Warum muss ich bei Nostalgie immer weinen?

11 Antworten

Gute Frage, die ich mir auch öfter mal gestellt habe, aber nicht hier.

Ich kenne das vor allem bei Musik, die ich finde, bei der ich mich sofort an einen Ort oder an eine Person erinnere. Auch gewisse Gerüche, die nur ganz selten kommen sind für mich meist sofort mit irgendeiner schönen Erinnerung oder speziellen Person assoziiert.

Zunächst mal, ganz trocken, ist es so, dass man sich (besser gesagt das Gehirn unbewusst) die Vergangenheit schönmalt und alle negativen Dinge rausfiltert, was einerseits schön ist, andererseits auch schade sich zu vergewissern.

Das schnell beiseite, teile ich dein Empfinden sehr, dass die Kindheit auf jeden Fall pflichtenloser und aufregender war. Besonders, da es mir so vorkam, als wäre alles eine große Erkundungstour auf der die Grundeinstellung zu allem schon einmal positiv ist. Wenn man Kinder getroffen hat, waren die per Standard einfach schonmal freundlich, genauso wie die Eisverkäuferin, der Postbote oder der Metzger, der immer Wurstproben verteilt hat, auch im größten Stress sich immer dazu hinreißen lassen haben, eben doch noch was Nettes zu einem zu sagen.

Es scheint so, als hätte man im Kontakt mit Erwachsenen keinen Nerv mehr dazu. Man wird eher wie eine Akte behandelt, aus rein rationaler Sicht. Auch Freundschaften sind aufgrund der Pflichten, die jeder hat ganz anders, als sie mal waren, viel weniger wagemutig. Jeder setzt sich in gewisser Weise fest.

Es gibt aber auch Menschen, die nicht so sind, das fällt mir immer besonders positiv auf, vielleicht noch mehr, als jedes andere Merkmal, das man haben kann. Ich könnte sofort allesamt nennen. Vor allem aber sind es bei mir die Omas, die eine ganz andere Sichtweise auf die Dinge haben, die irgendwie nicht ganz reinpasst, aber viel besser als alles Anderen ist. Leider kommt man damit nicht weit und genau darin liegt für mich die Tristesse der heutigen Gesellschaft (ja die böse, böse Gesellschaft ist wieder an allem Schuld), und das sage genau ich als jemand, der sich so viel mit Technik beschäftigt, die mitunter einer der größten Quellen für diese, in meiner Sicht, Verschlechterung ist.

Vielleicht liegt es daran, dass einem die wahren Antagonisten wie Hunger und Not fehlen, die dazu geführt haben, dass die Gesellschaft vor allem auf Zusammenhalt ausgelegt war. Vielleicht war es aber auch nur, dass man als Kind im Dorf von dem ganzen Konkurrenzdenken verschont geblieben ist, oder bewusst abgeschirmt wurde, und auch wenn das Verblendung war, wäre ich dafür dankbar, denn es hat meine Kindheit stark in positiver Weise bereichert.

Oder um es in Worten von David Gilmour auszudrücken:

The grass was greener
The light was brighter
The taste was sweeter
The nights of wonder
With friends surrounded
The dawn mist glowing
The water flowing
The endless river
Forever and ever

Jedenfalls ist es einfach so, dass für mich das Früher im Vergleich zum Heute so perfekt war, dass das Heute bei mir eigentlich kaum eine Chance hat und jeder weitere Rückschlag setzt dem nur noch mehr zu, allerdings bin ich in einer anderen Hinsicht auch Dankbar, dass das Früher so schön war, wie es war. Doch das ist sicherlich nicht für alle so, oder sie können das selbst beim Erinnern ausblenden.

Allerdings ist es für mich insgesamt nicht ein trauriges Gefühl, sondern eigentlich ein im inneren sehr glückliches, aber hoffnungsloses. Vielleicht in einem Begriff, den die deutsche Sprache zum Glück hergibt: Weltschmerz.

Man trauert einer schönen Zeit mit seiner gefühlt sicheren Umgebung hinterher, die unwiederbringlich vorbei ist und nur noch in den Köpfen existiert.
Da wird jeder Mensch nachdenklich.

Dein zweiter Teil der Frage hat nichts mit Nostalgie zu tun, da liegt nahe, dass eine akute Erkrankung vorliegt, die behandelt werden muss.

Bei Nostalgie verspüre ich eine seltsame Mischung aus Melancholie und Freude. Das eigene Leben in die Hand zu nehmen ist zugleich eine Chance. Depressionen lassen sich (meistens) behandeln. Alles Gute!

Chribbe276 
Fragesteller
 22.08.2020, 23:28

Danke

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Bei mir ist es genauso. Ich kann einfach nicht in der jetztigen Zeit leben. Ich habe Angst vor dem „jetzt“ und der Zukunft. Ich denke durchgehend nur an die Vergangenheit und bin nur traurig.. Auch bei Musik höre ich nur Sachen aus den frühen 2000ern, ich mache alles um mich wieder wie früher zu fühlen. Ich kann das alles einfach nicht mehr

Du willst jemanden, der kommt und die Verantwortung für dich übernimmt.

Du wirst deiner Verantwortung, deinem freien Willen als Mensch nicht gerecht. Man hat dir diese Gabe gegeben, frei über dein Schicksal zu bestimmen, und du willst das freiwillig aufgeben, damit du Kinderserien gucken kannst.

Chribbe276 
Fragesteller
 22.08.2020, 23:28

😂😂

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