Warum ist moderne Kunst oft bewusst häßlich und warum ist jeder ein Unmensch, der sie nicht verrehrt?
Ist das noch immer um sich von etwas zu distanzieren, dass schon ewig aus ist?
7 Antworten
Hallo,
Kunst aktueller Zeitströmung sucht nicht selten nach einer Ästhetik abseits des bisher Gewohnten - sie ist daher nicht bewußt häßlich, sondern ungewohnt für die Sehgewohnheiten.
Kunst muss man nicht verehren - Kunst als Ausdrucksform des Menschen hat viele Facetten und Funktionen - sie kann auch begeistern und bei manchen entsteht daraus Verehrung - ein gesundes Maß an Distanz bei der Rezeption aller Arten von Kunst halte ich für sinnvoll.
Soweit meine Meinung
LG
Jo
Wenn Menschen dich als Unmensch bezeichnen, weil dir ein Kunstwerk nicht gefällt, solltest du vielleicht mit anderen Leuten über Kunst reden.
Kunst ist Geschmacksache.
Auch ob Kunst hässlich sein soll, darf, muss oder eben gerade nicht, ist reine Ansichtssache und dazu auch noch Moden unterworfen.
Es gab eine Zeit, da gab es nur sakrale Kunst. Dann gab es eine Zeit, da stellten sich Herrscher gerne auf Abbildern dar. Es gab eine Zeit, wo man die Natur, Bräuche oder Veränderungen der Gesellschaft auf Bildern darstellte.
Mit der Erfindung der Fotografie verlor die fotorealistische Darstellung aber viel von ihrer Daseinsberechtigung.
Es ging dann immer mehr darum, innere Empfindungen darzustellen. Und da viele Menschen heute finden, die Welt sei ziemlich kaputt, gibt es auch Leute, die finden, nur hässliche Kunstwerke könne die wahre Realität widergeben.
Man darf Kunst aber auch benutzen, um eine Vision der Welt zu erschaffen, wie wir sie gerne hätten. Oder Ablenkung, Inspiration oder sonst etwas zu suchen.
Wie gesagt: Es ist jedem selbst überlassen, was Kunst für ihn bedeutet.
Warum ist moderne Kunst oft bewusst häßlich und warum ist jeder ein Unmensch, der sie nicht verrehrt?
Ich halte die Aussage für eine falsche Prämisse. Bekanntlich gilt ex falso quodlibet, daher kann ich auf deine "Frage" antworten mit
Weil ich genau so gut malen kann wie Salvador Dalí.
Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Ich mag zum Beispiel die Bilder van Goghs sehr gerne und finde sie schön. Auch wenn seine Zeitgenossen das anders sahen.
Ergänzen möchte ich meine Antwort mit den Versen von Robert Gernhardt:
Nachdem er durch Metzingen gegangen war
Dich will ich loben: Häßliches,
du hast so was Verläßliches.
Das Schöne schwindet, scheidet flieht –
fast tut es weh, wenn man es sieht.
Wer Schönes anschaut, spürt die Zeit,
und Zeit meint stets: Bald ist’s soweit.
Das Schöne gibt uns Grund zur Trauer.
Das Häßliche erfreut durch Dauer.
1984
Man sollte sich Kunst mit Respekt und Offenheit nähern. Das heißt nicht, dass man alles gut finden muss!
Nur wenn du dich auf ein Kunstwerk einlässt, kann es dir auch irgendwas geben. Wenn du ihm keine Chance gibst, weil du es von vornherein ablehnst, hast du nichts davon. Ein Unmensch bist du deswegen natürlich noch lange nicht.