Warum musste man in der DDR sehr lange auf ein neues Auto warten?

9 Antworten

Die DDR war ein kleines und auch nicht gerade reiches Land, auch wenn die Politik einen anderen Eindruck zu vermitteln versuchte.

Die DDR Mark war nicht konvertierbar, daher konnte die DDR damit in westlichen Ländern nicht einkaufen. Das ging nur mit Devisen (also z.B. US$ oder DM). Ein weiteres Problem war die CoCom-Liste, die den Einkauf beschränkte.

So erhielt z.B. der Trabant seine Duroplast Karosse um Stahl zu sparen.

https://www.youtube.com/watch?v=emoF0EFxjjA

Planwirtschaft hat in so einem System den Nachteil, das von allem immer zu wenig vorhanden ist. So wurde vor allem der Mangel verteilt. Der Fokus der Planwirtschaft lag auf der Schwer- und Chemieindustrie. In den letzten Jahren auf der Halbleiterfertigung.

Die PKW-Produktion war von geringer Bedeutung, was Du in dem Film auch an den veralteten Produktionsmitteln sehen kannst. Dadurch gab es viel mehr kaufwillige Kunden als ausgelieferte Fahrzeuge. Dadurch entstand eine immer längere Warteliste und ein völlig überteuerter Gebrauchtwagenmarkt.

Es gab in der DDR eine Planwirtschaft. Also der Staat, genauer das Politbüro des ZK der SED legte genau fest wie viel von einem Artikel hergestellt werden durfte. Dies hatte damit zu tun, wie viel Material zur Verfügung stand und wie viel Nachfrage ihrer Ansicht nach herrschte. Da das nicht täglich geht, hat man Vier- oder Fünfjahrespläne aufgestellt. Weiterer Nachteil: wenn das Plansoll erfüllt war, konnte man gut die Hände in den Schoss legen.

Wenig Material machte die Herstellung von Autos sehr langsam. Hinzu kam natürlich, dass die Regierung die Menschen im Land halten wollte - Autos wecken die Begehrlichkeit zu reisen, also auch das Land verlassen zu wollen. Dies war sicherlich auch ein Grund die Autoherstellung zu verzögern.

Mein Onkel bestellte sich einen Trabant und musste 13 Jahre warten - bekam es aber, aufgrund der Wende, nicht mehr.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Weil die Industrie in der DDR nicht leistungsfähig genug war um ausreichend zu produzieren. Die Autos wurden vom Staat sehr billig gehalten so dass die meistens sich eins leisten konnten. Die Fabriken konnten die Nachfrage nicht decken, für einen Ausbau war kein Geld da. Allerdings konnte man dort auch gebrauchte Autos kaufen, für die musste man nicht so lange warten :).

Salue

Angesichts der Globalisierung ist es schwierig sich vorzustellen, wie ein 20 Millionen-Bürger-Staat alles selber produzieren muss. Vom Auto, über den Kühlschrank bis zum Büchsenöffner.

Hightech (z.B. Lokomotiven) musste man für die Russen bauen, damit man Metall und Treibstoff bekam. Dann wurde für den Westexport gebaut, denn man brauchte Devisen.

In letzter Priorität lagen "Luxusgüter" für die eigenen Leute. Man kratzte zusammen, was an Material und Produktionsmittel vorhanden war. Das war ab den 1980er Jahren immer weniger.

Tellensohn

weil erst mal die autos ans ausland verkauft wurden (ich denke Ungarn) nur was übrig blieb bekamen die Leute im Land. Und da natürlich nicht so extrem hart gearbeitet wurde wie im Westen, gabs keine Überproduktion. Neue Werke wurden auch keine gebaut. Wäre die DDR noch 40 Jahre länger gegangen hätte sich die Wartezeit noch verdoppelt ... es sei denn das Ausland hätte irgendwann keinen Bedarf mehr gehabt.

buma1978  16.07.2019, 08:26

Einen Aspekt möchte ich kritisieren, pauschal zu behaupten das in der DDR nicht hart gearbeitet wurde ist falsch.

So haben wir z.B. für Olivetti Schreibmaschinen gefertigt, die italienischen Technologen kamen zu uns, da wir gegenüber den anderen Werken etwa 130% Produktionsausstoß erreicht haben ohne dabei die Qualität zu beeinträchtigen.

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