser Evolutionsvorteil (aufgrund von Eigenschaften), gilt nur für diesen bestimmten Lebensraum (und für eine bestimmte Zeit, d.h. solange die Lebensbedingungen dort konstant bleiben).

Ändern sich die Lebensbedingungen, geht das ganze Spiel wieder von vorne los und die Arten bzw. Individuen mit den jeweils am besten geeignetsten EIgenschaften werden von der Natur begünstigt, während die anderen wahrscheinlich aussterben werden- wenn sie nicht in einen anderen Lebensraum ausweichen können.

Die Sozialdarwinisten haben, aus einer im zeitlichen Kontext heraus existierenden rassistisch- europa-zentrischen Weltsicht heraus, die gerade frisch aufkommende Evolutionstheorie und andere wissenschaftliche Erkenntnisse dafür benutzt und pervertiert, ihre bereits existierenden Ressentiments und ihr Überlegenheitsgefühl , (auch; Religiöses Sendungsbewusstsein), anderen Menschlichen Völkern gegenüber zu legitimieren.

Das die weisse , bzw. europäische Rasse eben NICHT (in einem Darwinistischen Sinne), gegenüber den afrikanischen, slawischen oder indianischen Stämmen gegenüber überlegen war, zeigt sich schon an drei Beispielen;

1.) Die heutige Genetische Forschung kann zweifelsfrei belegen, das unsere genetischen Erbanlagen auf dem ganzen Globus,(will sagen, egal welche Volkszugehörigkeit), praktisch zu 100% identisch sind.

Geringe auftretende Unterschiede im Verhalten, Intelligenz und Aussehen, sind zum einen auf die Erziehung und die kulturellen Hintergründe und Sozialisation sowie auf Traditionen innerhalb der Kulturen zurückzuführen, nicht auf abweichende genetische Eigenschaften.

Verschiedene Erscheinungsmerkmale haben damit zu tun, das sich die einzelnen Volkstämme aus einer Stammform heraus, über den ganzen Erdball verteilt, und an die jeweiligen Lebensbedingungen optimal angepasst haben.

2.) Die Gleichberechtigung der genetischen Erbanlagen (nicht der durch die Zivilisation erzeugte Bildung und Intelligenz!), zeigt sich zb. darin, das ein Hellhäutiger Mensch im brütenden Klima Zentral-Afrikas bei weitem im Nachteil wäre, während die dunklere Hautfarbe die Sonne absorbiert. Genauso würde ein Europäer, der aus der Zivilisation stammend, keinerlei Erfahrungen mit der dortigen Umwelt gemacht hat, nicht lange dort überleben, während Ureinwohner wie Aborigines, Maori oder Massai bestens zurecht kämen. (Umgekehrt würden ebenso Probleme auftreten).

Bei gleichem Bildungsstand (zb. Schwarzhäutige Menschen in den USA- Also Afro-Amerikaner), können diese Menschen genau den gleichen Intelligenzgrad und dieselben Karrieren erreichen wie hellhäutige, also Anglo-Amerikaner, auch.

Wollte der Sozialdarwinismus Recht behalten,müssten solche Anpassungen unmöglich sein.

3.) Alle heutig lebenden Menschen- und das ist belegt, können miteinander fruchbar sein. Die Definition einer Art im biologischen Kontext lässt es aber nicht zu, das verschiedene Angehörige unterschiedlicher Arten dies miteinander können.

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Es lässt sich also abschliessend sagen; Der Sozialdarwinismus war eine- zeitlich durch erhebliche, kulturell bedingte Ressentiments bedingte, unzulässige Umdeutung und Transfer-Leistung der Darwinistischen Erkenntnisse, auf ein Feld, was mit den klaren Regeln der biologischen Prozesse im Laufe von Jahrmillionen rein gar nichts gemein hatte-- nämlich auf das Feld der Kultur- und Zivilisationsforschung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Folgende Anmerkungen; (Sorry, es ist eine Weile her, seit ich mich hiermit in einem schulischen Kontext beschäftigt habe). .-- A) Ich habe oben von der anderen Hautfarbe gesprochen. Natürlich weiß jeder, das eine dunkle Farbe die Sonne absorbiert (also das Material darunter aufheizt), während eine helle die Sonne reflektiert (und einen Kühlenden Effekt hervorruft). Was ich hier oben mit Selektionsvorteil in Schwarz-Afrika sagen wollte, bezieht sich aber nicht auf die Absorbierung/Reflexion des Sonnenlichts, sondern auf die Abschirmung der Haut. -- Die dunklere Pigmentierung schirmt die darunter liegenden Gewebeschichten weitaus besser ab, als eine hellere. Sonnenbrand und daraus resultierend, Krebserkrankungen, kommen daher bei dunkelhäutigen Menschen nicht so häufig vor. Anscheinend scheint dies in Afrika ein entscheidender Faktor gewesen zu sein- sonst wäre diese Eigenschaft bei den dort lebenden Menschen nie so entstanden.

--B) Mit den Anpassungen, die unmöglich sein sollten, meinte ich NATÜRLICH,

das, wenn der Sozialdarwinismus tatsächlich in der Natur gelten würde, die aus anderen Teilen der Erde stammenden Volksgruppen nicht dieselben Karriere-Formen oder Bildungsstände in der modernen Gesellschaft erreichen dürften, wie die europäischen oder amerikanischen Völker.

Es ist aber belegt!- das, gleiche Schul- und Universitätsbildung und sozioökonomische Lebensverhältnisse vorrausgesetzt, (dies ist ein entscheidender Faktor, wer eine Karriere , Akademischen Grad erreicht und wer nicht), praktisch vergleichbare Lebenswege (beruflicher Art), beschritten werden können!

Umgekehrt hat natürlich ein beliebiger Mensch auf der Welt, an einen anderen Ort oder eine andere Zeit versetzt, (Kultur, Umwelt, Lebensraum), einen gravierenden Nachteil. Nicht nur kulturell, sondern auch zu gewissem Grad biologisch, weil seine körperlichen Eigenschaften dort nicht gut angepasst sind.

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Ein Weisser, oder 100 Weisse, die mitten in einem Afrika des noch 18. Jahrhunderts ausgesetzt werden würden, (ohne ihre Technologie, Waffen, etc.) würde innerhalb kurzer Zeit dort untergehen. Es sei denn, sie würden dort die angemessenen Verhaltensweisen (inkl. Bau von Behausungen; Jagd, welche Früchte essbar sind und welche giftig, etc.), von Einheimischen lernen.