Warum kann ein Leben in einer Welt ohne objektive, absolute Gerechtigkeit dennoch lebenswert sein?

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Bedenke doch, dass "Gerechtigkeit" kein Messwert ist, der eingehalten oder verfehlt werden kann. Gerechtigkeit ist grundsätzlich von Vereinbarungen innerhalb einer Interessengemeinschaft abhängig. Allein die Tatsache, dass Besoldungen für unterschiedliche Dienstleistungen (eine Stunde als Küchenhilfe; eine Stunde als Opernsänger; eine Stunde als Arzt für Unfallrettung; eine Stunde als Sportlehrer; eine Stunde als Dönerverkäufer) komplett unterschiedlich bewertet und demzufolge auch bezahlt werden, ist doch schon der Beweis, dass die unterschiedlichen Bezahlungen für die genannten Dienstleistungen ausgehandelt werden müssen. Da müssen Argumente eingebracht, diskutiert, in Frage gestellt und wieder diskutiert werden, bis schließlich alle Beteiligten so "in etwa" einer Meinung sind, dass die Unterschiede so und so sein sollten - allerdings immer nur, wenn die Nachfrage so bleibt, wie sie im Moment ist. Werden dann z.B. Sportlehrer weniger gefragt, können diese ihre gewohnten Honorare nicht mehr verlangen. Sie müssen Einbußen in Kauf nehmen.

Bilanz: Gerechtigkeit ist ein anzustrebendes Gut, das vielfältigen und sehr unterschiedlichen Beurteilungen unterliegt, und das stets in gewissen Zeitabständen unter den Beteiligten ausgehandelt werden muss. Dabei haben wir noch nicht einmal aufgezeigt, wie viele unterschiedliche "Gerechtigkeiten" es gibt (Gerechtigkeit vor dem Gesetzt, Chancengerechtigkeit, Lohngerechtigkeit, Altersgerechtigkeit, ethnische Gerechtigkeit, Verteilungsgerechtigkeit, usw, usw).

Dass das Leben im Lichte all dieser auszuhandelnden Gerechtigkeiten in jedem Fall lebenswert sein kann, das steht außer allem Zweifel.

Offensichtlich gibt es keine objektive, absolute Gerechtigkeit und es kann sie auch nicht geben. Wir wünschen uns Gerechtigkeit. Aber. Sie ist subjektiv, unterliegt immer menschlicher Beurteilung und kann von niemanden auf dieser Erde wirklich durchgesetzt werden.

Was kann ich dann tun? Der erste Schritt ist, sich von dieser Vorstellung zu lösen. Sie führt nur zu falschen Erwartungen.

Und. Das Leben kann sehr lebenswert sein, ohne diese Vorstellung von Gerechtigkeit. Es kann dir gut gehen – ohne dass du dafür etwas Besonderes getan hast. Selbst, wenn du das in deinen Augen oder in den Augen anderer gar nicht verdienst.

Und. Du kannst darüber nachdenken, was für dich das Leben lebenswert macht, was du dafür tun kannst. Dann läuft deine Frage auf eine Suche nach dem Sinn des Lebens hinaus. Weswegen bist du auf dieser Welt und was ist deine Aufgabe hier?

Ich meine, es gibt keine Objektive Gerechtigkeit. Die Suche danach dürfte sinnlos sein.

Rechte basieren auf Vereinbarungen des Kollektivs und können unter ungünstigen Umständen sehr schnell verloren gehen.

Bei Erbangelegenheiten geraten Menschen, die sich ungerecht behandelt fühlen, sehr schnell in Wut oder Kummer. Sie können nicht einsehen, dass sie vor dem Leben überhaupt keinen Anspruch auf ein Erbe haben, sondern das Erbe ein Geschenk das Lebens ist.

Wenn man das Zerbrechliche der menschlich definierten Rechte anerkennt und eher in die Dankbarkeit geht, verliert der Gedanke an Gerechtigkeit sehr schnell an Kraft. Dann wird klar, dass einzig das Leben oder Gott gerecht ist, obwohl wir seine Gerechtigkeit nicht immer nachvollziehen können.

Kann es nicht, da man in so einer Welt, rein wie ein Tier leben würde, nicht aber wie ein Mensch. Denn was den Menschen vom Tier unterscheidet, ist die Fähigkeit höher lieben und höher denken zu können. Wenn man das jedoch nicht tut, ist man nur ein Tier.

Höher zu Lieben heißt jedoch, nicht nur die Seinen zu lieben, sondern auch Menschen, die einem nichts Gutes wollen. Darin verborgen liegt wahre Gerechtigkeit, ohne die, wie gesagt, man nur ein Tier ist.

Nun aber dazu, ob es absolute Gerechtigkeit gibt:
Gerechtigkeit ist, dass die Dinge in ihrem natürlichen Zustand sind. Dabei wird im innersten Sinn die göttliche Natur bezeichnet (wenn man nun nicht an Gott glaubt, wäre es trotz dem möglich, mein Argument zu verstehen). Wenn nun aber alles einen natürlichen Zustand hat, und Gerechtigkeit der natürlichen Zustand ist, so gibt es dementsprechend auch eine absolute Gerechtigkeit, was nichts anderes ist, als Gerechtigkeit ohne das Adjektiv davor.

Es gibt keine objektive Gerechtigkeit, daher muss man die Welt diesbezüglich so nehmen wie sie ist.