Warum ist Getreide kein obst Gemüse?

3 Antworten

Die Definition von Gemüse ist bissl blöd.

Gemüse: "Pflanzen, deren verschiedene Teile in rohem oder gekochtem Zustand als Nahrung dienen"
So könnte man meinen, Mais wäre ein Gemüse, weil die Teile in rohem oder gekochtem Zustand als Nahrung dienen können. Aber es ist ein Getreide.

Die Definition von Getreide ist aber klarer. "Als Getreide (mhd. getregede, eigentlich „das [von der Erde] Getragene“) oder Korn werden einerseits die meist einjährigen Pflanzen der Familie der Süßgräser bezeichnet, die wegen ihrer Körnerfrüchte (Karyopsen) kultiviert werden, andererseits die geernteten Körnerfrüchte."

Dabei ist zu beachten dass Körnerfrüchte keine "Früchte"(Obst) sind.

Die Definition von Gemüse muss aber überarbeitet werden.
Aktuell ist man sich da sogar über die Kartoffel uneinig. In vielen Ländern ist die Kartoffel ein Gemüse.
In Deutschland ist aber die Kartoffel auch Getreide. Aber darüber wird immernoch gestritten in manchen Kreisen.

Am Anfang einer Definition wie "Gemüse", "Obst" oder "Getreide" steht zunächst ein Gefühl, es gäbe etwas, das man von anderen ähnlichen Dingen abgrenzen müsste, um besser darüber reden zu können. Dummerweise gibt es dann fast immer Grenzgänger, die nicht recht in die Definition passen wollen (Tomaten, Kürbisse, Pilze, Mais).

Ich als Mathematiker halte die Definition von Gemüse als essbare Pflanzenteile dafür eigentlich für sehr gelungen. Das bedeutet aber, dass Getreide und Obst spezielles Gemüse sind. Ich sehe darin kein Problem. Man beschwert sich ja auch nicht: "Das ist kein Hund, das ist ein Dackel".

Schwierig wäre nur, wenn für jemanden etwas dagegen spräche, Getreide als ein spezielles Gemüse anzusehen. Der wäre dann in der Bringschuld zu erklären, was für ihn denn Gemüse ausmache. Wenn man das Gemüse nun aber begrifflich gegen Getreide und Obst abgrenzen möchte, so ergäbe sich gewiss das Problem, dass man dann essbare Pflanzen begrifflich nicht erfassen, also übersehen würde. Etwa irgendwelche neuen Kreuzungen von Grenzgängern...

Ich sehe keinen Sinn in einem abgrenzenden Begriff für Gemüse, das weder Getreide noch Obst sein soll. Interessanter ist doch, dass die recht einfache Definition trotzdem lückenhaft und missverständlich bleibt. Denn die Essbarkeit wird ja wohl aus menschlicher Sicht bewertet. Stechapfel wird ja nicht dadurch zum Gemüse, dass er für Insektenarten essbar ist. Für Hunde wiederum sind Kakaobohnen giftig, die für uns verträglich sind. Und dann gibt es Unverträglichkeiten und Allergien bei Menschen, die begrifflich streng genommen bedeuten müssten, dass eine Frucht für den einen Menschen Gemüse ist, für einen anderen hingegen nicht.

Die Unschärfe von Begriffen ist ein Problem in allen Naturwissenschaften. Das ist durchaus ein Problem in der Überprüfung von Hypothesen. Das ist eine Schwäche der Empirik, die komplexen Beobachtungen einen gemeinsamen Namen geben möchte, wo bei genauerer Betrachtung die Gemeinsamkeiten verloren gehen. So hat Platon wohl das Bedürfnis gehabt den Menschen als etwas Besonderes von den Tieren abzugrenzen und ihn als federlosen Zweibeiner definiert. Wie unnötig. Daraufhin brachte ihm Diogenes angeblich ein gerupftes Huhn in die Akademie: "Da hast du deinen Menschen".

Wissenschaftlich interessanter sollten daher Begriffe sein, die sich aufgrund theoretischer Überlegungen ergeben und daher besser nachprüfbar sind.

Das sind historisch bedingte Kategorisierungen. Die Unterscheidung hat sich so ergeben.